Bereits im März und zuletzt am Montag bebte die Erde im EU- und Urlaubs­land Kroati­en. Das Ausmaß des neues­ten und bislang stärks­ten Bebens ist viel schlimmer.

Ein schwe­res Erdbe­ben hat am Diens­tag in den Mittags­stun­den Kroati­en getrof­fen. Die Zentren der Klein­städ­te Sisak und Petrin­ja südöst­lich von Zagreb lagen in Trümmern, wie kroati­sche Medien berichteten.

Mindes­tens fünf Menschen starben, unter ihnen ein zwölf­jäh­ri­ges Mädchen. Seismo­lo­gen gaben die Stärke mit 6,4 an. Das Epizen­trum des zweiten Bebens in Kroati­en inner­halb von 30 Stunden lag 45 Kilome­ter südöst­lich von Zagreb. In Petrin­ja berich­te­te ein Repor­ter der Tages­zei­tung «Jutarn­ji List» von drama­ti­schen Szenen. Sirenen von Feuer­wehr- und Ambulanz­wa­gen hallten durch die Stadt, bald zeigte sich ein Bild der Verwüs­tung. Aus Angst vor weite­ren Erdstö­ßen zogen sich Bewoh­ner in den kleinen Stadt­park zurück. Rettungs­mann­schaf­ten suchten unter Trümmern nach Verschütteten.

Jede Hilfe zu spät kam für ein kleines Mädchen — herab­fal­len­de Trümmer hatten es erschla­gen. Bürger­meis­ter Darinko Dumbo­vic bestä­tig­te den Tod des Kindes: «Es ist schreck­lich, es gibt Opfer, es gibt Verletz­te. Wir sahen, wie ein Kind auf dem Haupt­platz starb», sagte er dem Nachrich­ten­por­tal «24sata.hr». 20 Bewoh­ner der Stadt wurden mit Verlet­zun­gen ins Kranken­haus gebracht.

Vier Menschen starben im Dorf Majske Polin­je westlich von Petrin­ja. Es handel­te sich um vier Männer, unter ihnen ein Vater und sein Sohn, die in ihren Häusern unter den Trümmern begra­ben wurden, berich­te­te «24sata.hr» unter Berufung auf eine Kommunalpolitikerin.

Auch die Kreis­haupt­stadt Sisak war schwer betrof­fen. Der Sitz der Stadt­ver­wal­tung sei zur Hälfte einge­stürzt, sagte Bürger­meis­te­rin Kristi­na Ikic-Banicek dem kroati­schen Fernse­hen HRT. Die Gemein­de­be­diens­te­ten konnten sich jedoch alle in Sicher­heit bringen, fügte sie hinzu. In ihrer Stadt habe es einige Leicht­ver­letz­te gegeben, die ärztlich versorgt wurden.

In der Haupt­stadt Zagreb gab es beträcht­li­che Sachschä­den. Das Beben war in ganz Kroati­en, aber auch in Öster­reich, Ungarn, Itali­en, Slowe­ni­en, Bosni­en-Herze­go­wi­na, sogar in Tsche­chi­en und der Slowa­kei zu spüren.

Slowe­ni­en schal­te­te deshalb das Atomkraft­werk Krsko ab, melde­te die Nachrich­ten­agen­tur STA. Es liegt unmit­tel­bar an der Grenze zu Kroati­en. Eine Abschal­tung sei in solchen Situa­tio­nen Standard, hieß es. In der südun­ga­ri­schen Stadt Pecs (Fünfkir­chen) war der Erdstoß so stark zu spüren, dass die Behör­den ein Großkauf­haus räumen ließen, berich­te­te das lokale Portal «bama.hu».

Erst am Montag waren im selben Gebiet Kroati­ens Erdstö­ße der Stärke 5,2 und 5,0 verzeich­net worden. Im März hatte ein Erdbe­ben der Stärke 5,4 in Zagreb große Schäden angerich­tet. Eine Jugend­li­che war gestor­ben, mehr als zwei Dutzend Menschen waren verletzt worden.

EU-Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen sagte umgehend Hilfe zu. «Wir sind bereit zu unter­stüt­zen», schrieb sie nach einem Gespräch mit Kroati­ens Minis­ter­prä­si­dent Andrej Plenko­vic auf Twitter. Sie habe den für humani­tä­re Hilfe zustän­di­gen EU-Kommis­sar Janez Lenar­cic gebeten, so bald wie möglich ins Erdbe­ben­ge­biet zu reisen. «Wir stehen an der Seite Kroati­ens», beton­te von der Leyen.

In den vergan­ge­nen Jahrzehn­ten hat die Balkan­re­gi­on immer wieder Erdbe­ben­ka­ta­stro­phen erlebt. Im Juli 1963 zerstör­te ein Beben das Zentrum von Skopje, der Haupt­stadt der damali­gen jugosla­wi­schen Teilre­pu­blik Mazedo­ni­en und des heuti­gen Nordma­ze­do­ni­ens. Mehr als 1000 Menschen starben. Im Oktober 1969 verwüs­te­te ein Erdbe­ben die nordbos­ni­sche Stadt Banja Luka, nur 100 Kilome­ter vom Epizen­trum des jüngs­ten Bebens in Kroati­en entfernt: 15 Menschen starben. Im März 1977 suchte ein Beben der Stärke 7,5 die rumäni­sche Haupt­stadt Bukarest heim — es gab 1600 Todesopfer.