BERLIN (dpa) — Müll oder Abfall, wie der selbst­iro­ni­sche Bandna­me sugge­riert, waren Garba­ge natür­lich nie. Aber zuletzt hatte ihr Alter­na­ti­ve-Rock etwas Staub angesetzt. Mit einem grimmi­gen Album melden sie sich zurück.

Nirva­na-Produ­zent Butch Vig war der bekann­te Name und die rothaa­ri­ge Sänge­rin Shirley Manson der Hingu­cker, als Garba­ge mitten in der Grunge-Ära die Szene aufmisch­ten. Mit ihrem selbst­be­ti­tel­ten Debüt (1995), das zwischen Alter­na­ti­ve-Rock und Pop pendel­te, schien die Weltkar­rie­re programmiert.

Ein Viertel­jahr­hun­dert später muss man feststel­len, dass daraus trotz einiger starker, mindes­tens solider Alben nichts wurde — aber Garba­ge sind immer noch da, sogar in Originalbesetzung.

«No Gods No Masters» heißt das siebte Studio­al­bum der britisch-ameri­ka­ni­schen Band. Und wie der allen Göttern und Herrschern eine Absage ertei­len­de Titel nahelegt, ist es politisch gewor­den. Schon der Opener «The Men Who Rule The World» setzt ein gesell­schafts­kri­ti­sches Ausru­fe­zei­chen. Mit viel Wut im Bauch und düste­ren Elektro-Rock-Tracks wie «Godhead» oder dem gruse­li­gen «A Woman Destroy­ed» geht es weiter, auch zwei sphäri­sche Pop-Balla­den («Waiting For God», «This City Will Kill You») sind im Angebot.

Trump machte das Leben schwer

«Natür­lich hatte mich das allge­mei­ne gesell­schaft­li­che Klima beein­flusst», sagt die in Los Angeles leben­de Schot­tin Manson (54), die schon früher gern provo­zier­te, im Inter­view des «Rolling Stone». «Es war immer schwie­ri­ger gewor­den, unter Trump zu leben und zu ertra­gen, was um uns herum geschah. Das Album spiegelt das wider — es sitzt mitten in einem Schlan­gen­nest.» Der Nachfol­ger von «Stran­ge Little Birds» (2016) sei also genau «die Platte, die wir gefühlt zu diesem Zeitpunkt einfach machen mussten».

Das Quartett und Kopro­du­zent Billy Bush (Mansons Ehemann) began­nen im Sommer 2018 mit ihren Arbei­ten an dem, was später ihr bis zu 19 Tracks umfas­sen­des «No Gods No Masters» werden sollte. Zunächst ohne konkre­tes Songma­te­ri­al — man jammte und experi­men­tier­te, die Laune war gut. «Wir strei­ten auch mitein­an­der, aber wir können das schnell wieder abhaken und darüber lachen», sagt Produ­zen­ten-Ikone Vig im «Rolling Stone». «Das ist ein Vorteil, wenn man lange zusam­men ist.» Und so darf es gern noch ein Weilchen weiter­ge­hen — Garba­ge erfin­den sich zwar nicht neu, geben aber nochmal ordent­lich Gas.

Von Werner Herpell, dpa