BERLIN (dpa) — Jetzt noch schnell eine Gashei­zung einbau­en, bevor ab 2024 neue Regeln greifen — das mag nach einer einfa­chen Lösung klingen. Aus Sicht des Wirtschafts­mi­nis­ters ist das aller­dings zu kurz gedacht.

Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck rät davon ab, in den kommen­den Monaten neue Öl- und Gashei­zun­gen einzu­bau­en. «Über einen Zeitraum von 18 Jahren rechnet sich die Wärme­pum­pe. Außer­dem werden die Preise bald sinken. Deswe­gen wäre Torschluss­pa­nik wirklich falsch», sagte der Grünen-Politi­ker den Zeitun­gen der Funke-Medien­grup­pe. «Niemand sollte jetzt noch schnell eine Öl- oder Gashei­zung einbau­en. Die fossi­len Energien sind eine Sackgas­se, keine Spardose.»

Die Preise für Erdgas und Heizöl würden von 2027 an durch den EU-Emissi­ons­han­del konti­nu­ier­lich steigen, ergänz­te der Vizekanz­ler. «Allein schon deshalb sollte man bei einer so langfris­ti­gen Inves­ti­ti­on wie einer Heizung auf Erneu­er­ba­re setzen.» Aber weil Wärme­pum­pen bisher in der Anschaf­fung teurer seien als Gashei­zun­gen, «werden wir den Menschen beim Umstieg mit einer finan­zi­el­len Förde­rung unter die Arme greifen».

Zurück­hal­tend äußer­te sich Habeck zum Vorschlag von Finanz­mi­nis­ter Chris­ti­an Lindner (FDP), Abwrack­prä­mi­en zu zahlen, die sich nach dem Alter der bishe­ri­gen Heizung richten. «Eine Anknüp­fung an das Alter einer Heizung setzt beim Klima­schutz­ef­fekt an. Das ist ein wichti­ger Aspekt, aber wir müssen dann schau­en, wie wir den sozia­len Ausgleich sicher­stel­len», sagte er. «Mir ist wichtig, dass gerade Menschen mit unteren und mittle­ren Einkom­men eine klare Unter­stüt­zung bekom­men.» Das Konzept zum Sozial­aus­gleich soll nach Habecks Worten fertig sein, wenn sich das Kabinett mit dem Gebäu­de­en­er­gie­ge­setz befasst.

Auch unter 80-Jähri­ge können eine Ausnah­me beantragen

Der Vizekanz­ler vertei­dig­te die umstrit­te­nen Ausnah­men beim Heizungs­tausch für über 80-Jähri­ge. «Wir wollen für hochbe­tag­te Menschen eine pauscha­le Ausnah­me einfüh­ren. Wenn ihre Heizung kaputt geht und irrepa­ra­bel ist, müssen sie nicht aufs erneu­er­ba­re Heizen umstel­len», sagte er. Habeck machte deutlich, dass auch unter 80-Jähri­ge eine Ausnah­me beantra­gen könnten, wenn ein Heizungs­tausch «eine unbil­li­ge Härte bedeu­ten würde». Für alle, «also auch für den 79-Jähri­gen, bleibt die Möglich­keit, konkret eine Ausnah­me zu beantragen».

Der Eigen­tü­mer­ver­band Haus & Grund sprach sich für einen breiten Förder-Ansatz aus. Präsi­dent Kai Warne­cke sagte der Deutschen Presse-Agentur, eine technik­be­zo­ge­ne Förde­rung sei im Sinne einer schnel­len Reduzie­rung des CO2-Aussto­ßes richtig. Gerade in ländli­chen Räumen aber sei ein sozia­ler Förder­an­satz unerläss­lich. «Angesichts der drama­ti­schen Einschnit­te, die die Koali­ti­on plant, kann es kein Entwe­der-oder, sondern nur ein Sowohl-als-auch geben.»

Eine Kombi­na­ti­on aus beiden Förder­we­gen, die aber auch demogra­fi­sche und regio­na­le Aspek­te berück­sich­ti­ge, sei aus Sicht des Verban­des das einzig Richti­ge. «Und dies wäre das einzi­ge, was die vollmun­di­gen Worte der Koali­tio­nä­re, es werde niemand im Stich gelas­sen, mit Leben erfüllt.»