BERLIN (dpa) — Feuer­wehr­leu­te, Polizis­ten und Rettungs­sa­ni­tä­ter haben es satt, bei Einsät­zen beschimpft, belei­digt oder gar attackiert zu werden. Der Feuer­wehr­ver­band Verur­tei­lun­gen und harte Strafen sehen.

Der Deutsche Feuer­wehr­ver­band fordert ein hartes Durch­grei­fen bei Angrif­fen auf Einsatz­kräf­te. «Der Staat muss dafür Sorge tragen, dass Feuer­weh­ren, aber auch Rettungs­diens­te und Polizei als Vertre­ter des Staates nicht ohne harte Strafen angegrif­fen werden», sagte der Verbands­prä­si­dent Karl-Heinz Banse der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Die Geset­ze geben das her.»

Es sei bereits alles geregelt. «Wir brauchen keine härte­ren Strafen. Ich möchte nur, dass diese Strafen durch­ge­setzt werden. Ich möchte, dass Urtei­le gefällt werden», so Banse. «Es kann nicht sein, dass unsere Leute gefähr­det werden, fast überfah­ren werden und hinter­her wird es als Bagatell­de­likt dargestellt.»

Beispiel Sachsen: «Unsere Kolle­gin­nen und Kolle­gen aus den Rettungs­diens­ten beobach­ten eine steigen­de Aggres­si­on bei den Einsät­zen», sagte Sebas­ti­an Späthe, Sprecher der Johan­ni­ter. Meist hande­le es sich um verba­le Anfein­dun­gen. Einer Statis­tik des Innen­mi­nis­te­ri­ums zufol­ge ist die Zahl der tatsäch­lich erfass­ten Fälle, in denen die Retter Opfer einer Straf­tat werden, seit Jahren relativ konstant. Laut einer Übersicht des Innen­mi­nis­te­ri­ums wurden von 2015 bis 2021 jeweils mehr als 100 Angehö­ri­ge von Feuer­wehr und Rettungs­diens­ten Opfer einer Straftat.

Zahl der Straf­ta­ten in Baden-Württem­berg legte um 5 auf 187

Feuer­wehr­leu­te und Rettungs­diens­te in Baden-Württem­berg waren im vergan­ge­nen Jahr häufi­ger der Gewalt ausge­setzt als im Jahr zuvor. Die Zahl der Straf­ta­ten gegen sie legte um 5 auf 187 zu. Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl (CDU) appel­liert an die Menschen im Land, sich «wie eine Schutz­mau­er vor unsere Einsatz- und Rettungs­kräf­te zu stellen». Polizis­ten, Feuer­wehr­leu­te und Rettungs­diens­te verdien­ten Respekt und Anerken­nung. «Wer Einsatz­kräf­te bedroht oder gar verletzt, beschä­digt das gesell­schaft­li­che Klima und den Zusam­men­halt, er überschrei­tet eine rote Linie», sagte Strobl der dpa. «Das geht gar nicht.»

Die Polizei in Hamburg berich­tet von mehr Gewalt gegen Beamte in den ersten drei Quarta­len des laufen­den Jahres. 1958 Fälle wurden verzeich­net, 184 mehr als im Vorjah­res­zeit­raum, wie die Polizei auf dpa-Anfra­ge mitteil­te. Darun­ter waren allein 899 tätli­che Angrif­fe auf Vollstreckungsbeamte.

In Bayern melde­ten das Bayeri­sche Rote Kreuz (BRK) und die Johan­ni­ter dagegen einen spürba­ren Rückgang. Offizi­el­le Zahlen für 2022 liegen aber noch nicht vor. In der inter­nen Statis­tik seien weniger Fälle aufge­führt als in den beiden Vorjah­ren, sagte BRK-Sprecher Sohrab Taheri-Sohi.

Einsatz­kräf­te werden von Schau­lus­ti­gen in ihrer Arbeit behindert

Auch eine zuneh­men­de Respekt­lo­sig­keit beklagt der Feuer­wehr­ver­band: «Der Respekt gegen­über denje­ni­gen, die anderen helfen, der sollte wieder größer werden.» Das sei nicht zuletzt wichtig für die Motiva­ti­on ehren­amt­li­cher Kräfte. «Wer ist schon bereit, irgend­wo mitzu­ma­chen, wenn er damit rechnen muss, an der Einsatz­stel­le angespuckt zu werden», sagte Präsi­dent Banse.

Nach seinen Worten werden Einsatz­kräf­te zudem von Schau­lus­ti­gen in ihrer Arbeit behin­dert. «Wir wissen, dass wir manch­mal weniger Einsatz­kräf­te haben. Aber man muss heute bei fast jedem Einsatz zusätz­li­che Kräfte abstel­len, die verhin­dern, dass die Schau­lus­ti­gen zu dicht an die Einsatz­stel­le heran­kom­men.» So werden ihm zufol­ge bei Unfäl­len auf Bundes­stra­ßen oder Autobah­nen zwei bis drei Retter benötigt, um Planen als Sicht­schutz zu spannen. «Damit soll verhin­dert werden, dass Gaffer Bilder machen. Das ist ein Problem.»