INGLEWOOD (dpa) — Den Super Bowl kennt wohl jeder Sport­fan, die Regeln beim Ameri­can Football hinge­gen nicht. Eine kleine Regel-Kunde und weite­re Erklärungen.

Der Super Bowl steht an. Das Inter­es­se am wichtigs­ten Saison­spiel des Ameri­can Football nimmt in Deutsch­land ständig zu, wohl mehr als zwei Millio­nen Zuschau­er schau­en sich das Duell der Cincin­na­ti Bengals gegen die Los Angeles Rams in der Nacht zu Montag an.

Nicht alle sind aber schon Exper­ten in der Sport­art. Wer nicht ständig googeln will, findet hier zur Vorbe­rei­tung die Antwor­ten auf grund­le­gen­de Fragen von Football-Neulingen.

Was ist der Super Bowl?

Der Super Bowl ist das Finale um die Meister­schaft in der Natio­nal Football League und wird nun zum 56. Mal ausge­spielt — offizi­ell ist die Schreib­wei­se Super Bowl LVI mit den römischen Ziffern. In der NFL sind die insge­samt 32 Mannschaf­ten aufge­teilt auf zwei Divisio­nen, die Ameri­can Football Confe­rence und die Natio­nal Football Confe­rence, kurz AFC und NFC. Beide Confe­ren­ces werden im Super Bowl durch ein Team reprä­sen­tiert — die AFC in dieser Saison durch die Cincin­na­ti Bengals, die NFC durch die Los Angeles Rams.

Laut offizi­el­ler Paarung sind die Bengals das Heimteam. Das ist insofern verwir­rend, weil das Spiel im SoFi Stadi­um ausge­tra­gen wird — dem Heimsta­di­on der Rams. Die dürfen auch in ihrer Kabine bleiben, die Bengals ziehen sich in den Räumen der Los Angeles Chargers um, die ebenfalls ihre Heimspie­le in dem geschätzt fünf Milli­ar­den Dollar teueren Stadi­on austragen.

Wie kann ich den Super Bowl anschauen?

Im Fernse­hen läuft das Endspiel beim frei zu empfan­gen­den Sender ProSie­ben. Zu sehen gibt es die Partie zudem online: im kosten­lo­sen Stream auf «ran.de», beim kosten­pflich­ti­gen Inter­net­an­bie­ter DAZN oder mit dem kosten­pflich­ti­gen Game Pass der NFL. Dort ist der Super Bowl mit dem US-ameri­ka­ni­schen Origi­nal­kom­men­tar zu sehen, DAZN bietet das als Option an.

Wer ist der Favorit?

Wettan­bie­ter und Exper­ten sehen die Los Angeles Rams knapp im Vorteil. Die Mannschaft spielt nicht nur zu Hause und kann sich in der gewohn­ten Umgebung vorbe­rei­ten, sondern hat auf dem Papier auch den stärke­ren und vor allem erfah­re­ne­ren Kader. Die Bengals sind aber keines­falls chancen­los und haben in zwei ihrer drei Playoff-Spiele gegen Mannschaf­ten — die Tennes­see Titans und die Kansas City Chiefs — gewon­nen, die auch klar als Favorit galten.

Wie gewinnt man ein Spiel im Ameri­can Football?

Von der High School bis zum Super Bowl — gewon­nen hat am Ende das Team mit den meisten Punkten.

Wann bekommt ein Team Punkte?

Für einen Touch­down gibt es sechs Zähler. Dafür muss der Ball entwe­der in die Endzo­ne getra­gen oder von einem Spieler dort gefan­gen werden. Ein Field Goal ist drei Zähler wert. Der Ball wird hierzu durch die Torstan­gen gekickt. Nach einem Touch­down kann man den Ball mit einem einzi­gen Versuch aus zwei Yards noch mal in die Endzo­ne trans­por­tie­ren und bekommt im Erfolgs­fall zwei Extra­punk­te (two-point conver­si­on). Üblicher ist ein Kick für einen Extra­punkt. Selten ist ein Safety mit dem Gegen­wert von zwei Punkten. Ein Beispiel dafür: Ein Team bringt den Quarter­back des Gegners in dessen eigener Endzo­ne zu Boden, so lange der den Ball noch bei sich hat.

Ist beim Football alles erlaubt?

Nein. Faust­schlä­ge, Treten, Kratzen, Beißen, Spucken — das ist alles nicht erlaubt. Streng verbo­ten ist insbe­son­de­re, in das Helmgit­ter seines Gegen­spie­lers zu greifen oder absicht­lich mit dem Kopf den Kopf des anderen zu treffen.

Warum werfen die Unpar­tei­ischen gelbe Tücher aufs Spielfeld?

Damit signa­li­sie­ren die Schieds­rich­ter, dass sie einen Regel­ver­stoß wahrge­nom­men haben, etwa eine Abseits­stel­lung oder ein Foul. Unter­bro­chen wird das Spiel bei einer sogenann­ten Flag aber nur, wenn zugleich auch gepfif­fen wird. Denn manch­mal ist der Vorteil für eine Mannschaft nach einem Spiel­zug so groß, dass sie eine Bestra­fung für die andere Mannschaft ablehnt und lieber weiter macht. Schlaue Teams nutzen das je nach Situa­ti­on auch aus für eine Art Gratis­spiel­zug mit hohem Risiko. Wenn es nicht klappt, gibt es ohnehin die Strafe für die andere Mannschaft und keinen eigenen Ballver­lust. Zudem können sich Regel­ver­stö­ße beider Teams auch gegen­sei­tig aufhe­ben, deswe­gen wird in vielen Fällen abgewartet.

Warum fangen Profis den Ball oft auf Zehenspitzen?

Im Ameri­can Football gilt: Die Linien gehören nicht mehr zum Spiel­feld, wer sie berührt, ist im Aus. Damit ein Pass als Fang gilt, muss ein Spieler den Boden mit beiden Füßen berührt haben, bevor er ins Aus geht. Im Feld absprin­gen und außer­halb aufkom­men, ist deswe­gen keine Option.

Wie viele Spieler stehen auf dem Feld?

Jede Mannschaft darf elf Spieler auf dem Platz haben und belie­big oft auswech­seln. Norma­ler­wei­se stehen im Angriff elf andere Footbal­ler auf dem Feld als in der Vertei­di­gung eines Teams. Dazu gibt es Spieler, die nur in Sonder­si­tua­tio­nen zum Einsatz kommen, beispiels­wei­se beim Anstoß (Kick off) oder einem Field-Goal-Versuch.

Wie lange dauert ein Spiel?

Theore­tisch vier Mal 15 Minuten, also eine Stunde. Weil die Uhr aber nicht durch­läuft, sondern in vielen Situa­tio­nen angehal­ten wird, kann man als Faust­re­gel mit etwa drei Stunden rechnen. Durch die Musik-Show in der Halbzeit — dieses Jahr mit den Hip-Hop- und R&B‑Größen Dr. Dre, Eminem, Snoop Dogg, Mary J. Blige und Kendrick Lamar — ist die Pause im Super Bowl zudem länger als norma­ler­wei­se und vom ersten Spiel­zug bis zur letzten Szene können auch vier Stunden verge­hen. Erfah­re­ne Fans des Super Bowl wissen daher: Am nächs­ten Tag besser frei nehmen.

Worüber reden die Spieler, wenn sie sich zu einem Kreis treffen?

In den meisten Fällen geht es dabei um die Ansage des nächs­ten Spiel­zugs. Theore­tisch weiß danach jeder Spieler ganz genau, was seine Aufga­be ist. Die schwe­ren Jungs wissen, ob sie den Gegner eher nach links oder nach rechts schie­ben sollen, um etwa eine Lücke für den Mitspie­ler zu schaf­fen, durch die er durch rennen kann. Die Passemp­fän­ger wissen, wann sie die Richtung ändern sollen. Weil der Gegner aber natür­lich auch ein Faktor ist, muss trotz­dem immer wieder impro­vi­siert werden.

Warum haben so viele Menschen ein Headset auf?

Die Trainer stehen unter­ein­an­der in Verbin­dung, einige Mitar­bei­ter sitzen auch oben auf der Tribü­ne und haben von dort eine ganz andere Perspek­ti­ve. Zudem dürfen die Trainer auch mit ihrem Quarter­back oder einem Abwehr­spie­ler sprechen und Tipps oder Anwei­sun­gen geben. Diese Profis haben einen Lautspre­cher im Helm, kennt­lich gemacht über einen grünen Aufkle­ber. Auf dem Platz darf nur ein Spieler je Team einen Helm mit dieser Funkti­on tragen.

Von Maximi­li­an Haupt, dpa