Zwei beson­de­re Geburts­ta­ge und nun auch noch ein weite­res Royal Baby: Die Chancen stehen gut, dass das Jubilä­ums­jahr 2021 dem briti­schen Königs­haus in positi­ver Erinne­rung bleibt. Doch trotz der guten Nachrich­ten ist nicht alles eitel Sonnen­schein bei Queen und Co.

LONDON (dpa) — Die wettfreu­di­gen Briten sind in ihrem Element. Alfie oder Alexan­dra? Kaum ist bekannt, dass Herzo­gin Meghan (39) und Prinz Harry (36) ihr zweites Kind erwar­ten, sind die Wetten eröff­net: Wie wird das Baby heißen?

Das Paar mag Tausen­de Kilome­ter entfernt in den USA leben, die Verbin­dung mit dem Königs­haus am seide­nen Faden hängen. Doch kaum eine briti­sche Zeitung verzich­tet am Montag auf ihrer Titel­sei­te auf das künst­le­risch arran­gier­te Schwarz-Weiß-Foto, mit dem das Paar die frohe Botschaft verkün­de­te. «MEGni­fi­cent», jubel­te die «Daily Mail» — ein Wortspiel aus dem Spitz­na­men der Herzo­gin und dem engli­schen Wort für «großar­tig» (magni­fi­cent).

Für die Boule­vard­pres­se ist Meghans Schwan­ger­schaft ein Hit. Und auch der Royal Family dürfte die frohe Nachricht durch­aus willkom­men sein. Denn 2020 war für Queen und Co. einmal mehr ein annus horri­bi­lis, ein Schre­ckens­jahr. Erst der «Megxit»: Meghans und Harrys Auszug nach Kalifor­ni­en samt Ausset­zung royaler Pflich­ten. Dann Corona: Sowohl Harrys Vater, Thron­fol­ger Prinz Charles, als auch sein älterer Bruder, Prinz William, erkrank­ten an dem Virus. Wegen der Pande­mie entfie­len die Famili­en­tref­fen, die Queen und ihr Ehemann Prinz Philip verbrach­ten Monate abgeschot­tet auf Schloss Windsor bei London.

Und dann sind da nach wie vor die Sorgen um Prinz Andrew. Dem zweit­äl­tes­ten Sohn der Queen wird eine Verwick­lung in den Skandal um den mittler­wei­le gestor­be­nen US-Geschäfts­mann Jeffrey Epstein vorge­wor­fen, der Dutzen­de Minder­jäh­ri­ge missbraucht und zur Prosti­tu­ti­on gezwun­gen haben soll.

Den Rücken­wind in der Öffent­lich­keit durch den könig­li­chen Nachwuchs können die Royals also gut gebrau­chen. Zwei beson­de­re Geburts­ta­ge und zwei Babys: Die Chancen stehen gut, dass das Jubilä­ums­jahr in positi­ver Erinne­rung bleibt. Am 21. April wird die Queen 95, Prinz­ge­mahl Philip am 10. Juni sogar 100 Jahre alt. Die Hoffnung ist groß, dass die Jubilä­en — auch dank des Impfpro­gramms — trotz Corona in größe­rem Rahmen statt­fin­den können. Und dann sind da noch die Urenkel Nummer zehn und elf der Königin, die im ersten Halbjahr zur Welt kommen dürften. Außer Meghan und Harry erwar­tet auch Zara Tindall, die als Lieblings­enke­lin der Queen gilt, ein Baby.

Und doch — die Freude im Königs­haus ist getrübt. Zu tief scheint der Ärger über den «Megxit» zu sitzen. Zuletzt hatte sich die Royal Family auch auf Anfra­ge nie zu dem Paar zu Wort gemel­det. Auch jetzt fiel die Reakti­on zurück­hal­tend aus. Zwar gratu­lier­ten die Queen, Prinz Philip und Prinz Charles «hocher­freut» dem Paar. Doch auf den offizi­el­len Seiten taucht der dürre Satz nicht auf, nicht als Presse­mit­tei­lung und nicht als Tweet.

Wie es in der Familie, die seit Monaten nicht nur in der Reali­tät, sondern auch im übertra­ge­nen Sinne ein Ozean trennt, nun weiter­geht — auch das könnte sich im ersten Halbjahr 2021 klären. Ähnlich wie beim Brexit gibt es auch beim «Megxit» eine Übergangs­pha­se. Die Einigung mit dem Königs­haus sah vor, nach einem Jahr den Prozess zu bewer­ten und zu verein­ba­ren, wie es weiter­geht. Dabei geht es etwa darum, dass das Paar auf die lukra­ti­ve Marke «Sussex Royal» und die Anrede «König­li­che Hoheit» verzichtet.

Palast-Insider mutmaß­ten jedoch bereits, auch wegen lukra­ti­ver Deals mit den Strea­min­g­rie­sen Netflix und Spoti­fy sei eine Rückkehr in die Reihen der Royals nahezu ausge­schlos­sen. Auf Dauer könne das Paar sich eben nicht das Beste aus zwei Welten heraus­pi­cken, so Kriti­ker. Für Ärger sorgt mancher­orts auch, dass Harry und Meghan selbst bestim­men wollen, wie sie wahrge­nom­men werden.

Das jüngs­te Foto ist ein gutes Beispiel einer sehr bewusst arran­gier­ten Insze­nie­rung. Darauf anspie­lend verglich nun in der Heimat das Blatt «Daily Star» das Bild mit einer ähnli­chen Szene aus dem Film «Notting Hill» und tönte sarkas­tisch: «Öffent­lich­keits­scheue Frau teilt 7,67 Milli­ar­den Menschen mit: Ich bin schwanger!»

Wegen des Babys sind aller­lei Fragen zu klären. Wenn das Kind — wie zu erwar­ten — in den USA geboren wird, ist es automa­tisch Ameri­ka­ner. An seinem Rang in der Thron­fol­ge — Nummer acht — dürfte das nichts ändern, stehen doch bereits zahlrei­che Auslän­der auf der Tausen­de Namen umfas­sen­den Liste. Am höchs­ten übrigens der norwe­gi­sche König Harald V. Und auch Vater Harry hat seinen Platz — derzeit an sechs­ter Stelle — behal­ten, obwohl er dem royalen Leben entsagt hat.

Abstri­che muss das Kind aber beim Titel machen, auch weil seine Eltern es so wollen. So darf «Baby Sussex», wie es derzeit genannt wird, nicht die könig­li­che Anrede «His/Her Royal Highness» (Seine/Ihre könig­li­che Majes­tät) tragen und auch nicht Prinz oder Prinzes­sin heißen. Lord oder Lady wäre möglich, doch bereits für ihr erstes Kind Archie haben sich Harry und Meghan auf die simple Anrede Master beschränkt. Wird das Baby ein Mädchen, ist es damit eine Miss.

Die Zurück­hal­tung der Eltern wird in Großbri­tan­ni­en mit ihrem Charak­ter erklärt. So soll Harry sich stets gewünscht haben, ein norma­les Kind sein zu dürfen. Jahre­lang stand «Prince Charming» im Fokus der Boule­vard­pres­se: Freun­din­nen oder Partys — die Blätter berich­te­ten regel­mä­ßig über angeb­li­che und tatsäch­li­che Skanda­le, die bei anderen Jugend­li­chen keine Zeile wert gewesen wären.

Zum «Megxit» entschie­den sich Harry und Meghan, die ihrer­seits einen Feldzug gegen den Boule­vard führt und jüngst vor Gericht in einer wichti­gen Entschei­dung Recht bekam, auch deshalb, weil die Herzo­gin belieb­tes Motiv von Paparaz­zi ist und zudem wegen ihrer Hautfar­be und afro-ameri­ka­ni­scher Wurzeln Ziel rassis­ti­scher Belei­di­gun­gen wurde. Dabei spielt sicher das Schick­sal von Harrys Mutter Diana eine Rolle, die — von Fotogra­fen verfolgt — 1997 in einem Pariser Straßen­tun­nel tödlich verunglückte.

Ohnehin nimmt Diana eine wichti­ge Rolle für das Paar ein. Meghan wurde wegen ihrer Ausstrah­lung und ihres locke­ren Umgangs mit royalen Tradi­tio­nen bereits mit der «Königin der Herzen» vergli­chen. Nach der Mittei­lung zu «Baby Sussex» am Valen­tins­tag wiesen briti­sche Zeitun­gen prompt auf Ähnlich­kei­ten zur gestor­be­nen Prinzes­sin hin: Diana hatte fast auf den Tag genau vor 37 Jahren mittei­len lassen, dass sie mit Harry schwan­ger ist.