MÜNCHEN (dpa) — Julian Nagels­mann wird neuer Trainer des FC Bayern und damit Nachfol­ger von Hansi Flick. Die Ablöse­sum­me, die die Münch­ner an RB Leipzig überwei­sen, dürfte ein Rekord­ni­veau haben.

Der FC Bayern hat Julian Nagels­mann als neuen Trainer zur kommen­den Saison verpflich­tet und den vorzei­ti­gen Abschied von Trainer Hansi Flick zum Ende dieser Spiel­zeit bestä­tigt. Der 33-jähri­ge Nagels­mann erhält beim deutschen Rekord­meis­ter einen Fünfjahresvertrag.

Über die Ablöse­sum­me, die die Münch­ner an RB Leipzig zahlen müssen, machten die Clubs bei der Bekannt­ga­be des spekta­ku­lä­ren Trans­fers keine Angaben. Diese dürfte aber eine bislang unerreich­te Dimen­si­on in der Bundes­li­ga haben.

«Julian Nagels­mann steht für eine neue Trainer­ge­ne­ra­ti­on. Trotz seiner jungen Jahre hat er schon eine beein­dru­cken­de Laufbahn vorzu­wei­sen. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit Julian Nagels­mann an die großar­ti­gen Erfol­ge der vergan­ge­nen Jahre anknüp­fen werden», sagte Bayern-Präsi­dent Herbert Hainer laut Mittei­lung und dankte Flick: «Er wird immer einen Platz in den Geschichts­bü­chern des FC Bayern haben.»

Nach der vorzei­ti­gen Vertrags­auf­lö­sung von Flick bei Bayern ist der Weg für den Erfolgs­coach zum Deutschen Fußball-Bund frei. Der 56-Jähri­ge wird als Topkan­di­dat für die Nachfol­ge von Bundes­trai­ner Joachim Löw gehandelt.

Sowohl die Verträ­ge von Flick als auch von Nagels­mann waren bei den Bundes­li­ga-Konkur­ren­ten bis zum 30. Juni 2023 datiert. Beide baten ihre Clubs um ein vorzei­ti­ges Ende der Zusam­men­ar­beit. Als Ablöse wurde über eine Summe von 20 bis 30 Millio­nen Euro spekuliert.

Bislang waren die 7,5 Millio­nen Euro für den Wechsel von Adi Hütter von Eintracht Frank­furt zu Borus­sia Mönchen­glad­bach der Ablöse-Höchst­wert eines Trainers in Deutsch­land. Inter­na­tio­nal gilt der Wechsel von Andre Villas Boas (43) vom FC Porto zum FC Chelsea vor zehn Jahren als Bestmar­ke. Von 15 Millio­nen Euro war damals die Rede.

Unter Flick erleb­ten die Bayern die erfolg­reichs­te Saison ihrer Vereins­ge­schich­te. Insge­samt sechs Titel räumten die Münch­ner ab, darun­ter war der Gewinn der Champi­ons League beim Final­tur­nier im Vorjahr. Zwar machten die Bayern die Meister­schaft noch nicht am Wochen­en­de in Mainz klar, aber diese dürfte ihnen kaum noch zu nehmen sein. Das wäre Titel Nummer sieben in der doch überra­schend kurzen Flick-Ära. «Für mich werden die vergan­ge­nen zwei Jahre unver­gess­lich bleiben. Die Emotio­nen, die Siege, die Titel, aber auch die tägli­che Arbeit auf dem Platz hat mir sehr viel Spaß gemacht — es war eine heraus­ra­gen­de Zeit», sagte Flick in der Mittei­lung am Dienstag.

Nagels­mann (33) war im Sommer 2019 für fünf Millio­nen Euro von der TSG Hoffen­heim nach Leipzig gewech­selt. Er hatte stets betont, dass für ihn ein vorzei­ti­ger Wechsel nur mit Zustim­mung von RB in Frage käme. «Ich werde RB Leipzig schwe­ren Herzens verlas­sen», sagte Nagels­mann laut Mitteilung.

Seit Jahren gilt der gebür­ti­ger Lands­ber­ger als mögli­cher Bayern-Trainer, die Münch­ner Vereins­bos­se schät­zen ihn schon lange. «Der FC Bayern spielt in meinen Träumen schon eine etwas größe­re Rolle», hatte er vor einigen Jahren in einem Euros­port-Inter­view gesagt. Als Kind und Jugend­li­cher war Nagels­mann Fan des Rekord­meis­ters, lebte auch schon mal in München. Die Familie wohnt bereits im Freistaat.

Der starke Wunsch von Julian, den FC Bayern zu trainie­ren, habe «dazu geführt, dass wir uns nach inten­si­ven Gesprä­chen entschie­den haben, die Tür zu öffnen, wenn bestimm­te Voraus­set­zun­gen erfüllt werden. Dies ist uns in den Gesprä­chen mit den Bayern-Verant­wort­li­chen gelun­gen, so dass wir unsere finan­zi­el­len Vorstel­lun­gen reali­sie­ren konnten», sagte RB-Vorstands­chef Oliver Mintzlaff.

Als Nachfol­ger von Nagels­mann kursier­te zuletzt der Name Jesse Marsch. Der Ameri­ka­ner ist aktuell Trainer von Red Bull Salzburg und hatte bereits sein Inter­es­se an der Nagels­mann-Nachfol­ge hinter­legt. Unter Ralf Rangnick war Marsch bereits Co-Trainer in Leipzig und bei Mannschaft und Umfeld sehr beliebt.

Hinter­grund für das Ende der kurzen Flick Amtszeit in München ist auch ein seit langem schwe­len­der Zwist mit Sport­vor­stand Hasan Saliha­mid­zic. Zudem reizt Flick offen­kun­dig die Chance, nach der EM im Sommer die Nachfol­ge von Löw antre­ten zu können, der dann sein Amt räumen wird. Er war 2019 als Co-Trainer von Niko Kovac engagiert worden und hatten diesen im Novem­ber 2019 als Chefcoach abgelöst.