BERLIN (dpa) — Über die Wehrpflicht wird neuer­dings wieder viel disku­tiert — dazu zurück­keh­ren wollen aber weder der Bundes­kanz­ler noch sein Vertei­di­gungs­mi­nis­ter. Welche Alter­na­ti­ven sieht die FDP?

Mit Vorschlä­gen für eine gestärk­te Reser­ve der Bundes­wehr will die FDP-Spitze ihre Ableh­nung einer Rückkehr zur Wehrpflicht bekräf­ti­gen. Reser­vis­ten könnten eine stärke­re Kompo­nen­te in einer moder­nen und schlag­kräf­ti­gen Bundes­wehr werden, heißt es dazu in einem Beschluss­ent­wurf, der dem Partei­prä­si­di­um für seine Beratun­gen am Montag in Berlin vorge­legt werden sollte.

So würden Prakti­ker und Profis in die Bundes­wehr einge­bun­den, heißt es. Das Papier lag der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag vor.

«Cyber-Reser­ve» und Aufstiegsmöglichkeiten

«Das reicht von IT-Exper­ten, die zeitwei­se tätig sind, über mehr Menschen, die in neuen Heimat­schutz-Einhei­ten militä­ri­sche Kennt­nis­se und Reser­ve für Katastro­phen­schutz vorhal­ten, bis hin zu Top-Führungs­kräf­ten, die ihr Know-how einbrin­gen», heißt es in dem Entwurf. Vorbild könne die «Cyber-Reser­ve» sein. Ziel seien weiter­ent­wi­ckel­te Berei­che der Reser­ve, in denen ein regel­mä­ßi­ger Einsatz und dauer­haf­ter Wissens­trans­fer zwischen Bundes­wehr, Wirtschaft und Zivil­ge­sell­schaft stattfinde.

«Denkbar wäre auch, dass sich Selbst­stän­di­ge oder Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter eines zivilen Unter­neh­mens, die nicht Berufs­sol­da­ten werden wollen, freiwil­lig verpflich­ten, über einen länge­ren Zeitraum hinweg monat­li­che Wehrübun­gen oder andere Dienst­leis­tun­gen im Rahmen von konzep­tio­nell weiter­ent­wi­ckel­ten Reser­ve-Berei­chen wie der “Cyber-Reser­ve” abzuleis­ten», heißt es in dem FDP-Papier. Ein Anreiz könne außer­dem sein, wenn Reser­vis­ten wie in den USA auch den Generals­rang errei­chen könnten.

Scholz und Pisto­ri­us: Keine Rückkehr zur Wehrpflicht

Die Wehrpflicht war 2011 nach 55 Jahren ausge­setzt worden, was in der Praxis einer Abschaf­fung von Wehr- und Zivil­dienst gleich­kam. Der russi­sche Angriff auf die Ukrai­ne hatte zuletzt wieder­holt eine Debat­te um diese Frage ausge­löst. Kanzler Olaf Scholz und Vertei­di­gungs­mi­nis­ter Boris Pisto­ri­us (beide SPD) sprachen sich dabei klar gegen eine Rückkehr zur Wehrpflicht aus.

Pisto­ri­us machte aber deutlich, dass er gute Argumen­te für eine allge­mei­ne Dienst­pflicht zur Stärkung von Katastro­phen­schutz, Bundes­wehr und Rettungs­diens­ten sieht. Zugleich sagte er, die jungen Menschen müssten in der Frage gehört werden. Die FDP melde­te umgehend recht­li­che und politi­sche Beden­ken gegen eine solche Dienst­pflicht an.