BERLIN (dpa) — Über kaum ein anderes Projekt stritt die noch amtie­ren­de Koali­ti­on so erbit­tert wie über die Grund­ren­te. Bald werden die Beschei­de verschickt. Doch manche müssen sich länger gedul­den als andere.

Die ersten von rund 1,3 Millio­nen Rentne­rin­nen und Rentnern bekom­men bald die Grund­ren­te auf ihr Konto ausgezahlt.

«Dass die Grund­ren­te jetzt ausge­zahlt werden kann, ist das Verdienst der Beschäf­tig­ten der Deutschen Renten­ver­si­che­rung», sagte Anja Piel, Vorstands­mit­glied des Deutschen Gewerk­schafts­bun­des der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Heute will die Renten­ver­si­che­rung in Berlin über die Abläu­fe infor­mie­ren, die zur Auszah­lung der Grund­ren­te nötig sind. Die Präsi­den­tin der Renten­ver­si­che­rung, Gundu­la Roßbach, hatte bereits im Dezem­ber angekün­digt, dass die ersten Beschei­de im Juli verschickt werden.

Auszah­lun­gen wurden monate­lang vorbereitet

Einge­führt wurde die Grund­ren­te für Rentne­rin­nen und Rentner mit schma­len Bezügen eigent­lich bereits am 1. Januar. Bereits damals war aber klar, dass die rund 900.000 Frauen und 400.000 Männer, die den Aufschlag bekom­men, zunächst noch nichts von dem Geld sehen. Denn die Program­me, die für die Ermitt­lung der einzel­nen Grund­ren­ten­be­zü­ge nötig sind, waren noch nicht am Start.

Piel sagte, die Beschäf­tig­ten der Deutschen Renten­ver­si­che­rung hätten in den vergan­ge­nen Monaten bei der Vorbe­rei­tung der Auszah­lun­gen Großar­ti­ges geleis­tet. «Dafür gebührt den Kolle­gin­nen und Kolle­gen unser ausdrück­li­cher Dank», sagte Piel, die gemein­sam mit einem Arbeit­ge­ber­ver­tre­ter auch alter­nie­ren­de Vorsit­zen­de des Bundes­vor­stan­des der Deutschen Renten­ver­si­che­rung ist. Um den Grund­ren­ten­zu­schlag vorzu­be­rei­ten, waren bei der Renten­ver­si­che­rung knapp 1000 Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter nötig.

Piel sagte: «Mit den ersten Beschei­den zur Grund­ren­te wird endlich ein zentra­les Verspre­chen des Sozial­staats einge­löst: Wer nicht nur seinen Lebens­un­ter­halt aus dem Lohn bestrit­ten, sondern auch über Jahrzehn­te daraus Beiträ­ge gezahlt hat, verdient eine Rente, die für ein Leben in Würde reicht und ihm den Gang zum Sozial­amt erspart.»

Kritik an Union

Zugleich kriti­sier­te die Gewerk­schaf­te­rin CDU und CSU, die die Grund­ren­te zusam­men mit der SPD einge­führt hatten. «Dieses Prinzip würde noch stärker tragen, wenn die Union nicht dickschä­del­ig eine aufwen­di­ge und völlig unsin­ni­ge Einkom­mens­an­rech­nung durch­ge­setzt hätte», sagte Piel. «Das zu reparie­ren ist eine Aufga­be für die kommen­de Wahlperiode.»

Union und SPD hatten fast bis zum Koali­ti­ons­bruch über die Grund­ren­te gestrit­ten, die ein Verspre­chen der SPD gewesen war. Mit der Einigung im Herbst 2019 sah die Koali­ti­on vor, dass den Aufschlag jene bekom­men, die mindes­tens 33 Jahre Beiträ­ge aus Beschäf­ti­gung, Kinder­er­zie­hung oder Pflege aufwei­sen und mehr als nur ergän­zen­des Einkom­men etwa durch Minijobs hatten. Den vollen Aufschlag erhält aber nur, wessen Monats­ein­kom­men als Rentner bei maximal 1250 Euro bei Allein­ste­hen­den oder 1950 Euro bei Eheleu­ten oder Lebens­part­nern liegt. Einkom­men darüber werden zu 60 Prozent angerechnet.

Für die Einkom­mens­prü­fung musste eine neue Daten­au­to­bahn zwischen Finanz­be­hör­den und Renten­ver­si­che­rung einge­rich­tet werden. Auch die Einkom­men des Ehepart­ners werden geprüft.

Die Regie­rung rechne­te im Schnitt mit einem Zuschlag in Höhe von monat­lich 75 Euro. Die Auszah­lung soll rückwir­kend zum Jahres­be­ginn erfol­gen. Die ersten Beschei­de sollen jene erhal­ten, die neu in Rente gehen. Bei den Menschen, die schon in Rente sind, will die Renten­ver­si­che­rung mit den ältes­ten Jahrgän­gen anfangen.

Von Basil Wegener, dpa