Die Corona-Krise hat die Luftfahrt weiter fest im Griff. Die Reise­war­nung für Spani­en lässt die Passa­gier­zah­len schon wieder schrump­fen. Und für US-Reisen fehlt es an inter­na­tio­na­len Regeln.

Weil wegen der aktuel­len Einrei­se­be­schrän­kun­gen immer noch rund 70 Prozent des inter­na­tio­na­len Luftver­kehrs blockiert seien, müsse nach Wegen gesucht werden, wie auch in Corona-Zeiten sicher geflo­gen werden kann.

«Die Langstre­cke muss wieder möglich werden», beton­te der Lufthan­sa-Manager Gerber. «Die Reise­blo­cka­den müssen verschwin­den.» Der BDL hat daher ein Pilot­pro­jekt mit Corona-Schnell­tests vorge­schla­gen, um wieder mehr Passa­gier­flü­ge zwischen Europa und den USA zu ermög­li­chen. Die Tests sollten auf beiden Seiten des Atlan­tiks gegen­sei­tig anerkannt werden und höchs­tens 48 Stunden alt sein. Bislang gibt es zwischen der EU und den USA schar­fe Einrei­se­ver­bo­te mit Ausnah­men nur für wenige Personengruppen.

Laut Verband haben sich die US-Behör­den offen für die Vorschlä­ge und ihre schnel­le Umset­zung gezeigt, während es in Europa eine eher zöger­li­che Haltung gebe. In Deutsch­land sollten Flüge von München und Frank­furt aus ermög­licht werden, sagte Gerber. An den beiden Drehkreu­zen seien bereits ausrei­chen­de Testka­pa­zi­tä­ten vorhan­den. In den USA gehe es um die Flughä­fen in Boston, Chica­go, Los Angeles und Newark bei New York.

Die Corona-Testver­fah­ren seien bereits schnel­ler, einfa­cher und kosten­güns­ti­ger gewor­den, sagte der BDL-Präsi­dent. Letzt­lich könnten die Verfah­ren auch das Reisen wieder angeneh­mer machen. «Wenn alle getes­tet sind, wird auch das Fliegen ohne Masken wieder möglich.»

In den Sommer­mo­na­ten Juli und August habe in Deutsch­land im Vergleich zum Vorjahr nur etwa jeder dritte Flug statt­ge­fun­den, teilte der BDL mit. Nach Einschät­zung des Branchen­ver­ban­des ist jeder zweite der rund 1,1 Millio­nen direkt und indirekt mit der Fliege­rei verbun­de­nen Jobs akut bedroht.

Der inter­na­tio­na­le Passa­gier­ver­kehr war Mitte März wegen der Pande­mie-Reise­be­schrän­kun­gen abrupt zusam­men­ge­bro­chen und danach nur sehr schlep­pend wieder angelau­fen. Im April und Mai ruhte der Verkehr fast vollstän­dig. Der weltwei­te Airlin­ever­band IATA rechnet global mit rund 70 Milli­ar­den Euro Verlust bei den Flugge­sell­schaf­ten in diesem und weite­ren 13 Milli­ar­den Euro Netto-Verlust im kommen­den Jahr.

Insge­samt fehlten laut BDL an den deutschen Flughä­fen im ersten Halbjahr rund 66 Prozent der Passa­gie­re. Im Fracht­ge­schäft gab es gerin­ge­re Einbrü­che, aller­dings standen hier die Beila­de­mög­lich­kei­ten in den Passa­gier­flug­zeu­gen nicht zur Verfügung.

Einen Zwischen­er­folg vermel­de­te die Lufthan­sa von ihren Sparver­hand­lun­gen mit dem Perso­nal. Das Unter­neh­men hat sich mit der Piloten­ge­werk­schaft Verei­ni­gung Cockpit (VC) auf einen kurzfris­ti­gen Krisen­plan geeinigt, der betriebs­be­ding­te Kündi­gun­gen bis zum zweiten Quartal 2021 ausschließt. Im Gegen­zug verzich­ten die Piloten auf eine Gehalts­stei­ge­rung, Zuzah­lun­gen zur Betriebs­ren­te und einen Teil ihrer Kurzar­beits­auf­sto­ckung. Eine grund­le­gen­de Verein­ba­rung zur Verhin­de­rung betriebs­be­ding­ter Kündi­gun­gen wollen beide Seiten bis Jahres­en­de erreichen.

Einschnei­den­de Verän­de­run­gen im deutschen Flugha­fen­sys­tem verlang­ten die Umwelt­or­ga­ni­sa­ti­on BUND und das Forum Ökolo­gisch-Sozia­le Markt­wirt­schaft (FÖS), die eine Studie zur Wirtschaft­lich­keit von kleine­ren Regio­nal­flug­hä­fen vorleg­ten. Nur 3 von 14 unter­such­ten Stand­or­ten hätten einen verkehrs­po­li­ti­schen Nutzen durch die Anbin­dung ihrer Region an den inter­na­tio­na­len Flugver­kehr. Die Studi­en­au­toren forder­ten die sofor­ti­ge Schlie­ßung von 7 der 14 Stand­or­te: Erfurt-Weimar, Frank­furt-Hahn, Kassel-Calden, Nieder­rhein-Weeze, Paderborn/Lippstadt, Rostock-Laage und Saarbrücken.

Der Flugha­fen­ver­band ADV wies die Forde­run­gen zurück und verlang­te Kosten­ent­las­tun­gen insbe­son­de­re bei Sicher­heits­vor­keh­run­gen, die in anderen EU-Ländern vom Staat getra­gen würden. Das polyzen­tri­sche Flugha­fen­sys­tem sei ein Abbild der födera­len Struk­tur Deutsch­lands mit seinen starken Wirtschafts­zen­tren und Metro­pol­re­gio­nen, sagte ADV-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Ralph Beisel. Der Verband verwies zusätz­lich auf die Bedeu­tung der Flughä­fen im Fracht­ver­kehr und als regio­na­ler Stand­ort­fak­tor. Die regio­nal­wirt­schaft­li­chen Effek­te lägen in der Regel deutlich über den von den Gesell­schaf­tern getra­ge­nen Verlusten.