MÜNCHEN (dpa) — Es klingt wie eine Szene aus einem Krimi: Maskier­te spren­gen einen Geldau­to­ma­ten und stehlen Bargeld. Für die Polizei ist es aber ein immer größer werden­des Alltags­pro­blem. Das soll sich nun ändern.

Die Betrei­ber von Geldau­to­ma­ten sollen nach dem Willen der Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz (IMK) künftig zur Siche­rung der Geldbe­stän­de vor Spren­gun­gen verpflich­tet werden.

Angesichts sprung­haft angestie­ge­ner Fallzah­len soll so nach Angaben von Bayerns Innen­mi­nis­ter Joachim Herrmann auch der Druck auf die inter­na­tio­nal agieren­den Täter­grup­pen erhöht werden. Der CSU-Politi­ker ist derzeit Vorsit­zen­der der Innenministerkonferenz.

«Die Zahl der Geldau­to­ma­ten­spren­gun­gen ist dieses Jahr sprung­haft angestie­gen», beton­te Herrmann mit Blick auf die in der kommen­den Woche in München anste­hen­de IMK-Herbst­kon­fe­renz. Deutsch­land­weit wurden laut Bundes­in­nen­mi­nis­te­ri­um in den Jahren 2020 und 2021 rund 800 Geldau­to­ma­ten gesprengt. (2020: 414; 2021: 392). Dies seien die höchs­ten Fallzah­len, die seit dem Beginn der statis­ti­schen Erfas­sung durch das Bundes­kri­mi­nal­amt (BKA) im Jahr 2005 regis­triert wurden. Die für das erste Halbjahr 2022 vorlie­gen­den vorläu­fi­gen Fallzah­len ließen einen neuen Jahres­höchst­stand erwarten.

Steigen­de Fallzahlen

«Diese Entwick­lung müssen wir sehr ernst nehmen. Die hochpro­fes­sio­nel­len Täter­ban­den verur­sa­chen nicht nur hohe wirtschaft­li­che Schäden», beton­te Herrmann. Beson­ders proble­ma­tisch sei auch, dass mit den Spren­gun­gen eine rücksichts­lo­se Gefähr­dung von unbetei­lig­ten Dritten, Anwoh­nern und Einsatz­kräf­ten einher­ge­he. «Wir müssen deshalb diese skrupel­lo­sen Verbre­cher­ban­den und deren Hinter­män­ner konse­quent hinter Gitter bringen.»

Laut Bundes­in­nen­mi­nis­te­ri­um wird die aktuel­le Entwick­lung in Deutsch­land durch einen Verdrän­gungs­ef­fekt aus den Nieder­lan­den forciert. Dort seien bereits umfang­rei­che Präven­ti­ons­maß­nah­men gegen solche Spren­gun­gen umgesetzt worden. Nahezu zwei Drittel der vom BKA in den Jahren 2020 und 2021 regis­trier­ten Verdäch­ti­gen stammen aus den Nieder­lan­den. Anfang Novem­ber hatte Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD) bereits zu einem bundes­wei­ten «Runden Tisch Geldau­to­ma­ten­spren­gun­gen» geladen. An die dort beschlos­se­ne Erklä­rung wollen die Landes­in­nen­mi­nis­ter nun in München anknüpfen.

Für eine Trend­um­kehr auch hierzu­lan­de sei eine möglichst enge Zusam­men­ar­beit der Ermitt­ler, bundes­weit und auch mit unseren europäi­schen Nachbarn wichtig, so Herrmann. «Daneben wird es vor allem auch um eine verstärk­te Präven­ti­on gehen. Beispiels­wei­se müssen die Aufstell­or­te und auch die Automa­ten selbst besser gesichert werden. Hier sind die Banken und Automa­ten­her­stel­ler in der Verant­wor­tung, es den Krimi­nel­len möglichst schwer zu machen, unter anderem mit techni­schen Einrich­tun­gen, die die Geldno­ten unbrauch­bar machen.» Dann lohne sich eine Spren­gung nicht mehr für die Täter.

In Bayern sei die Entwick­lung ebenfalls drama­tisch, sagte Herrmann. Mit 32 Spren­gun­gen (Stand: 23.11.2022) sei im Freistaat bereits ein Rekord­stand erreicht (2020: 24, 2021: 17 Spren­gun­gen). Daher habe es auf Einla­dung des Bayeri­schen Landes­kri­mi­nal­am­tes bereits im Juli eine erste Gesprächs­run­de mit Banken­ver­tre­tern gegeben.