ROTTERDAM (dpa) — 2020 fiel er aus, 2021 wird er nachge­holt: der 65. Eurovi­si­on Song Contest in Rotter­dam. Im Finale des größten Musik­spek­ta­kels der Welt treten 26 Länder an.

Nach einer Corona-Zwangs­pau­se letztes Jahr steht Europa nun vor dem Finale des größten TV-Musik­spek­ta­kels der Welt und das auch noch mit Live-Publikum.

26 Länder treten am Samstag ab 21 Uhr beim Finale des Eurovi­si­on Song Contest im Veran­stal­tungs­zen­trum Ahoy in Rotter­dam an. Der 65. ESC gilt als die erste inter­na­tio­na­le Musik-Show in Europa seit Beginn der Pande­mie vor über 15 Monaten.

Das Finale findet unter stren­gen Corona-Schutz­maß­nah­men statt, doch rund 3500 Zuschau­er dürfen dabei sein. An den Bildschir­men werden noch weite­re bis zu 200 Millio­nen Zuschau­er erwar­tet (in Deutsch­land im Ersten). Im vergan­ge­nen Jahr fiel der ESC zum ersten Mal in seiner Geschich­te seit 1956 aus — wegen der Corona-Pandemie.

Für Deutsch­land tritt Jendrik in der zweiten Hälfte der Show auf (Start­num­mer 15). Nach dem Auftritt aller 26 Acts haben dann die Fernseh­zu­schau­er in Europa das Wort und können per App oder Telefon ihr Votum abgeben, auch die Fach-Jurys verge­ben Punkte. Das dauert. Der Sieger wird erst gegen 1.00 Uhr feststehen.

Vor zwei Jahren hatte der nieder­län­di­sche Sänger Duncan Laurence mit der Balla­de «Arcade» den Titel gewon­nen und damit den Wettbe­werb in seine Heimat geholt. Doch der musste auf dieses Jahr verscho­ben werden, und nun kann Laurence in der Hafen­stadt die Trophäe nicht an seinen Nachfol­ger weiter­ge­ben. Denn der Nieder­län­der muss wegen einer Corona-Infek­ti­on in Quaran­tä­ne bleiben und darf auch nicht live auftre­ten. Sein neues­ter Song soll aller­dings per Video präsen­tiert werden. Auch Island kann wegen eines Corona-Falles nur noch mit einem Video teilneh­men, die Band schaut sich das Finale im Hotel an.

Je zehn Länder hatten mit ihren Acts in zwei Halbfi­nals in dieser Woche einen Platz im Finale ergat­tert. 13 Länder schaff­ten dagegen den Einzug ins Finale nicht. Dazu gehört auch Öster­reich mit Vincent Bueno. Die «Big Five» — die fünf großen Länder Frank­reich, Großbri­tan­ni­en, Itali­en, Spani­en und Deutsch­land — hatten schon einen siche­ren Platz. Das galt auch für die Nieder­lan­de als Gastgeber.

Jendrik tritt mit seinem Gute-Laune-Song «I don’t feel hate» und seiner Glitzer-Ukule­le an. Das Tolls­te sei der Auftritt vor Publi­kum nach der Corona-Zwangs­pau­se. «Das ist so überwäl­ti­gend», sagte der 26-jähri­ge Hambur­ger in Rotter­dam. «Ich werde die drei Minuten total genie­ßen.» Die Buchma­cher geben Deutsch­land nur wenig Chancen.

Als Favori­ten gelten Frank­reich (Barba­ra Pravi mit «Voilà»), die Schweiz (Gjon’s Tears mit «Tout l’Uni­vers»), Malta (Desti­ny mit «Je me casse») und Itali­en (Månes­kin mit «Zitti e Buoni»).

In der Pause treten unter anderen DJ Afrojack, Glennis Grace und Wulf auf gemein­sam mit einem Sinfo­nie­or­ches­ter mit jungen Musikern. Sie präsen­tie­ren den extra für den ESC geschaf­fe­nen Act «Music binds us». Und es soll ein Wieder­se­hen mit bekann­ten Song-Contest-Stars geben.

Der gesam­te ESC gehört zur wissen­schaft­li­chen Testrei­he «Fieldlabs». Unter stren­gen Bedin­gun­gen wird geprüft, wie man Großereig­nis­se auch während der Corona-Pande­mie veran­stal­ten kann. Alle Besucher müssen ein negati­ves Testergeb­nis vorwei­sen und Maske tragen, sobald sie ihren Sitzplatz verlas­sen. Auch alle Künst­ler, ihre Teams und alle Mitar­bei­ter werden mehrfach getes­tet. Die Delega­tio­nen mussten in Rotter­dam in ihrer «Corona-Bubble» bleiben und durften auch ihre Hotels nur zu Auftrit­ten verlassen.

«Es ist die größte und umfas­sends­te TV-Produk­ti­on der Nieder­lan­de», sagte der Produ­zent für die TV-Sender NPO und Avrotros, Sietse Bakker. Die Organi­sa­ti­on unter Corona-Bedin­gun­gen sei schwie­rig. «Wir wollen die Risiken auf Infek­tio­nen auf ein Minimum beschrän­ken, das ist bisher gelun­gen.» Von rund 25 000 Tests nur bei Mitwir­ken­den waren bis Freitag weniger als 20 positiv.

Von Annet­te Birschel, dpa