STUTTGART (dpa/lsw) — Baden-Württem­berg bewer­tet Straf­ta­ten junger Menschen künftig anders. Man werde sich mit den Farben gelb, organ­ge und rot haupt­säch­lich an quali­ta­ti­ven Merkma­len der Straf­tat orien­tie­ren und weniger an der Anzahl der began­ge­nen Delik­te, teilte Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl (CDU) am Mittwoch mit. Dabei werden Fakto­ren wie beispiels­wei­se die Verlet­zung der Opfer, das verwen­de­te Tatmit­tel oder das Alter gewich­tend berück­sich­tigt. Dadurch rückten Kinder und Jugend­li­che früher in den Fokus, deren Verhal­ten sich von Beginn an eher im Bereich der Gewalt­kri­mi­na­li­tät bewegt.

Das neue Programm heißt «Beson­ders auffäl­li­ge junge Straf­tä­te­rin­nen und Straf­tä­ter» (BajuS) und ist laut Strobl die Weiter­ent­wick­lung des 1999 gegrün­de­ten bishe­ri­gen Initia­tiv­pro­gramms «Jugend­li­che Inten­siv­tä­ter» (JugIT). Nach über 20 Jahren Praxis­er­fah­rung wurden die Regelun­gen seit Frühjahr 2022 durch eine beim Innen­mi­nis­te­ri­um einge­rich­te­te Arbeits­grup­pe unter­sucht und konzep­tio­nell neu aufge­stellt. «Damit können wir früher und geziel­ter auf straf­recht­lich auffäl­li­ges Verhal­ten reagie­ren», sagte Strobl. Justiz­mi­nis­te­rin Marion Gentges (CDU) sagte: «Eine einfa­che Körper­ver­let­zung und ein versuch­tes Tötungs­de­likt können nicht über einen Kamm gescho­ren werden.»

Das neue Programm ordnet Täter nun in drei Berei­che ein: Gelb, Orange oder Rot. Gelb sind Schwel­len­tä­ter, deren Handeln schon nicht mehr nur episo­den­haft ist, sich aber auch noch nicht als krimi­nel­le Karrie­re verfes­tigt hat. Die Katego­rie Orange ist angelehnt an die bishe­ri­ge Bewer­tungs­pra­xis mögli­cher jugend­li­cher Inten­siv­tä­ter. Die Katego­rie Rot umfasst Kinder und Jugend­li­che, die überwie­gend schwe­re Straf­ta­ten begehen und Hilfe­maß­nah­men sowie Erzie­hungs­hil­fen ablehnen.