HANNOVER/BERLIN (dpa) — Ohne den Kanzler kommen die Minis­ter­prä­si­den­tin­nen und Minis­ter­prä­si­den­ten in Berlin zusam­men. Am Ende dürfte ein langer Wunsch­zet­tel an den Bund stehen — vor allem in einer Frage geht es um viel Geld.

Die Regie­rungs­chefs und ‑chefin­nen der Bundes­län­der beraten heute in Berlin unter anderem über die Auftei­lung der Kosten, die aus der Unter­brin­gung und Versor­gung von Flücht­lin­gen entste­hen. Die Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­renz (MPK) findet ohne den Bund statt. Ein Bund-Länder-Gipfel mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) zu entspre­chen­den Finan­zie­rungs­fra­gen ist erst für den 10. Mai geplant.

Zu den weite­ren Themen der MPK, deren Vorsitz derzeit Nieder­sach­sens Minis­ter­prä­si­dent Stephan Weil (SPD) innehat, zählen die Entwick­lung der Energie­prei­se und die Beschleu­ni­gung von Planungs- und Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren. Ein Überblick:

Flücht­lin­ge

Sowohl aus der SPD als auch aus der Union kommen Rufe, der Bund müsse mehr Geld für die Aufnah­me von Flücht­lin­gen bereit­stel­len. «Wir glauben, dass die bishe­ri­gen Leistun­gen des Bundes wirklich unzurei­chend sind», sagte Weil im ARD-«Morgenmagazin». In Nieder­sach­sen trage der Bund etwa ein Sechs­tel der Kosten des Landes und der Kommu­nen mit. «Das ist eine viel zu niedri­ge Quote, die meines Erach­tens wesent­lich erhöht werden muss», sagte Weil. «Fair wäre aus meiner Sicht eine Regelung fifty-fifty.»

Nordrhein-Westfa­lens Minis­ter­prä­si­dent Hendrik Wüst (CDU) forder­te zuletzt, Scholz müsse die Finan­zie­rung der Flücht­lings­kos­ten zur Chefsa­che machen. Die MPK soll dazu dienen, den Bund-Länder-Gipfel im Mai vonsei­ten der Länder vorzubereiten.

Energie

Bei dem bestim­men­den Thema der Bund-Länder-Runden im vergan­ge­nen Herbst und Winter sieht SPD-Politi­ker Weil mittler­wei­le große Fortschrit­te. Die bishe­ri­gen Maßnah­men zur Entlas­tung in der Energie­kri­se hätten ihre Wirkung nicht verfehlt. «Das gilt sowohl im Bereich der Energie­ver­sor­gung, als auch im Bereich der Energie­prei­se, die sich doch deutlich beruhigt haben», sagte der Nieder­sach­se. Jetzt gelte es, die Energie­wen­de weiter voran­zu­brin­gen, ohne die Bürge­rin­nen und Bürger finan­zi­ell zu überfordern.

Infra­struk­tur

Die Umset­zung wichti­ger Infra­struk­tur­pro­jek­te, wie der Ausbau der Windkraft für die Energie­wen­de, geht vielen Ländern nicht schnell genug. Weil etwa hatte Anfang Febru­ar vorge­schla­gen, Geneh­mi­gun­gen für den Bau von Windkraft­an­la­gen künftig automa­tisch zu ertei­len, wenn die Frist für das Verfah­ren überschrit­ten wird. Vor der MPK sagte er nun: «Bei vielen Verfah­ren sind wir zu kompli­ziert und zu langsam. Wir müssen einfa­cher und schnel­ler werden.»

Sein Co-Vorsit­zen­der Wüst sagte, die Länder seien wegen bundes­recht­li­cher Vorga­ben auf das Mitwir­ken des Bundes angewie­sen. «Die Länder haben ihre Hausauf­ga­ben gemacht, ihre Vorschlä­ge liegen auf dem Tisch», sagte der CDU-Politi­ker. «Und obwohl die Zeit drängt, lässt der Bund weiter­hin wertvol­le Zeit verstrei­chen. Deutsch­land muss schnel­ler werden», sagte Wüst. «Es entbehrt nicht jeder Ironie, dass der Bund gerade bei diesem Thema auf die Bremse tritt.»

Elemen­tar­schä­den­ver­si­che­rung

Schon im vergan­ge­nen Jahr hatten die Länder die Bundes­re­gie­rung aufge­for­dert, eine konkre­te Regelung für eine Pflicht­ver­si­che­rung gegen Elemen­tar­schä­den auszu­ar­bei­ten. Der Bund plädier­te jedoch für Regelun­gen auf Länder­ebe­ne. Baden-Württem­berg und Nordrhein-Westfa­len planen nun Berich­ten zufol­ge einen neuen Vorstoß mit einer Initia­ti­ve für den Bundes­rat. Auch die MPK wird sich erneut mit dem Thema befassen.

Medien

Die Länder­chefs könnten einen Nachfol­ger von Bayerns Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder (CSU) im ZDF-Verwal­tungs­rat bestim­men. Der CSU-Politi­ker hatte sein Amt in dem Kontroll­gre­mi­um im Dezem­ber wegen «umfang­rei­cher Verpflich­tun­gen in Bayern» niedergelegt.