Corona-Krisen­run­den überall in Europa. Aber die Zahlen sehen vieler­orts nicht gut aus. Die Sorgen, dass es in den nächs­ten Tagen und Wochen noch schlim­mer kommt, sind groß.

Überall wird in Krisen­run­den beraten, wie eine zweite Welle verhin­dert werden kann. Ein Überblick über die Lage in einigen europäi­schen Staaten.

FRANKREICH melde­te am Wochen­en­de annähernd 27.000 Neu-Infek­tio­nen inner­halb von 24 Stunden — so viele wie noch nie seit Beginn der Pande­mie. Die Zahl machte damit noch mal einen deutli­chen Sprung nach oben. Die Zahl der Todes­fäl­le stieg bis Samstag­abend um 54 auf 32.684. Insge­samt leben in Frank­reich etwa 67 Millio­nen Menschen. In Großstäd­ten wie Paris, Lyon und Marseil­le gilt bereits die höchs­te Corona-Warnstu­fe. Dort mussten Bars und gastro­no­mi­sche Einrich­tun­gen, die keine Speisen verkau­fen, für zwei Wochen schließen.

In ITALIEN beraten Politik und Exper­ten fast täglich in Krisen­run­den über neue Schrit­te, um die weite­re Verbrei­tung des Virus zu stoppen. Das 60-Millio­nen-Einwoh­ner-Land, das im März Europas Corona-Hotspot war, zählte am Samstag 5724 neue Anste­ckun­gen binnen 24 Stunden. Es kamen 29 Covid-19-Tote hinzu — nun sind es 36.140 Opfer. Inzwi­schen muss auch im Freien Maske getra­gen werden. Jetzt berät die Regie­rung in Rom darüber, priva­te Feiern noch weiter einzu­schrän­ken. Auch Menschen­trau­ben, die abends vieler­orts vor Bars und Restau­rants zu sehen sind, könnten verbo­ten werden. Zudem drohen nach Medien­be­rich­ten Einschrän­kun­gen für den Amateur­sport in Gruppen.

GROSSBRITANNIEN steht nach Ansicht von Wissen­schaft­lern an einem «Schei­de­weg» in der Corona-Krise. Der Epide­mio­lo­ge Jonathan Van-Tam — ein Berater von Premier­mi­nis­ter Boris Johnson — sagte am Sonntag: «Leider wird in den kommen­den Wochen, genau wie die Nacht auf den Tag folgt, die Zahl der Todes­fäl­le zuneh­men.» Großbri­tan­ni­en mit seinen knapp 67 Millio­nen Einwoh­nern leidet sehr. Allein am Samstag wurden mehr als 15.000 Neuin­fek­tio­nen binnen 24 Stunden gemel­det. Zehntau­sen­de sind gestor­ben. Genaue Zahlen sind schwer zu bekom­men, weil Tests fehlen. Jeder Landes­teil entschei­det über seine eigenen Regeln. Johnson will Berich­ten zufol­ge am Montag ein neues dreistu­fi­ges Maßnah­men-Paket für England vorstellen.

SPANIEN ist mit 850.000 Infek­tio­nen ebenfalls schlimm betrof­fen. Die Zahl der Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner binnen sieben Tagen lag zuletzt bei 115. Im gleichen Zeitraum gab es 541 Tote. Der Anteil der Covid-19-Patien­ten in den Kranken­häu­sern steigt. Auch hier gilt Masken­pflicht im Freien. Viele Gebie­te und Gemein­den sind abgerie­gelt. Über die Haupt­stadt verhäng­te die Regie­rung für zwei Wochen den Notstand. Madrid und einige Voror­ten dürfen nur noch mit trifti­gem Grund verlas­sen werden — etwa für den Weg zur Arbeit oder für Arztbe­su­che. Betrof­fen sind knapp 4,8 Millio­nen Menschen. Insge­samt hat Spani­en etwa 47 Millio­nen Einwohner.

TSCHECHIEN: Die Zahl der Neu-Infek­tio­nen steigt nach Einschät­zung der Regie­rung enorm. Minis­ter­prä­si­dent Andrej Babis schließt inzwi­schen einen zweiten Lockdown wie im Frühjahr nicht mehr aus. Am Freitag gab es mit 8618 Neuin­fek­tio­nen den vierten Tages­re­kord in Folge. Am Samstag kamen 4635 Fälle hinzu — dies war der höchs­te Wert an einem Wochen­en­de. Tsche­chi­en hat knapp 10,7 Millio­nen Einwoh­ner und verzeich­ne­te seit Beginn der Pande­mie 948 Todes­fäl­le. Von Montag an müssen Theater, Kinos, Museen, Galerien und Sport­stät­ten schließen.

POLEN: Wegen der steigen­den Zahlen hat Minis­ter­prä­si­dent Mateusz Morawi­ecki stren­ge­re Maßnah­men angekün­digt, auch die Wieder­ein­füh­rung von spezi­el­len Einkaufs­stun­den nur für Ältere. Seit dem Wochen­en­de gilt Masken­pflicht auch im Freien. Die Behör­den melde­ten am Samstag mit 5300 Neuin­fek­tio­nen inner­halb von 24 Stunden den fünften Tag in Folge einen neuen Höchst­stand. Am Sonntag lag die Zahl bei 4178. Polen hat knapp 38 Millio­nen Einwoh­ner. Es ist das einzi­ge Nachbar­land Deutsch­lands, das vom Auswär­ti­gen Amt noch nicht ganz oder teilwei­se als Risiko­ge­biet einge­stuft wurde.