BERLIN (dpa) — Der Eklat um ein Symbol für Gleich­be­rech­ti­gung, Diskri­mi­nie­rungs- und Meinungs­frei­heit bei der Fußball-WM in Katar zieht weite Kreise. Jetzt äußert sich der Vize-Kanzler.

Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) würde an der Stelle von DFB-Kapitän Manuel Neuer die «One Love»-Kapitänsbinde bei der Fußball-WM in Katar trotz der angedroh­ten FIFA-Sanktio­nen tragen.

«Ich wäre inter­es­siert zu sehen, was der Schieds­rich­ter macht, wenn da einer mit der Binde rumkommt», sagte der Wirtschafts­mi­nis­ter in der ZDF-Sendung «Markus Lanz». «Ich würde es darauf ankom­men lassen», erklär­te Habeck, «es wäre ein modera­ter Protest». Schließ­lich hande­le es sich um eine Binde und nicht um eine «elabo­rier­te» Protest­form wie etwa bei den Klima­ak­ti­vis­ten der Letzten Generation.

Habeck sagte, er erinne­re sich an Protes­te, die ikonisch gewor­den seien und etwas verän­dert hätten wie der Kniefall des damali­gen US-Football-Profis Colin Kaeper­nick 2016 als Zeichen gegen Rassis­mus. Danach habe es breiter angeleg­te Protes­te gegen Rassis­mus im Sport gegeben. Das Beson­de­re sei, dass die WM in Katar anders als frühe­re Turnie­re politisch sei, es keinen unpoli­ti­schen Sport mehr gebe. «Dann fragt man sich natür­lich auch, wie würde man in der Situa­ti­on agieren.» Zwar könne er nicht für andere sprechen, aber es sei klar, was nahe liege.

Die «One Love»-Armbinde war im Septem­ber als gemein­sa­me Aktion mehre­rer europäi­scher Natio­nal­mann­schaf­ten angekün­digt worden, darun­ter die deutsche Auswahl. Die bunte Kapitäns­bin­de sollte bei der WM als Symbol für Gleich­be­rech­ti­gung, Diskri­mi­nie­rungs- und Meinungs­frei­heit stehen. Die FIFA kündig­te dann aber am Montag an, das Tragen der Binde bei der WM in Katar zu sanktio­nie­ren — worauf­hin der DFB seinen Verzicht darauf erklär­te. Kriti­ker warfen dem Verband und Team danach vor, vor der FIFA einge­knickt zu sein, was die Offizi­el­len zurück­wie­sen. WM-Gastge­ber Katar steht unter anderem wegen der Missach­tung von Menschen­rechts­stan­dards in der Kritik.