ESSEN (dpa) — Deutsch­lands letzte große Waren­haus­ket­te nutzt das Insol­venz­ver­fah­ren für harte Einschnit­te ins Filial­netz. Über 5000 Beschäf­tig­te werden laut Gesamt­be­triebs­rat ihren Arbeits­platz verlieren.

Deutsch­lands letzter großer Waren­haus­kon­zern Galeria Karstadt Kaufhof will nach Angaben des Gesamt­be­triebs­rats 52 der noch verblie­be­nen 129 Waren­häu­ser schlie­ßen. «Insge­samt werden somit weit über 5000 Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer ihren Arbeits­platz verlie­ren», berich­te­ten die Arbeit­neh­mer­ver­tre­ter des Unter­neh­mens. «Dies ist ein raben­schwar­zer Tag», beton­te der Betriebsrat.

Der Hinter­grund: Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober zum zweiten Mal inner­halb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutz­schirm-Insol­venz­ver­fah­ren suchen müssen. Als Grund für die bedroh­li­che Lage des Unter­neh­mens nannte Konzern­chef Miguel Müllen­bach damals in einem Mitar­bei­ter­brief die explo­die­ren­den Energie­prei­se und die Konsum­flau­te in Deutsch­land. Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneu­te Sanie­rung mit erheb­li­chen Einschnit­ten in das Filial­netz und einem deutli­chen Stellen­ab­bau verbun­den sein würde.

Schon 2020 wurden 40 Filia­len geschlossen

Es ist bereits der zweite Versuch, den Handels­rie­sen durch ein Schutz­schirm­ver­fah­ren und den damit verbun­de­nen Schul­den­schnitt wieder dauer­haft auf Erfolgs­kurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestar­tet worden war, hatte dem Unter­neh­men trotz der Schlie­ßung von rund 40 Filia­len, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Strei­chung von mehr als zwei Milli­ar­den Euro an Schul­den nur vorüber­ge­hen­de Entlas­tung gebracht.

Bereits Anfang 2021 und Anfang 2022 noch einmal musste der geschrumpf­te Handels­rie­se angesichts der Pande­mie um staat­li­che Unter­stüt­zung bitten. Insge­samt griff der Wirtschafts­sta­bi­li­sie­rungs­fonds (WSF) dem Tradi­ti­ons­un­ter­neh­men in zwei Hilfs­ak­tio­nen mit 680 Millio­nen Euro unter die Arme — ohne Erfolg.

Gibt es noch eine Perspek­ti­ve für Galeria?

Der Galeria-General­be­voll­mäch­tig­te Arndt Geiwitz, der auch schon das erste Schutz­schirm­ver­fah­ren als Sanie­rungs­exper­te beglei­tet hatte, zeigte sich zuletzt zuver­sicht­lich, dass es dank des zweiten Schutz­schirm­ver­fah­rens noch eine Perspek­ti­ve für den Waren­haus­kon­zern gebe. «Ich bin davon überzeugt, dass die Galeria-Waren­häu­ser eine Zukunft haben, wenn auch nicht in ihrer derzei­ti­gen Form», beton­te der Sanie­rer in einem Inter­view. Der Handels­rie­se müsse dafür aller­dings kleiner und dezen­tra­ler werden. Galeria werde hoffent­lich «in drei Kalen­der­jah­ren» wieder Gewinn machen. Vorher fielen wegen der Umstruk­tu­rie­rungs­kos­ten etwa für Umbau­ten sicher weite­re Verlus­te an.