HIROSHIMA (dpa) — Nach Öl und Gold nun Diaman­ten: Die G7-Staaten planen weite­re Maßnah­men zur Reduzie­rung der Export­erlö­se Russlands. Eine wichti­ge Frage ist aller­dings noch ungeklärt.

Die Gruppe der führen­den demokra­ti­schen Indus­trie­na­tio­nen will den milli­ar­den­schwe­ren Export von Rohdia­man­ten aus Russland einschrän­ken. Eine entspre­chen­de Erklä­rung soll beim G7-Gipfel im japani­schen Hiroshi­ma beschlos­sen werden soll, wie mehre­re Diplo­ma­ten der Deutschen Presse-Agentur sagten.

Die Maßnah­me ist eine weite­re Reakti­on auf Russlands Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne. Nach Angaben aus G7-Kreisen geht es darum, die Einnah­men des Staates aus dem Verkauf von Rohdia­man­ten durch effek­ti­ve und koordi­nier­te Maßnah­men zu reduzie­ren. Dazu soll auch sicher­ge­stellt werden, dass über Länder wie Indien und die Verei­nig­ten Arabi­schen Emira­te gehan­del­te Edelstei­ne auch nach ihrem Weiter­ver­kauf noch als russi­sche Diaman­ten erkenn­bar sind. In der EU sei der Handel mit russi­schen Diaman­ten schon jetzt durch freiwil­li­ge Selbst­ver­pflich­tun­gen um etwa 80 Prozent zurück­ge­gan­gen, hieß es.

Der Diaman­ten­han­del ist für Russland ein wichti­ger Wirtschafts­zweig und eine nennens­wer­te Einkom­mens­quel­le. 2021. Im letzten Jahr, in dem der staat­li­che Diaman­ten­för­de­rer Alrosa seine Zahlen offen­leg­te, erziel­te das Unter­neh­men 332 Milli­ar­den Rubel (rund 4 Milli­ar­den Euro) Einnah­men. Russland gilt als weltweit größter Produ­zent von Rohdiamanten.

Bislang Wider­stand aus Belgien

Bislang hat die EU den Handel aller­dings nicht einge­schränkt. Als ein Grund galt bislang unter anderem der Wider­stand aus Belgi­en. Die flämi­sche Hafen­stadt Antwer­pen gilt seit dem 16. Jahrhun­dert als Diaman­ten­zen­trum der Welt.

Die USA, Kanada und Großbri­tan­ni­en hatten Sanktio­nen gegen Alrosa verhängt. Nach Angaben des schei­den­den Alrosa-General­di­rek­tors Sergej Iwanow — Sohn des gleich­na­mi­gen Ex-Vertei­di­gungs­mi­nis­ters und engen Vertrau­ten von Kreml­chef Wladi­mir Putin — hat das dem Geschäft des Konzerns aber kaum gescha­det. Der Plan für 2022 sei übererfüllt worden, auch das erste Quartal 2023 gut verlaufen.

Iwanow zeigte sich optimis­tisch, dass neue Sanktio­nen nicht greifen werden. «Man kann uns nicht erset­zen», immer­hin belau­fe sich der Anteil Alrosas am weltwei­ten Diaman­ten­han­del auf etwa 30 Prozent, sagte Iwanow in einem Inter­view mit der Tages­zei­tung «Kommers­ant». Den vorhe­ri­gen Beschrän­kun­gen etwa beim Ankauf von westli­cher Förder­tech­nik oder bei Banken­dienst­leis­tun­gen sei Alrosa durch die Umstel­lung auf andere Dienst­leis­ter begegnet.

Details zu den neuen G7-Plänen nannten die Diplo­ma­ten zunächst nicht. Ein rangho­her Vertre­ter räumte ledig­lich ein, dass Details noch geklärt werden müssten. So ist beispiels­wei­se unklar, wie Indien zumin­dest zu einer indirek­ten Betei­li­gung bewegt werden soll. Nach Angaben aus Moskau werden dort sehr viele Diaman­ten geschlif­fen und das Land betei­ligt sich bislang nicht an den Sanktio­nen der G7.

Die «Gruppe der Sieben» (G7) ist eine infor­mel­le Allianz führen­der demokra­ti­scher Indus­trie­na­tio­nen. Die Mitglie­der sind Deutsch­land, Frank­reich, Großbri­tan­ni­en, Itali­en, Japan, Kanada und die USA sowie die EU. Das Gipfel­tref­fen der Staats- und Regie­rungs­chefs beginnt am Freitag. Im Fokus stehen neben dem russi­schen Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne auch der Umgang mit China und der Klimaschutz.