Nach den Feier­ta­gen hat die Corona-Pande­mie in Großbri­tan­ni­en noch einmal an Fahrt zugelegt. Premier Johnson kündigt noch härte­re Maßnah­men an. Die Hoffnung ruht auf Massen­imp­fun­gen. Dafür gibt es jetzt eine Möglich­keit mehr.

Im Kampf gegen die Ausbrei­tung der Corona-Pande­mie setzt Großbri­tan­ni­en nun zwei Impfmit­tel ein.

Am Montag wurde der 82 Jahre alte Dialy­se-Patient Brian Pinker aus Oxford in der dorti­gen Unikli­nik als erster mit dem heimi­schen Vakzin der Uni Oxford und des Pharma­kon­zerns Astra­ze­ne­ca geimpft, wie der briti­sche Gesund­heits­dienst NHS mitteilte.

Premier­mi­nis­ter Boris Johnson warnte vor «harten, harten» Wochen. Es sei keine Frage, dass «zu gegebe­ner Zeit» noch schär­fe­re Corona-Einschrän­kun­gen einge­führt werden müssten, sagte Johnson beim Besuch einer Klinik in London.

Ein Regie­rungs­spre­cher kündig­te für den Abend eine Fernseh­an­spra­che Johnsons an. «Dem Premier­mi­nis­ter ist klar, dass weite­re Schrit­te unter­nom­men werden müssen, um den Anstieg der Fallzah­len zu stoppen, den NHS zu schüt­zen und Leben zu retten.» Außer­dem werde das Parla­ment aus der Sitzungs­pau­se zurück­be­or­dert, um über die Maßnah­men zu debat­tie­ren, erklär­te der Sprecher.

Zuvor waren Forde­run­gen nach härte­ren Maßnah­men immer lauter gewor­den. Großbri­tan­ni­en ist eines der am stärks­ten von der Pande­mie getrof­fe­nen Länder in Europa. Zuletzt waren die Zahlen der Neuin­fek­tio­nen sprung­haft auf mehre­re Zehntau­send Fälle pro Tag gestie­gen. Auch die Anzahl der Patien­ten, die in Klini­ken behan­delt werden, hatte sich zuletzt drastisch erhöht.

Großbri­tan­ni­en hofft vor allem auf die Wirkung der Massen­imp­fung. Bereits seit vier Wochen wird der Impfstoff des Mainzer Unter­neh­mens Biontech und des US-Konzerns Pfizer einge­setzt. In der vergan­ge­nen Woche hatte Großbri­tan­ni­en dann auch dem Astra­ze­ne­ca-Präpa­rat eine Notfall­zu­las­sung erteilt.

Johnson beobach­te in London die Impfung der Kranken­schwes­ter Susan Cole. «Er fragte mich, wie ich mich gefühlt habe», sagte die 60-Jähri­ge der Nachrich­ten­agen­tur PA. «Wir haben ein wenig darüber gespro­chen, wie wichtig die Impfung nicht nur für den Menschen ist, sondern auch, um andere zu beschützen.»

In Oxford zeigte sich der Patient Pinker glück­lich, die Dosis erhal­ten zu haben. «Ich freue mich so, heute die Covid-19-Impfung zu bekom­men, und ich bin wirklich stolz, dass sie in Oxford erfun­den wurde», sagte er der NHS-Mittei­lung zufol­ge. Der briti­sche Gesund­heits­mi­nis­ter Matt Hancock bezeich­ne­te den Impfstart mit dem Mittel als «unver­zicht­ba­ren Schritt» im Kampf gegen die Pandemie.

Der zweite Corona-Impfstoff, der im Land zum Einsatz kommt, hat einen großen Vorteil: Das Mittel aus Oxford kann bei Kühlschrank­tem­pe­ra­tu­ren gelagert werden, was die Logis­tik deutlich verein­facht. Zu Beginn stehen dem Land gut eine halbe Milli­on Dosen zur Verfü­gung, die in Hunder­ten Kranken­häu­sern und Arztpra­xen ab dieser Woche gespritzt werden sollen. In der EU ist der Impfstoff noch nicht zugelassen.