NEW YORK/BERLIN (dpa) — Fake-News verbrei­ten sich im Netz in Windes­ei­le. Google will nun nicht abwar­ten, bis solche Themen im Netz viral kursie­ren, sondern will vorbeu­gend aktiv werden.

Der Inter­net­rie­se Google will künftig auch in Deutsch­land Fehlin­for­ma­tio­nen im Netz vorbeu­gend bekämp­fen. Dazu weitet das Google-Tochter­un­ter­neh­men Jigsaw eine entspre­chen­de Video-Aufklä­rungs­kam­pa­gne auf das deutsch­spra­chi­ge Inter­net aus. Das kündig­te das Unter­neh­men in Berlin an. Bislang hatten sich die vorbeu­gen­den Aktivi­tä­ten auf Polen, die Tsche­chi­sche Republik und die Slowa­kei konzentriert.

Die Kampa­gne basiert auf Unter­su­chun­gen von Psycho­lo­gen an den briti­schen Univer­si­tä­ten Cambridge und Bristol, die ein Konzept der Fehlin­for­ma­ti­on-Vorbeu­gung («Prebun­king») entwi­ckelt haben. Dabei sollen die Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er dafür sensi­bi­li­siert werden, wenn vermeint­lich neutra­le Infor­ma­tio­nen nur dazu gedacht seien, Menschen etwas vorzu­gau­keln, was nicht der Wahrheit entspricht. Ein Anzei­chen für manipu­la­ti­ve Inhal­te sei Sprache, die emotio­nal berüh­re. Verdäch­tig sei auch, wenn bestimm­te Gruppen pauschal für Missstän­de verant­wort­lich gemacht würden, die sie gar nicht zu vertre­ten hätten.

Angst hilft bei Beeinflussung

Ein Video aus der Kampa­gne zeigt beispiels­wei­se drei Freun­din­nen, die sich abends in einer Kneipe treffen und unter­hal­ten. Eine von ihnen drängt früh zum Aufbruch, weil sie Angst habe, nachts auf der Straße von ukrai­ni­schen Flücht­lin­gen überfal­len zu werden. Die beiden anderen Frauen beruhi­gen ihre Freun­din und weisen darauf hin, dass die meisten der Flücht­lin­ge Frauen und kleine Kinder seien. Sie bezeich­nen die Gerüch­te im Netz als «reine Panik­ma­che». «Manche Leute wollen uns gegen die Ukrai­ne­rin­nen und Ukrai­ner aufbrin­gen, die vor dem Krieg fliehen.

Es ist einfa­cher, Menschen zu beein­flus­sen, die Angst vor etwas haben und die Aufmerk­sam­keit von dem wahren Grund abzulen­ken, warum die Flücht­lin­ge hier sind», heißt es in dem Film.

Die Aufklä­rungs­vi­de­os seien im Herbst und Winter 2022 in Polen, Tsche­chi­en und der Slowa­kei jeweils von fast einem Drittel der Bevöl­ke­rung angese­hen worden, sagte Beth Goldberg, die Leite­rin der Forschungs­ab­tei­lung von Jigsaw. Insge­samt seien sie über 37 Millio­nen Mal aufge­ru­fen worden.

Oft manipu­lier­te Videos und Bilder

Goldberg beton­te, die Desin­for­ma­ti­ons­ge­schich­ten über ukrai­ni­sche Flücht­lin­ge zielten vor allem darauf ab, die Ukrai­ner als eine Bedro­hung für die Gesund­heit, den Wohlstand und die Identi­tät der EU-Bürger darzu­stel­len. «Falsche Geschich­ten, oft mit manipu­lier­ten Videos und Bildern, die sich als seriö­se Medien ausge­ben, haben die Ukrai­ner für die rücksichts­lo­se Zerstö­rung von Eigen­tum, die Ausbrei­tung von Krank­hei­ten und schwe­re Einschnit­te in den Lebens­stan­dard der Europä­er verant­wort­lich gemacht, obwohl die behaup­te­ten Schäden nie einge­tre­ten sind.»

Jigsaw will die Aufklä­rungs­kam­pa­gne im Laufe des Jahres nicht nur auf Deutsch­land auswei­ten, sondern auch auf Indien. Dabei setze man auch auf lokale Partner. Weite­re Experi­men­te seien in Planung.