Die US-Noten­bank Fed lässt sich trotz der jüngs­ten Turbu­len­zen im Banken­sek­tor nicht von ihrem Kampf gegen die hohe Infla­ti­on abbrin­gen und erhöht erneut ihren Leitzins um 0,25 Prozent­punk­te. Nun liegt dieser in der Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent, wie die Federal Reser­ve (Fed) mitteilte.

Es ist die neunte Anhebung in Folge — aller­dings setzt die US-Noten­bank ihren modera­ten Kurs fort. Die Fed musste bei ihrer Entschei­dung abwägen zwischen der Beruhi­gung der Sorgen im Banken­sek­tor und dem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise.

Im vergan­ge­nen Jahr hatte die Fed mehmals den Leitzins um beacht­li­che 0,75 Prozent­punk­te angeho­ben, aber das Tempo zuletzt verlang­samt und im Febru­ar ebenfalls auf einen kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozent­punk­ten gesetzt. Jüngs­te Daten zeigen, dass die hohe Infla­ti­on in der größten Volks­wirt­schaft der Welt auf dem Rückzug ist.

Fed-Chef Jerome Powell hat aber Anfang März angedeu­tet, dass wieder größe­re Sprün­ge möglich sein könnten. Aller­dings dürfte die Banken­kri­se rund um die Silicon Valley Bank ein Hemmnis für weite­re deutli­che Zinsan­he­bun­gen darge­stellt haben. Denn die stark gestie­ge­nen Zinsen gelten als ein Grund für die Proble­me im ameri­ka­ni­schen Bankensektor.

Neue Schät­zun­gen zur Teuerungsrate

Die US-Noten­bank hat nun auch neue Schät­zun­gen zur Teuerungs­ra­te veröf­fent­licht. Sie rechnet im laufen­den Jahr mit einer etwas höheren Infla­ti­ons­ra­te als zuvor angenom­men. Die Teuerungs­ra­te soll durch­schnitt­lich bei 3,3 Prozent liegen. Die von der Fed mittel­fris­tig gewünsch­te Infla­ti­ons­ra­te liegt bei zwei Prozent — davon sind auch die neuen Zahlen noch entfernt.

Die Fed sagt für dieses Jahr außer­dem ein etwas gerin­ge­res Wirtschafts­wachs­tum voraus als noch vor drei Monaten angenom­men. Das Brutto­in­lands­pro­dukt (BIP) der weltgröß­ten Volks­wirt­schaft wird demnach 2023 um 0,4 Prozent wachsen. Das wären 0,1 Prozent­punk­te weniger als noch im Dezem­ber prognostiziert.

Einige Exper­ten hatten vor der Entschei­dung angesichts der Proble­me im Banken­sek­tor sogar eine Pause bei den Zinser­hö­hun­gen nicht für ausge­schlos­sen gehal­ten. Diesen Schritt wollte Fed-Chef Powell nun offen­sicht­lich doch nicht gehen — und so zeigt sich die Fed statt­des­sen entschlos­sen im Kampf gegen die hohen Verbrau­cher­prei­se. Die Entschei­der der Fed rechnen zum Jahres­en­de im Mittel mit einem Leitzins von 5,1 Prozent. Für 2024 werden im Mittel 4,3 Prozent erwartet.

Infla­ti­on noch immer zu hoch

Für die Fed ist die Zinspo­li­tik ein Spagat: Sie muss zeigen, dass sie die Turbu­len­zen im Banken­sek­tor ernst nimmt — aber gleich­zei­tig im Kampf gegen die hohen Verbrau­cher­prei­se nicht nachlässt. Zwar schwächt sich die hohe Infla­ti­on in den USA weiter ab. Im Febru­ar stiegen die US-Verbrau­cher­prei­se im Vergleich zum Vorjah­res­mo­nat um 6,0 Prozent. Damit ist die Infla­ti­on aber immer noch zu hoch.

Auslö­ser der Banken­kri­se Anfang März war die Abwick­lung des auf die Krypto­bran­che ausge­rich­te­ten US-Finanz­kon­zerns Silver­ga­te Capital. Ein paar Tage später wurde das auf Start-up-Finan­zie­run­gen spezia­li­sier­te US-Geldhaus Silicon Valley Bank unter die Kontrol­le der US-Einla­gen­si­che­rung FDIC gestellt und geschlos­sen. Weite­re kleine Banken gerie­ten ins Strau­cheln. In Europa geriet die Schwei­zer Großbank Credit Suisse in die Krise.