RAVENSBURG — Eine komplet­te Mannschaft neuer Medizi­ner ist kürzlich im Ravens­bur­ger St. Elisa­be­then-Klini­kum geehrt worden. Gleich elf PJ-Studen­ten feier­ten ihr bestan­de­nes drittes Examen an der Oberschwa­ben­kli­nik, für die neun neuen Ärztin­nen und zwei neuen Ärzte begin­nen Ernst und Verant­wor­tung des Klini­kle­bens damit erst richtig.

Im Beisein von zahlrei­chen Chef- und Oberärz­ten und des ärztli­chen Direk­tors Prof. Oliver Rentzsch, Mitglied der OSK-Geschäfts­lei­tung, wurden die kurz zuvor erst Geprüf­ten gebüh­rend gefei­ert und mit offenen Armen in die bevor­ste­hen­den Urlau­be verab­schie­det. „Sie haben Ihre Prüfun­gen und die bishe­ri­gen Heraus­for­de­run­gen in Ihrem Beruf mit Bravour gemeis­tert. Wir sind stolz auf Sie, liebe neue Kolle­gin­nen und Kolle­gen“, sagte Prof. Dr. Karolin Thiel, die PJ-Beauf­trag­te am EK und Chefärz­tin der Allgemein‑, Visze­ral- und Thoraxchirurgie.

Auch Prof. Rentzsch sprach in seiner humor­vol­len Lauda­tio voller Achtung über den talen­tier­ten Nachwuchs. „Ich erinne­re mich noch genau an diese Zeit bei mir: Es ist ein gutes Gefühl, dieses Ziel nach vielen tollen und harten Jahren erreicht zu haben, gleich­zei­tig ein komisches, weil ein Abschnitt plötz­lich zu Ende ist und sofort ein neuer, unbekann­ter beginnt.“ Der ärztli­che Direk­tor lud die Absol­ven­ten schmun­zelnd, aber nicht weniger herzlich dazu ein, an der Oberschwa­ben­kli­nik zu bleiben. „Ich selbst bin ein Kind aus einer anderen Zeit, der Zeit der Ärzte­schwem­me: Bei uns war damals ein Halbjah­res-Vertrag das große Los. Ihnen steht die medizi­ni­sche Welt offen, Sie haben die Wahl, Sie können sich entschei­den und haben sich bestimmt bereits umgese­hen, auch nach anderen Klini­ken. Deshalb kann ich jedem, der sich umschaut und zunächst nicht für die OSK inter­es­siert, nur sagen: Wir sind immer bereit, dies zu ignorie­ren und würden es verzei­hen. Wir hätten Sie zu allen Zeiten gerne bei uns.“

Dem stimm­te Prof. Dr. Andre­as Straub, Chefarzt der Klinik für Anästhe­sie, Intensiv‑, Notfall- und Schmerz­me­di­zin zu. Er lud jene Prüflin­ge, die als Studen­ten nicht bei ihm waren, mit offenen Armen zu einer Hospi­tanz ein und unter­strich die vielfäl­ti­gen Möglich­kei­ten in seiner Abtei­lung — etwa die berufs­be­glei­ten­de Notarzt-Fortbil­dung, eine OSK-Beson­der­heit. „Sie sind hier herzlich willkommen.“

Dass der Beruf des Arztes, egal in welcher Sparte, in Zeiten des Fachkräf­te- und Ressour­cen­man­gels auch eine Heraus­for­de­rung ist, räumte Prof. Rentzsch ein. „Sie werden in Kranken­häu­sern sehr viel mit Ökono­mie, Zahlen und Verwal­tung konfron­tiert, mit Patien­ten, die rein und raus müssen, mit viel Verän­de­rung und Fluktua­ti­on, aber das wird immer so sein. Versu­chen Sie, sich stets bewusst zu bleiben: Sie sind Ärztin­nen und Ärzte. Behan­deln Sie die Patien­ten stets so gut wie nur möglich, tun Sie unbedingt das, was medizi­nisch erfor­der­lich ist, und stellen Sie sich vor, dass jeder, den Sie behan­deln, Ihr Mutter, Ihr Vater, Ihr Bruder oder Ihre Tochter sein könnte. Wenn Sie das beher­zi­gen, dann wird nie etwas schief­ge­hen. Schla­fen Sie immer mit einem guten Gewis­sen ein und wachen Sie mit einem guten Gewis­sen auf, dann haben sie das Glück gebucht. Herzli­chen Dank, dass Sie hier sind, wir brauchen Sie.“ 

Die PJ-Studen­ten, die an der Univer­si­täts­kli­nik Ulm ihr Medizin­stu­di­um abschlos­sen, lobten die theore­ti­sche und prakti­sche Ausbil­dung an der OSK ausdrück­lich. „Das EK ist eine regio­na­le Klinik mit Anspruch, groß, aber nicht zu groß, einfach eine gute Mischung. Ich habe hier unfass­bar viel über die Grund­la­gen der Medizin gelernt, und das Arbeits­kli­ma war einfach angenehm. In den Teams geht es sehr vertraut zu. Man hat das Gefühl, das EK ist eine große Familie“, sagte Nadine Strahl aus Bad Buchau. Die Oberschwä­bin vom Feder­see wird als bisher erste ihres Jahrgangs auch an der Oberschwa­ben­kli­nik bleiben. Die Kinder­kli­nik (Pädia­trie) hat sich ihre Diens­te gesichert. 

PJ-Spreche­rin Lea Kohlhund aus Linden­berg und alle Absol­ven­ten dankten mit Blumen, Wein und Worten ausdrück­lich ihrer Mento­rin Sabine Selg, Assis­ten­tin im Sekre­ta­ri­at von Prof. Thiel, die seit mehr als 20 Jahren PJ-Beauf­trag­te ist und inzwi­schen bald 500 Nachwuchs­ärz­tin­nen und Ärzte betreut hat. „Sie hatten immer ein offenes Ohr für uns, für alle Anlie­gen. Auch Sie sind ein Grund, warum man sich hier wohl und gebor­gen fühlt.“

Infor­ma­ti­on Prakti­sches Jahr

Das Prakti­sche Jahr umfasst eine zusam­men­hän­gen­de klinisch-prakti­sche Ausbil­dung von insge­samt 48 Wochen in den Pflicht­fä­chern Chirur­gie und Innere Medizin sowie wahlwei­se in einem anderen klinisch-prakti­schen Fach oder Allge­mein­me­di­zin (je 16 Wochen). In den insge­samt 15 Monaten bei der OSK absol­vier­ten die PJ-Studen­ten zahllo­se Praxis­kur­se sowie theore­ti­schen wie prakti­schen Unter­richt, der an der OSK nach dem Themen­ka­ta­log und dem PJ-Logbuch der Univer­si­tät Ulm gehal­ten wird. Neben der tägli­chen Arbeit auf den Statio­nen kommt auch das Handwerk etwa in Form von chirur­gi­schen Naht- und Knoten­kur­sen, Gips- und Verband­kur­sen, Sonogra­phie-Semina­ren sowie Notfall­me­di­zin und Reani­ma­ti­ons­lehr­gän­gen nicht zu kurz.