LONDON (dpa) — Sorge um die Monar­chin: Lange schaff­te es die Queen trotz hefti­ger Corona-Wellen in ihrem Land, dem Virus zu entkom­men. Kurz bevor Boris Johnson nun auch die letzten Vorsichts­maß­nah­men aufhe­ben will, hat sie sich doch infiziert.

Hinter den dicken, steiner­nen Mauern von Schloss Windsor, abgeschirmt durch eine stark reduzier­te und streng regulier­te «Bubble» aus engstem Hofper­so­nal, verbrach­te Queen Eliza­beth II. große Teile der Pandemie.

Von Anfang an war die Sorge groß, sie könne sich in ihrem hohen Alter das Virus einfan­gen. Zwei Jahre lang hielt der Schutz­wall stand. Doch nun — ausge­rech­net in ihrem Jubilä­ums­jahr — hat sich die Königin infiziert.

Die 95 Jahre alte Queen sei positiv getes­tet worden und spüre «milde, erkäl­tungs­ähn­li­che Sympto­me», teilte der Bucking­ham-Palast am Sonntag mit. In der vergan­ge­nen Woche waren schon ihr Sohn Prinz Charles (73) und seine Frau Camil­la (74) positiv auf das Virus getes­tet worden. Ob sich die Queen bei ihnen angesteckt hat oder nicht, ist unklar. Der briti­schen Nachrich­ten­agen­tur PA zufol­ge sollen sich wohl auch einige Angestell­te auf Schloss Windsor infiziert haben.

Sorge um die Gesund­heit der Queen

Auch wenn sich der Palast mit medizi­ni­schen Details gern zurück­hält, gilt als sicher, dass die Queen, die im April 96 Jahre alt wird, gegen Corona geimpft und geboos­tert ist. Trotz­dem dürften die Sorgen um ihre Gesund­heit mit der Infek­ti­on einen neuen Höhepunkt errei­chen. In den vergan­ge­nen Monaten gab es immer wieder Speku­la­tio­nen über den Zustand der Queen. Im Herbst verbrach­te sie eine Nacht im Kranken­haus, sagte zwei lange geplan­te Reisen ab und legte statt­des­sen eine ärztlich verord­ne­te Ruhepau­se ein. Vor wenigen Tagen kochten die Speku­la­tio­nen erneut hoch, als die Monar­chin bei einem Termin auf ihren Fuß deute­te und hinzu­füg­te: «Wie Sie sehen, kann ich mich nicht rühren.»

Bislang kam jedoch noch immer das schnel­le Aufat­men — oft unter­malt von einem strah­len­den Foto der perfekt gestyl­ten Queen bei einem Termin, mit zuver­läs­si­ger Regel­mä­ßig­keit vom Palast verbrei­tet. Erst vor zwei Wochen feier­te die Queen in kleinem Kreis den 70. Jahres­tag ihrer Thron­be­stei­gung. Auf ihrem osteng­li­schen Landsitz Sandring­ham empfing sie einige Gäste, schnitt munter einen Jubilä­ums­ku­chen an und scherz­te mit den anwesen­den Besuchern und Fotogra­fen. Für ihr Jubilä­ums­jahr habe sich die Königin wieder einiges vorge­nom­men, hieß es in Berich­ten. Groß gefei­ert werden soll das Platin­ju­bi­lä­um Anfang Juni mit Konzer­ten, Paraden und «Jubilee Lunches» im ganzen Land — wo und wie die Queen selbst dabei in Erschei­nung tritt, ist jedoch offen.

Die Queen arbei­tet weiter

Viel Ruhe scheint sich die unermüd­lich pflicht­be­wuss­te Königin in ihrer Isola­ti­on jedoch nicht gönnen zu wollen: Sie werde medizi­nisch betreut, wolle aber in der kommen­den Woche in Windsor weiter «leich­te Aufga­ben» ausfüh­ren, hieß es vom Palast. Auch nach dem Tod ihres Ehemanns Prinz Philip im vergan­ge­nen Jahr dauer­te es nur wenige Tage, bis sie wieder die ersten offizi­el­len Termi­ne wahrnahm. Die Queen werde ihre Infek­ti­on wohl mit ihrer üblich «stoischen Art und Weise» hinneh­men und weiter­ma­chen, mutmaß­te der Royal-Exper­te Joe Little.

Nur einen Tag nach der Hiobs­bot­schaft aus dem Palast will der briti­sche Premier Boris Johnson in England auch noch die aller­letz­ten Vorsichts­maß­nah­men gegen die Pande­mie aufhe­ben. Selbst Infizier­te sollen sich voraus­sicht­lich ab März nicht mehr verpflich­tend isolie­ren müssen. Die Opposi­ti­on wirft Johnson vor, den Sieg über eine Schlacht erklä­ren zu wollen, die noch nicht geschla­gen sei.

«Ich bin sicher, ich spreche für uns alle, wenn ich Ihrer Majes­tät eine rasche Genesung und eine rasche Rückkehr zu ihrer großar­ti­gen Gesund­heit wünsche», twitter­te Johnson. «God save the Queen», fügte seine Innen­mi­nis­te­rin Priti Patel hinzu.

Von Laris­sa Schwe­des, dpa