STUTTGART (dpa/lsw) — 2021 verzeich­ne­te der Südwest-Touris­mus Milli­ar­den­ein­bu­ßen. 2022 erhol­te sich die Branche. Das hart getrof­fe­ne Gastge­wer­be blickt nun auf drei große Unsicherheiten.

Nach Milli­ar­den­ein­bu­ßen wegen Corona im vergan­ge­nen Jahr und einer Erholung im laufen­den Jahr, blickt das beson­ders hart getrof­fe­ne Gastge­wer­be auf einen unsiche­ren Herbst und Winter. «Wir sehen vor allem drei große Unsicher­hei­ten», sagte Daniel Ohl, Sprecher des Hotel- und Gaststät­ten­ver­bands Baden-Württem­berg, der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Die kommen­den Monate seien belas­tet durch die Auswir­kun­gen der Infla­ti­on auf das Konsum­ver­hal­ten, die Energie­si­cher­heit und die Entwick­lung der Corona-Pande­mie. Dennoch seien die Buchungs­la­ge und Nachfra­ge aktuell gut, was die Branche grund­sätz­lich optimis­tisch stimme, sagte Ohl. Verein­zelt berich­te­ten die Betrie­be aber bereits von einem Konsumrückgang.

Die Brutto­um­sät­ze im Touris­mus lagen laut einer Studie 2021 fast 7,6 Milli­ar­den Euro unter dem Wert von 2019. Mit insge­samt 17,8 Milli­ar­den Euro gaben Gäste in Baden-Württem­berg fast ein Drittel weniger aus als vor der Krise. Das ist das Ergeb­nis einer am Montag veröf­fent­lich­ten Analy­se des Deutschen Wirtschafts­wis­sen­schaft­li­chen Insti­tuts für Fremden­ver­kehr, die alle zwei Jahre im Auftrag des Touris­mus- und Wirtschafts­mi­nis­te­ri­ums in Baden-Württem­berg erstellt wird.

Mittler­wei­le hat sich die Situa­ti­on deutlich verbes­sert, wie kürzlich veröf­fent­lich­te Zahlen des Statis­ti­schen Landes­amts zeigten. Im Juni lag die Zahl der Übernach­tun­gen bei 5,4 Millio­nen und damit nur noch 3,1 Prozent unter dem Wert vom Juni 2019. In der ersten Jahres­hälf­te 2022 wurden mehr als doppelt so viele Übernach­tun­gen wie im Vorjah­res­zeit­raum verzeichnet.

Insge­samt habe sich im ersten Halbjahr eine deutli­che Erholung abgezeich­net, die sich angesichts der laufen­den touris­ti­schen Hochsai­son weiter fortset­zen dürfte, hieß es von den Statis­ti­kern. Wann genau das Vorkri­sen­ni­veau erreicht wird, hängt laut Dehoga-Sprecher Ohl jedoch davon ab, wie normal die Betrie­be in den nächs­ten Monaten arbei­ten können.

Die Studie belege die drasti­schen wirtschaft­li­chen Auswir­kun­gen der Corona-Pande­mie mit Zahlen und Daten, sagte Touris­mus­staats­se­kre­tär Patrick Rapp (CDU). «Nach derzei­ti­gen Berech­nun­gen verzeich­ne­te der Touris­mus in Baden-Württem­berg im Jahr 2021 wöchent­li­che Umsatz­ein­bu­ßen von circa 145,3 Millio­nen Euro.» Auch wenn die Branche sich 2022 zunächst erholen konnte, seien mit dem Krieg in der Ukrai­ne neue Unsicher­hei­ten verbun­den. Der Touris­mus habe auch Auswir­kun­gen auf andere Branchen im Land, sagte Rapp.

Den Zahlen zufol­ge fiel der Umsatz­ein­bruch im Gastge­wer­be mit einem Minus von knapp 40 Prozent beson­ders heftig aus. Aber auch Einzel­han­del und sonsti­ge Dienst­leis­tungs­be­rei­che litten unter den deutlich gerin­ge­ren Gäste­zah­len und verzeich­ne­ten Einnah­me­ein­bu­ßen von 19 und 28 Prozent. Und während rechne­risch vor der Pande­mie noch 380.000 Menschen vom Touris­mus leben konnten, fiel diese Zahl auf 250.000. Es sei zu befürch­ten, dass der Großteil der abgewan­der­ten Beschäf­tig­ten nicht in die Branche zurück­keh­re, sagte Rapp.

Der Löwen­an­teil der Einnah­men kam auch 2021 von Tages­gäs­ten: Sie ließen rund 10,3 Milli­ar­den Euro in Baden-Württem­berg. Das waren rund 17 Prozent weniger als noch 2019. Bei Übernach­tungs­gäs­ten schlu­gen Beher­ber­gungs­ver­bo­te und weite­re Corona-Maßnah­men noch hefti­ger ins Kontor: Hier gingen die Umsät­ze um rund 42 Prozent zurück und lagen 2021 noch bei 5,4 Milli­ar­den Euro. Durch Übernach­tun­gen in Privat­haus­hal­ten kamen zusätz­lich noch rund 2 Milli­ar­den Euro in die Kassen. Das waren 10 Prozent weniger als 2019.