STUTTGART (dpa/lsw) — Bahnhö­fe, das zeigt die Statis­tik, sind seit jeher keine ungefähr­li­chen Orte. Aber zuletzt ist die Krimi­na­li­tät an diesen Verkehrs­kno­ten­punk­ten in Baden-Württem­berg regel­recht explo­diert — egal ob es um Diebstahl geht, um Sachbe­schä­di­gun­gen oder um Gewalt.

Die Gewalt an Bahnhö­fen in Baden-Württem­berg ist zuletzt sprung­haft angestie­gen. Das geht aus einer Antwort des Bundes­in­nen­mi­nis­te­ri­ums auf eine Anfra­ge des AfD-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ten Martin Hess hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach stieg die Zahl der Gewalt­de­lik­te an den Bahnhö­fen im Südwes­ten im vergan­ge­nen Jahr um 42 Prozent auf 2538 Fälle. Die Zahl der Eigen­tums­de­lik­te wuchs im selben Zeitraum sogar um rund 93 Prozent, wie das Minis­te­ri­um unter Berufung auf Zahlen der Bundes­po­li­zei berich­tet. Am häufigs­ten kommt es demnach am Stutt­gar­ter Bahnhof zu Gewalt­de­lik­ten. Das Bundes­in­nen­mi­nis­te­ri­um verweist auf das Auslau­fen der Corona-Regeln.

Die Krimi­na­li­tät an den Bahnhö­fen im Land nahm in allen Berei­chen deutlich zu. Sachbe­schä­di­gun­gen wuchsen um 23 Prozent auf 4952 Delik­te, Sexual­de­lik­te stiegen um 5 Prozent auf 214 Delik­te, Drogen­de­lik­te um 16 Prozent auf 1790 und Waffen­de­lik­te um knapp 12 Prozent auf 94 Delik­te. «Insge­samt ist zu konsta­tie­ren, dass nach Auslau­fen der Mehrzahl der pande­mie­be­ding­ten Aufla­gen, mit Ausnah­me der Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in Teilen des öffent­li­chen Perso­nen­ver­kehrs, nahezu in allen Delikts­be­rei­chen eine steigen­de Anzahl von Straf­ta­ten zu verzeich­nen ist», schreibt das Bundes­in­nen­mi­nis­te­ri­um zur Entwicklung.

Der AfD-Abgeord­ne­te und langjäh­ri­ge Polizist Hess führt die zuneh­men­de Krimi­na­li­tät auf «unkon­trol­lier­te Zuwan­de­rung» zurück. Er fordert ein «verläss­li­ches Lagebild über die Hinter­grün­de der zuneh­men­den Gewalt». «Es ist übrigens im höchs­ten Maße wider­sprüch­lich, die Bürger in Züge zwingen zu wollen, dann aber nicht für ihre Sicher­heit sorgen zu können oder zu wollen», sagte er.

Stutt­gart ist mit 286 Fällen der Bahnhof mit den meisten Gewalt­de­lik­ten, noch vor den Bahnhö­fen in Mannheim (180) und Freiburg (156). Mannheim hinge­gen führt die Negativ-Liste bei den Drogen­de­lik­ten (274), den Eigen­tums­de­lik­ten (368) und den Waffen­de­lik­ten (15) an. Bei den Sexual­de­lik­ten führt der verhält­nis­mä­ßig kleine Bahnhof im Stutt­gar­ter Stadt­teil Bad Cannstatt mit 8 Fällen die Liste an. Der Stutt­gar­ter Bahnhof verzeich­net täglich im Schnitt 255.000 Reisen­de, der Mannhei­mer 118.000 und Bad Cannstatt 62.000.

46 Bundes­po­li­zis­ten wurden laut Bundes­mi­nis­te­ri­um im Jahr 2022 bei Angrif­fen an Bahnhö­fen verletzt, im Vorjahr waren es noch 34. Mitar­bei­ter der Deutschen Bahn wurden im Dienst im vergan­ge­nen Jahr 266 mal attackiert. Der Antwort auf die Anfra­ge zufol­ge wurden im vergan­ge­nen Jahr zudem 12 Fälle erfasst, bei denen Menschen auf die Gleise gesto­ßen wurden. 57 Mal wurden an Bahnhö­fen im Südwes­ten Fahrkar­ten­au­to­ma­ten aufge­bro­chen. Die Bundes­po­li­zei verzeich­ne­te außer­dem 53 Gewalt­de­lik­te mit Messern.