STUTTGART (dpa/lsw) — In den vorigen Wintern blieb die Grippe­wel­le im Schat­ten von Corona weitge­hend aus. Nun nehmen die Infek­tio­nen mit Influ­en­za auch im Südwes­ten deutlich zu. Doch für die wichtigs­te Schutz­maß­nah­me ist es noch nicht zu spät.

Nach zwei Wintern weitge­hend ohne Grippe­wel­le sind die Influ­en­za-Infek­tio­nen in großer Zahl und ungewöhn­lich früh im Südwes­ten zurück. Die Grippe­wel­le sei in diesem Jahr auch in Baden-Württem­berg früher als üblich angekom­men, teilte ein Sprecher des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums in Stutt­gart mit. Mehr als 1000 Fälle verzeich­net das Landes­ge­sund­heits­amt bereits seit Anfang Oktober. Im gleichen Zeitraum des Vorjah­res waren es erst 34 Fälle.

Das Minis­te­ri­um erklärt sich den Anstieg vor allem damit, dass in den vergan­ge­nen Jahren durch die Corona-Pande­mie höhere Schutz­maß­nah­men galten und die Menschen unter­ein­an­der weniger Kontakt hatten. «Größe­re Influ­en­za-Wellen sind so ausge­blie­ben», sagte der Sprecher.

Das Robert Koch-Insti­tut (RKI) hatte den Beginn der Grippe­wel­le in Deutsch­land auf die Woche bis zum 30. Oktober datiert und damit vergleichs­wei­se früh. Maßgeb­lich für die Einschät­zung sind Ergeb­nis­se aus einem Überwa­chungs­sys­tem, bei dem Proben von Menschen mit akuten Atemwegs­er­kran­kun­gen unter­sucht werden.

In Baden-Württem­berg lag die Zahl der Arztbe­su­che wegen Atemwegs­er­kran­kun­gen RKI-Daten zufol­ge bis Ende Oktober bereits deutlich über dem Niveau der vorigen Saison. Seit Novem­ber liegt sie wieder leicht darun­ter. Wie sich die Grippe­wel­le in diesem Winter entwi­ckeln wird, ist für das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um in Stutt­gart schwie­rig zu sagen. Klar sei aber, dass es in diesem Jahr wieder eine Influ­en­za­wel­le geben werde, sagte der Sprecher.

In den Praxen der Hausärz­te herrsch­ten im Moment dagegen noch die Corona-Infek­tio­nen vor, teilte ein Sprecher des Hausärz­te­ver­ban­des mit. Die Warte­zim­mer seien voll, die Situa­ti­on aber beherrsch­bar. Die Sympto­me von Grippe- und Corona-Infek­ti­on seien oft sehr ähnlich, erklär­te der Sprecher. Während Grippe meist plötz­lich begin­ne und hohes Fieber und schwe­res Krank­heits­ge­fühl mit sich bringe, sei der Verlauf bei Corona oft langsa­mer und werde häufig von Schnup­fen sowie Geruchs- und Geschmacks­ver­lust beglei­tet. Patien­tin­nen und Patien­ten könnten das nur schwer ausein­an­der­hal­ten. In beiden Fällen sei es wichtig, sich zu isolie­ren, um andere nicht zu gefährden.

Auch eine Grippe­imp­fung ist weiter­hin ratsam, wie Gesund­heits­mi­nis­ter Manne Lucha (Grüne) beton­te. Die Influ­en­za-Welle erstre­cke sich üblicher­wei­se über einen Zeitraum von mehre­ren Monaten. «Insofern ist es nicht zu spät, sich auch jetzt noch gegen Influ­en­za impfen zu lassen», sagte der Minis­ter. Bis der Impfschutz gegen Grippe vollstän­dig aufge­baut sei, könne es bis zu zwei Wochen dauern. «Die echte Grippe ist keine einfa­che Erkäl­tung, sondern eine ernst­zu­neh­men­de Erkran­kung, die insbe­son­de­re für Menschen in der Risiko­grup­pe auch tödlich verlau­fen kann», sagte Lucha.

Eine Grippe­schutz­imp­fung wird in Deutsch­land unter anderem Menschen ab 60, Schwan­ge­ren, chronisch Kranken, Bewoh­nern von Alten- und Pflege­hei­men und Menschen mit erhöh­tem beruf­li­chen Risiko empfohlen.

Im Südwes­ten sind die Grippe­imp­fun­gen nach Minis­te­ri­ums­an­ga­ben zwar gut angelau­fen. Doch vor allem bei älteren Menschen sei noch Luft nach oben, sagte der Sprecher. Die Impfquo­ten in Baden-Württem­berg seien im Vergleich zu anderen Bundes­län­dern üblicher­wei­se leider auch bei der Influ­en­za niedri­ger. Generell lasse sich aber sagen: Wer krank sei, solle zu Hause bleiben, sich gegebe­nen­falls krank­schrei­ben lassen und die Krank­heit auskurieren.