BERLIN (dpa) — Steigen­de Preise beim Heizen, Tanken oder im Super­markt: Nach Ansicht von den Grünen, darun­ter auch Grünen-Chefin Ricar­da Lang, sollten Bürger mit einem «Energie­geld» entlas­tet werden.

Angesichts der steigen­den Energie­prei­se werden Rufe nach Entlas­tun­gen für Bürger und Unter­neh­men lauter.

Grünen-Bundes­chefin Ricar­da Lang sagte der «Bild am Sonntag»: «Viele Menschen leiden ganz akut unter den steigen­den Preisen, beim Heizen, an der Zapfsäu­le oder im Super­markt.» Es müsse so schnell wie möglich ein «Energie­geld» an alle Bürger ausge­zahlt werden. «Damit hat jede und jeder mehr Geld auf dem Konto, am meisten profi­tie­ren Menschen mit wenig Geld.» Der Kinder­so­fort­zu­schlag und die Abschaf­fung der EEG-Umlage, die die Koali­ti­on beschlos­sen habe, reich­ten nicht aus.

BDI-Präsi­dent: Energie- und Strom­steu­er reduzieren

Der Präsi­dent des Bundes­ver­bands der Deutschen Indus­trie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte der Zeitung: «Die Bundes­re­gie­rung muss neben den Verbrau­che­rin­nen und Verbrau­chern auch die Indus­trie­un­ter­neh­men schüt­zen.» Die Politik sollte nach seinen Worten schnellst­mög­lich die Energie- und Strom­steu­er reduzie­ren und Unter­neh­men bei Strom­netz­ent­gel­ten unterstützen.

Russwurm warnte vor einem Import­stopp für russi­sche Rohstof­fe. «Der Indus­trie drohen bei einem Gasem­bar­go Zwangs­ab­schal­tun­gen. Schon jetzt sorgen sich die Unter­neh­men vor Produk­ti­ons­stopps und einem Verlust ihrer Wettbe­werbs­fä­hig­keit», sagte er. Auch mehre­re Bundes­län­der hatten die rot-grün-gelbe Bundes­re­gie­rung zu weite­ren Entlas­tun­gen für Verbrau­cher und Firmen aufgefordert.

Bayaz ebenfalls für «Energie­geld»

Auch Baden-Württem­bergs Finanz­mi­nis­ter Danyal Bayaz fordert vom Bund wegen steigen­der Preise für Energie und Lebens­mit­tel mehr finan­zi­el­le Hilfe für Ärmere und Familien.

«Wir stehen vor schwie­ri­gen Zeiten», sagte der Grünen-Politi­ker der Deutschen Presse-Agentur in Stutt­gart. Durch den russi­schen Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne und seine Folgen stiegen die Energie­prei­se weiter, auch Lebens­mit­tel wie Getrei­de würden teurer. «Wir müssen die wirtschaft­li­chen Auswir­kun­gen gezielt sozial abfedern, gerade für Menschen mit niedri­gem Einkom­men, einer kleinen Rente oder für Famili­en.» Aus seiner Sicht wäre ein «sozial gestaf­fel­tes Energie­geld» die richti­ge Maßnah­me. «Das wäre eine Direkt­zah­lung an Bürge­rin­nen und Bürger.»

Energie­geld ursprüng­lich gegen steigen­den CO2-Preis

Die Idee für ein Energie­geld stammt aus dem Grünen-Programm für die Bundes­tags­wahl. Ursprüng­lich wollte die Partei darüber die Anhebung des CO2-Preises und die damit verbun­de­nen höheren Preise für Benzin, Diesel und Heizöl an die Bürger und Bürge­rin­nen zurück­ge­ben. Bayaz will diese Maßnah­me nun angesichts des Kriegs und seiner wirtschaft­li­chen Folgen auf Deutsch­land umwid­men. Der Grünen-Politi­ker räumte zugleich ein: «Aber der Staat wird nicht jede Preis­stei­ge­rung kompen­sie­ren können. Dieser Krieg wird uns alle Wohlstand kosten.»

Erst im Febru­ar hatten die Spitzen der Ampel­ko­ali­ti­on im Bund angesichts explo­die­ren­der Preise für Gas, Strom, Öl und Sprit mehre­re Entlas­tun­gen beschlos­sen. Neben zusätz­li­chen Zahlun­gen für ärmere Famili­en sollen in der Steuer­erklä­rung rückwir­kend zum Jahres­be­ginn Grund­frei­be­trag, Werbungs­kos­ten­pau­scha­le und, befris­tet bis 2026, auch die Pendler­pau­scha­le für Fernpend­ler angeho­ben werden. Das heißt, es werden weniger Steuern abgezo­gen. Zudem wird die sogenann­te EEG-Umlage für Ökostrom im Juli von der Strom­rech­nung gestri­chen und über den Bundes­haus­halt finanziert.