BERLIN (dpa) — Wegen der hohen Kosten für Gas und Öl zögert gerade mancher, die Heizung hochzu­dre­hen. Die Bundes­re­gie­rung will verhin­dern, dass Haushal­te mit wenig Einkom­men im Kalten sitzen.

Wegen der hohen Heizkos­ten sollen Bezie­her von Wohngeld einen einma­li­gen Zuschuss von mindes­tens 135 Euro bekom­men. Das geht aus einem Gesetz­ent­wurf des neuen Wohnungs­mi­nis­te­ri­ums hervor, der an Länder und Verbän­de verschickt wurde und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Wer allein wohnt, soll demnach 135 Euro bekom­men, ein Zwei-Perso­nen-Haushalt 175 Euro. Für jeden weite­ren Mitbe­woh­ner sind weite­re 35 Euro vorgesehen.

Die Ampel-Koali­ti­on hatte den Zuschuss beschlos­sen, nachdem die Heizkos­ten im Herbst rasant gestie­gen waren. «Dadurch sollen Wohnen und Heizen bezahl­bar bleiben und die Mehrkos­ten aus den kalten Winter­mo­na­ten aufge­fan­gen werden», heißt es in einem Eckpunk­te­pa­pier des Minis­te­ri­ums. Die Pauscha­le ist Teil des Wohngelds, das an Haushal­te mit niedri­gem Einkom­men ausge­zahlt wird.

Die Höhe des Zuschus­ses wurde laut Eckpunk­te­pa­pier auf Grund­la­ge von Simula­ti­ons­rech­nun­gen des Insti­tuts der deutschen Wirtschaft Köln empirisch herge­lei­tet. Die Heizkos­ten der Wohngeld­haus­hal­te aus dem Jahr 2020 seien mit den erwar­te­ten Preis­stei­ge­run­gen fortge­schrie­ben worden. Verbrau­cher­schüt­zer halten den Zuschuss aller­dings für «deutlich zu niedrig angesetzt». Das Geld werde für viele Haushal­te nicht ausrei­chen, um den starken Anstieg der Heizkos­ten auszu­glei­chen, sagte der Chef des Verbrau­cher­zen­tra­le Bundes­ver­bands, Klaus Müller, dem «Handels­blatt». Noch sei noch gar nicht klar, wie kalt der Winter und damit die Heizkos­ten­rech­nung werde.

Insge­samt sollen rund 710.000 Haushal­te von dem einma­li­gen Zuschuss profi­tie­ren. Sie müssen dafür in der Heizpha­se zwischen Oktober 2021 und März 2022 mindes­tens einen Monat lang Wohngeld bezogen haben oder bezie­hen. Alles in allem soll die Hilfe den Bund rund 130 Millio­nen Euro kosten.

Baumi­nis­te­rin Klara Geywitz (SPD) hatte angekün­digt, dass der Zuschuss im Sommer ausge­zahlt werden soll — bevor die Betriebs­kos­ten­ab­rech­nung mit den Heizkos­ten für den Winter im Brief­kas­ten landet. Bei dieser Abrech­nung seien oftmals nicht nur hohe Nachzah­lun­gen zu erwar­ten. Gleich­zei­tig werde auch für viele Haushal­te die monat­li­che Abschlags­zah­lung steigen. Der Zuschuss solle diese Belas­tung abfedern, heißt es in dem Entwurf, der Ende Januar im Kabinett beschlos­sen und dann über die Regie­rungs­frak­tio­nen in den Bundes­tag einge­bracht werden soll. Das Geld soll nicht auf andere Sozial­leis­tun­gen angerech­net werden.

In den vergan­ge­nen Monaten waren die Energie­prei­se explo­diert — vor allem für Öl und Gas, die zum Heizen genutzt werden. Dem Vergleichs­por­tal Verivox zufol­ge verteu­er­te sich Energie binnen eines Jahres um 35 Prozent. «Noch nie zuvor mussten priva­te Haushal­te so viel für Heizung, Strom und Sprit bezah­len», hieß es. Laut Check24 haben inzwi­schen mehr als 900 Gasver­sor­ger in der Grund­ver­sor­gung Preis­er­hö­hun­gen von im Schnitt um die 34 Prozent vollzo­gen oder angekündigt.