HANNOVER (dpa) — Zahlrei­che Genos­sen wollen den Altkanz­ler wegen seiner Nähe zu Kreml­chef Putin aus der SPD werfen — doch die recht­li­chen Hürden sind hoch. Nun soll die Entschei­dung fallen.

Beim Partei­ord­nungs­ver­fah­ren der SPD gegen den vielfach kriti­sier­ten Altkanz­ler Gerhard Schrö­der (SPD) wird es voraus­sicht­lich an diesem Montag eine Entschei­dung geben. Wann genau im Laufe des Tages, konnte der Geschäfts­füh­rer des SPD-Bezirks Hanno­ver, Chris­toph Matter­ne, zunächst aber nicht sagen.

Zustän­dig für das Partei­ord­nungs­ver­fah­ren ist die Schieds­kom­mis­si­on des SPD-Unter­be­zirks Region Hanno­ver, weil Schrö­der Mitglied des dazu gehören­den Ortsver­eins Oststadt-Zoo ist. Nach dem Unter­be­zirk sind bis zu zwei weite­re Instan­zen möglich: der SPD-Bezirk Hanno­ver sowie die SPD-Bundesschiedskommission.

Kritik an Schrö­ders Nähe zu Putin

Schrö­der steht seit langem wegen seiner Nähe zu Kreml­chef Wladi­mir Putin und zur russi­schen Öl- und Gaswirt­schaft in der Kritik. Auch nach der russi­schen Invasi­on in die Ukrai­ne im Febru­ar hat er sich nach Auffas­sung auch vieler SPD-Genos­sen nicht ausrei­chend von Russland distanziert.

Gleich 17 regio­na­le Partei­ver­ei­ne haben deshalb das Ordnungs­ver­fah­ren gegen ihn beantragt; hinzu kamen weite­re Anträ­ge, die den forma­len Vorga­ben nicht entspra­chen. Die Schieds­kom­mis­si­on in Hanno­ver hatte im Verfah­ren Mitte Juli partei­öf­fent­lich, aber unter Ausschluss der Medien verhan­delt. Schrö­der selbst war dazu nicht erschie­nen und hatte auch keinen Anwalt geschickt. Gegen die Entschei­dung der Schieds­kom­mis­si­on des SPD-Unter­be­zirks Region Hanno­ver kann binnen zwei Wochen Berufung einge­legt werden.

Hohe recht­li­che Hürden

Die recht­li­chen Hürden für eine Partei­stra­fe oder gar einen Ausschluss sind aller­dings sehr hoch. Sollte die Schieds­kom­mis­si­on zu dem Schluss kommen, dass Schrö­der der Partei schwe­ren Schaden zugefügt hat, wären auch eine Rüge oder ein zeitwei­li­ges Ruhen der Mitglieds­rech­te als Partei­stra­fen möglich.

Die SPD-Co-Vorsit­zen­de Saskia Esken hatte Schrö­der für seine jüngs­ten Äußerun­gen über eine angeb­li­che Verhand­lungs­be­reit­schaft von Russlands Präsi­dent Wladi­mir Putin im Ukrai­ne-Krieg scharf kriti­siert. «Gerhard Schrö­der agiert nicht als Ex-Kanzler, sondern als Geschäfts­mann, und so sollten wir seine Äußerun­gen auch inter­pre­tie­ren», sagte Esken den Zeitun­gen der Funke-Medien­grup­pe. «Mit allem, was er tut und sagt, handelt er im eigenen Inter­es­se und in dem seiner Geschäftspartner.»

Inter­view sorgte für Aufregung

Ende Juli war der Altkanz­ler erneut zu Besuch bei Putin in Moskau und gab anschlie­ßend dem Magazin «Stern» sowie den Sendern RTL und ntv ein Inter­view, in dem er mit Blick auf den Ukrai­ne-Krieg behaup­te­te: «Die gute Nachricht heißt: Der Kreml will eine Verhand­lungs­lö­sung.» Diese und andere Äußerun­gen in dem Inter­view stießen in Deutsch­land partei­über­grei­fend, aber auch inter­na­tio­nal auf massi­ve Kritik.

Esken sagte zu dem Partei­ord­nungs­ver­fah­ren: «Es liegen zahlrei­che Anträ­ge dazu vor, und das Partei­ord­nungs­ver­fah­ren läuft. Wie das ausgeht, hängt nicht von meiner Meinung ab, das ist eine juris­ti­sche Frage.» Die SPD-Chefin selbst hatte Schrö­der bereits vor einigen Monaten den Partei­aus­tritt nahegelegt.