STUTTGART (dpa/lsw) — In die Start-up-Szene im Südwes­ten fließt deutlich weniger Risiko­ka­pi­tal als in Berlin oder Bayern. Zuletzt gab es ein leich­tes Plus — der Löwen­an­teil des Geldes entfiel aber auf eine Firma.

Die Start-up-Szene im Südwes­ten hat 2022 entge­gen dem Bundes­trend etwas mehr Geld als im Vorjahr eintrei­ben können. Mit 646 Millio­nen Euro konnten Wachs­tums­fir­men im Südwes­ten aber deutlich weniger Kapital an Land ziehen als Start-ups in Berlin oder Bayern. Das geht aus einer am Mittwoch veröf­fent­lich­ten Auswer­tung der Beratungs­ge­sell­schaft EY hervor.

Über die Hälfte des gesam­ten Risiko­ka­pi­tals im Südwes­ten ging 2022 demnach an den Flugta­xi-Herstel­ler Voloc­op­ter. Die Firma aus Bruch­sal sammel­te rund 337 Millio­nen Euro von Inves­to­ren ein. Insge­samt stiegen die Invest­ments in Start-ups in Baden-Württem­berg binnen Jahres­frist um etwa 7,8 Prozent. Die Zahl der Finan­zie­rungs­run­den von 10 Millio­nen Euro und mehr stieg von 10 auf 16.

Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann hatte zuletzt mehr Geld aus der Wirtschaft für Start-ups gefor­dert. In den USA komme das sogenann­te Venture Capital auch von den Kapita­lis­ten, «da schrei­en nicht alle nach dem Staat wie bei uns», hatte der Grünen-Politi­ker im Dezem­ber gesagt. «Bei uns im Schwä­bi­schen und im Badischen könnten das noch mehr Unter­neh­mer sein, die auch großzü­gig investieren.»

Bundes­weit brachen die Zahlen nach einem Rekord­jahr 2021 um 43 Prozent ein. Die gesam­te Finan­zie­rungs­sum­me lag 2022 noch bei 9,9 Milli­ar­den Euro. Spitzen­rei­ter ist weiter Berlin, wo sich jedoch die Summe von 10,5 Milli­ar­den Euro im Vorjahr auf 4,9 Milli­ar­den Euro 2022 mehr als halbiert hat. In Start-ups in Bayern flossen vergan­ge­nes Jahr 2,4 Milli­ar­den Euro nach 4,4 Milli­ar­den Euro im Vorjahr. Baden-Württem­berg belegt im Länder­ver­gleich Platz drei.

Start-ups sind auf Inves­to­ren angewie­sen, da sie anfangs keine Gewin­ne schrei­ben. Große Fonds und Konzer­ne stecken Geld in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durch­set­zen. Angesichts steigen­der Zinsen sowie der Unsicher­heit um den Ukrai­ne-Krieg und die Konjunk­tur saß das Geld bei Inves­to­ren aber nicht mehr so locker.