BERLIN (dpa) — Stille am Breit­scheid­platz in Berlin — so wie damals nach dem Terror­an­schlag. 13 Glocken­schlä­ge erinnern an die Todes­op­fer. Auch sechs Jahre danach bleiben Schock, Trauer und seeli­sche Narben.

Sechs Jahre nach dem islamis­ti­schen Terror­an­schlag auf dem Weihnachts­markt an der Gedächt­nis­kir­che hat Berlin der Opfer gedacht. Zum Jahres­tag wurden Kränze nieder­ge­legt und Kerzen angezün­det. Bei einem Gottes­dienst in der Kirche auf dem Breit­scheid­platz nahe dem Ku’damm wurde gemein­sam gebetet. Neben Opfern und Angehö­ri­gen nahmen Rettungs­kräf­te sowie Berlins Regie­ren­de Bürger­meis­te­rin Franzis­ka Giffey (SPD) und weite­re Politi­ker teil.

Am 19. Dezem­ber 2016 war ein islamis­ti­scher Terro­rist in einem entführ­ten Lastwa­gen in den Weihnachts­markt gefah­ren. Durch die Tat starben insge­samt 13 Menschen, einer von ihnen Jahre später an den Folgen. Etwa 70 Menschen wurden verletzt, manche von ihnen schwer. Der Atten­tä­ter floh nach Itali­en, wo er von der Polizei erschos­sen wurde.

Der evange­li­sche Bischof Chris­ti­an Stäblein sicher­te den Opfern und ihren Angehö­ri­gen zu, das Leid niemals zu verges­sen. «Wir werden das nicht verges­sen und auch nicht den Zusam­men­halt, der in diesem Moment neu entstan­den ist – für die Verwun­de­ten, für die Ermor­de­ten, für die, die mit dem Verlust seitdem leben müssen. Berlin vergisst nicht», sagte Stäblein. Als eine Spreche­rin der Hinter­blie­be­nen äußer­te sich Astrid Passin, die bei dem Terror­an­schlag ihren Vater verlo­ren hat. «Wir benöti­gen noch immer engagier­te Hilfe», erklär­te sie.

In den Fürbit­ten erinner­te General­su­per­in­ten­den­tin Ulrike Traut­wein auch an einen neuen Vorfall nahe dem Breit­scheid­platz: die mutmaß­li­che Amoktat eines 29-Jähri­gen am 8. Juni, bei der eine Frau getötet und laut Staats­an­walt­schaft 32 Menschen verletzt wurden. «Plötz­lich war alles wieder da», so Trautwein.

Nach dem Gottes­dienst für die Opfer des Terror­an­schlags versam­mel­ten sich die Menschen am Mahnmal auf der Rücksei­te der Kirche, wo der Anschlag geschah. Dort, wo die Namen der 13 Todes­op­fer an den Stufen angebracht sind, legten Angehö­ri­ge 13 weiße Rosen nieder und zünde­ten Kerzen an. Die Namen der Opfer wurden von Traut­wein vorge­le­sen. Das Geden­ken endete mit 13 Glocken­schlä­gen zur Uhrzeit des Anschlags um 20.02 Uhr. Während der Gedenk­ver­an­stal­tung war der Betrieb auf dem Weihnachts­markt eingestellt.

Bundes­kanz­ler Olaf Scholz (SPD) schrieb bei Twitter, die Opfer blieben unver­ges­sen. «Unsere Gedan­ken sind heute bei ihnen und ihren Hinterbliebenen.»

Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD) erklär­te, der 19. Dezem­ber sei ein Tag der Trauer um Menschen, die getötet oder an Körper und Seele verletzt worden seien. «In ihrem Fanatis­mus glauben Terro­ris­ten, ihre Opfer würden nichts zählen. Sie täuschen sich. Jeder Mensch zählt», so Faeser bei Twitter. «Wir müssen uns – in allen staat­li­chen Stellen – mit mehr Empathie und mehr Unter­stüt­zung den Menschen zuwen­den, deren Leben durch einen solchen furcht­ba­ren Anschlag drama­tisch verän­dert wurde.»

Berlins Regie­rungs­chefin Giffey verfolg­te die Gedenk­ver­an­stal­tung still. Sie teilte über Twitter mit: «Neben den körper­li­chen Verlet­zun­gen bleiben tiefe seeli­sche Narben. Uns ist beson­ders heute bewusst: Es hätte jede und jeden von uns treffen können. Berlin wird diese Tat und diesen Tag nie vergessen.»

Der Opfer­be­auf­trag­te der Bundes­re­gie­rung, Pascal Kober (FDP), hatte am Sonntag versi­chert: «Die Betrof­fe­nen können gewiss sein, dass wir weiter für sie da sind.»