STUTTGART (dpa/lsw) — Ein Hund ja, aber ein Pferd? Ja, auch ein Pferd ist zumin­dest in einer Stutt­gar­ter Straßen­bahn ok gewesen — wie ein Beispiel vom vergan­ge­nen Sonntag gezeigt hat. Doch nicht alle Verkehrs­ver­bün­de sind so großzügig.

Eine Kuh in einer Bahn in der Schweiz, ein Pony in Berlin und nun ein Pferd in Fellbach bei Stutt­gart: Die Liste tieri­scher Fahrgäs­te in der Straßen­bahn klingt skurril. Doch immer wieder schaf­fen es die ungewöhn­li­chen Fahrgäs­te an Bord. Doch was ist bei den Verkehrs­ver­bün­den im Südwes­ten wirklich erlaubt? Ist ein Pferd im ÖPNV gestattet?

«Nein», heißt die eindeu­ti­ge Antwort vom Boden­see-Oberschwa­ben Verkehrs­ver­bund (Bodo) in Ravens­burg. «Unter anderem weil es in einem geeig­ne­ten Behäl­ter zu trans­por­tie­ren wäre», erklärt ein Sprecher. Und das sei ja rein technisch schon ausge­schlos­sen. «Und natür­lich würde das Perso­nal die Mitnah­me eines Pferds mit Verweis auf Sicher­heit und Ordnung ablehnen.»

Beim Donau-Iller-Nahver­kehrs­ver­bund-GmbH (DING) in Ulm zeigt man sich etwas aufge­schlos­se­ner. In der Praxis entschei­de aber der Fahrer als «Hausherr», sagt eine Spreche­rin. Beim Pferd sei es wie beim Radl, es müsse reinpas­sen und dürfe nieman­den stören. Und Pferde­äp­fel müssten entspre­chend besei­tigt werden. Doch in der Regel würden andere Vierbei­ner mitfah­ren wie Hunde, Katzen oder Hamster. Letzte­re müssten wie bei Bodo auch in entspre­chen­den Boxen unter­ge­bracht sein.

Prinzi­pi­ell haben Fahrgäs­te laut Tarif­be­stim­mun­gen und Beför­de­rungs­be­din­gun­gen die Pflicht mitge­führ­te Sachen so unter­zu­brin­gen und zu beauf­sich­ti­gen, dass die Sicher­heit und Ordnung des Betrie­bes nicht gefähr­det und andere Fahrgäs­te nicht beläs­tigt werden können. Ein Latten­rost, eine Couch oder andere sperri­ge Möbel sind laut Bodo nicht erlaubt.

Dem Pferd in der Straßen­bahn in Fellbach hatte der Teenager Gerome Nemes zu Berühmt­heit verhol­fen. Er hatte es mit seinem Reiter in der Bahn gefilmt und war mit dem Video viral gegan­gen. Seitdem habe er zig Anfra­gen auch aus dem Ausland dazu erhal­ten, sagte der 19-Jähri­ge. Am vergan­ge­nen Sonntag­mor­gen, als Reiter und Pferd in die Straßen­bahn einge­stie­gen waren, sei er auf dem Weg zur Arbeit in einen Bubble-Tea-Laden gewesen, berich­tet er. «Ich dachte, ich muss das Filmen, sonst glauben mir meine Freun­de nicht.»

Gerome unter­legt sein Video mit Western-Musik und postet es auf TikTok. Inter­views und zahlrei­che Klicks sind die Folge. «Ich hätte nie gedacht, dass das so viral geht», sagte er. Der Reiter sei mit dem Pferd aber nicht mitge­fah­ren. «Das Pferd hatte Angst und beide sind dann wieder ausge­stie­gen», berich­tet er.

Auf Anfra­ge, ob die Mitnah­me eines Pferdes überhaupt erlaubt sei, hatte die Stutt­gar­ter Straßen­bah­nen AG (SSB) am Montag auf die Beför­de­rungs­be­din­gun­gen verwie­sen. «Wichtig ist, dass keine Fahrgäs­te einge­schränkt oder beläs­tigt werden und auch kein Schaden entsteht», hatte eine Spreche­rin mitge­teilt. In diesem Fall gelte das auch für das Pferd selbst.

Der Verkehrs- und Tarif­ver­bund Stutt­gart GmbH (VVS) dagegen, erteil­te dem Fahrgast Pferd eine eindeu­ti­ge Abfuhr. Es ist nicht erlaubt große Tiere in den Bahnen im VVS mitzu­neh­men. «Ihre Mitnah­me stellt eine Gefahr für die Sicher­heit und Ordnung des Betrie­bes dar», so ein Sprecher. Auch andere Fahrgäs­te würden durch sie gefähr­det. «Das gilt auch für die Mitnah­me von Pferden.»