Europa bekommt den dritten Corona-Impfstoff: Die Zulas­sung des Präpa­ra­tes von Astra­ze­ne­ca steht kurz bevor. Er ist billig und handlich. Aber: Wann wird gelie­fert? Und wirkt er auch bei Älteren?

AMSTERDAM (dpa) — Die Europäi­sche Arznei­mit­tel-Agentur (EMA) hat die beding­te Markt­zu­las­sung für den Corona-Impfstoff des britisch-schwe­di­schen Konzerns Astra­ze­ne­ca in der EU empfoh­len. Die Zulas­sung soll für Perso­nen ab 18 Jahren gelten. Das teilte die EMA in Amster­dam mit.

Die endgül­ti­ge Entschei­dung über die Zulas­sung muss nun die EU-Kommis­si­on treffen — das gilt als Formsa­che und könnte noch am Freitag erfol­gen. Damit ist der Weg frei für den dritten Impfstoff gegen Covid-19 in der EU.

In Großbri­tan­ni­en wird das Präpa­rat, das Astra­ze­ne­ca gemein­sam mit der Univer­si­tät Oxford entwi­ckelt hat, bereits seit Anfang Januar großflä­chig einge­setzt. In der EU sind bisher nur die Impfstof­fe der Herstel­ler Pfizer/Biontech sowie Moder­na zugelas­sen. Der Impfstoff von Astra­ze­ne­ca gilt als beson­ders preis­wert und handlich für Massen-Impfungen.

Trotz zuvor von anderen Exper­ten geäußer­ten Beden­ken empfeh­len die EMA-Exper­ten die Zulas­sung für Menschen aller Alters­stu­fen ab 18 Jahren. Auch wenn nur es nur vergleichs­wei­se wenige Testper­so­nen über 55 Jahre gegeben habe, sei dies zu vertre­ten. Die EMA begrün­det diese Entschei­dung mit den guten Test-Resul­ta­ten bei den übrigen Alters­grup­pen sowie Erfah­rungs­wer­ten mit anderen Impfstof­fen. Der Herstel­ler hatte zuvor Berich­te als falsch zurück­ge­wie­sen, dass der Impfstoff bei über 65-Jähri­gen nur zu acht Prozent wirksam sei.

Die große Frage ist jedoch: Wann wird der Impfstoff gelie­fert? Die EU-Kommis­si­on ist in einen offenen Streit mit dem Herstel­ler verstrickt. Wegen angeb­li­cher Produk­ti­ons­pro­ble­me sollen große Mengen des Impfstof­fes für Deutsch­land und andere EU-Länder erst Wochen oder Monate später gelie­fert werden. Die EU hatte insge­samt 400 Millio­nen Impfdo­sen geordert.

Die Daten zu diesem Wirkstoff seien gründ­lich geprüft worden, sagte EMA-Chefin Emer Cooke, «die wissen­schaft­li­che Basis unserer Arbeit unter­streicht unsere feste Verpflich­tung die Gesund­heit von EU-Bürgern sicher­zu­stel­len.» Auch nach der Empfeh­lung und einer beding­ten Markt­zu­las­sen würden die Exper­ten weiter­hin Daten zu Sicher­heit und Wirksam­keit überwachen.

Bei einer beding­ten Zulas­sung ist der Herstel­ler verpflich­tet, auch danach noch Daten etwa zur Langzeit­wir­kung an die EMA zu übermit­teln. Auch Angaben zu mögli­chen Neben­wir­kun­gen werden weiter­hin geprüft.