STUTTGART (dpa/lsw) — Nur wenige Beamte sind bislang in der Gesetz­li­chen Kranken­ver­si­che­rung. Das wird sich nun ändern. Der DGB begrüßt das Vorhaben.

Der DGB sieht die geplan­te Erleich­te­rung für Beamte, sich einfa­cher bei einer gesetz­li­chen Kranken­kas­se versi­chern zu können, als einen Beitrag, den Staat als Arbeit­ge­ber attrak­ti­ver zu machen. Die Vizeche­fin des Deutschen Gewerk­schafts­bunds im Südwes­ten, Maren Diebel-Ebers, sagte in Stutt­gart, dadurch werde der öffent­li­che Dienst auch inter­es­san­ter für Querein­stei­ger, die nicht die Chance hätten, sich privat zu versi­chern. «Das Angebot ist auch für junge Lehrkräf­te attrak­tiv, die sich nach dem Referen­da­ri­at verbe­am­ten lassen. Künftig können sie sich entschei­den, wo sie sich versi­chern — ohne finan­zi­el­le Nachtei­le zu haben.»

Hinter­grund ist folgen­der: Ab Januar soll es die pauscha­le Beihil­fe für Beamtin­nen und Beamte geben. Die grün-schwar­ze Koali­ti­on hat sich darauf verstän­digt, sie als Alter­na­ti­ve zur indivi­du­el­len Beihil­fe in der Kranken­ver­si­che­rung einzu­füh­ren. Der Landtag berät am 21. Dezem­ber den entspre­chen­den Geset­zes­ent­wurf. Bisher zahlt das Land für Beamtin­nen und Beamte keinen Arbeit­ge­ber­bei­trag zur gesetz­li­chen Kranken­kas­se. Das heißt, dass Staats­die­ner, die freiwil­lig gesetz­lich versi­chert sind, die gesam­ten Beiträ­ge selber schul­tern müssen. Künftig übernimmt das Land diesen Anteil. Baden-Württem­berg wird somit das sechs­te Bundes­land, das sich an der Finan­zie­rung der gesetz­li­chen Kranken­kas­sen beteiligt.

Die DGB-Vizeche­fin sagte, die pauscha­le Beihil­fe schlie­ße eine Gerech­tig­keits­lü­cke. «Von ihr profi­tie­ren rund 4400 Menschen, sowohl aktive Beamte als auch Pensio­nä­re. Bis jetzt mussten sie ihre Kranken­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge allei­ne tragen.» Für Menschen mit Vorer­kran­kun­gen und Behin­de­run­gen sei die priva­te Kranken­ver­si­che­rung zudem ziemlich teuer oder gar keine Option. «Der Großteil der Beamten bleibt weiter privat versi­chert, weil die Beschäf­tig­ten nur zu Beginn ihrer Beamten­lauf­bahn wählen können, wie sie sich krankenversichern.»

Das Land rechnet den Angaben zufol­ge mit Mehraus­ga­ben von 13,8 Millio­nen Euro im Jahr. Aller­dings werde diese Summe jährlich etwa um rund 3 Millio­nen Euro steigen, so die Schät­zung. Die Frage ist, für welche Beamten die gesetz­li­che Kranken­ver­si­che­rung attrak­tiv wäre. Die Beiträ­ge für die priva­te Kranken­ver­si­che­rung orien­tie­ren sich anders als bei der gesetz­li­chen nicht am Einkom­men, sondern am Beitritts­al­ter und am Gesund­heits­zu­stand. Vor allem Staats­die­ner mit niedri­gem und mittle­rem Einkom­men sowie Beamte in Teilzeit würden dadurch überdurch­schnitt­lich belastet.

Das Land beschäf­tigt nach Gewerk­schafts­an­ga­ben knapp 191.000 Beamte.