Soll ich, soll ich nicht? Wer heira­ten will, steht vor einem Problem. Denn wegen Corona ist unklar, wann große Feste mit vielen Freun­den und Verwand­ten wieder möglich sind. Was also tun?

Unspek­ta­ku­lär, mit Maske und im sehr kleinen Kreis — so sahen 2020 viele Hochzei­ten aus. Ausge­las­se­ne Partys mit jeder Menge Freun­den und Verwand­ten? Nicht möglich. So manches Paar verschob den großen Tag deshalb lieber. Viele andere wollten trotz­dem heira­ten — auch unter Corona-Bedin­gun­gen. Vieler­orts war die Zahl der Trauun­gen deshalb gar nicht so viel niedri­ger als sonst. Leidtra­gen­de waren vor allem die Hochzeits­pla­ner. «Unsere gesam­te Branche steht kurz vor dem Kollaps», sagte Svenja Schirk vom Bund deutscher Hochzeits­pla­ner in Berlin.

Bayern­weit schlos­sen 2020 von Januar bis Ende Juni rund 22 600 Paare den Bund fürs Leben. Im Vorjah­res­zeit­raum waren es noch knapp 6000 mehr, geht aus Zahlen des Statis­ti­schen Bundes­am­tes hervor.

Städte wie Regens­burg, Bamberg, Augsburg und Nürnberg bestä­ti­gen die Zahlen. Auch in München verzeich­ne­te das Standes­amt mit Stand Novem­ber für 2020 rund 500 Trauun­gen weniger als im Vorjahr. 300 Termi­ne seien wegen Corona abgesagt worden. Ungewöhn­lich findet die Verwal­tung diese Zahlen aber nicht. Das entspre­che einer norma­len alljähr­li­chen Schwan­kungs­brei­te. Ähnlich war die Lage in Passau, wo die Stadt für 2020 mit bis zu 380 Trauun­gen rechne­te — «ein durch­schnitt­li­cher Wert der letzten Jahre», wie es hieß.

Doch wie geht es weiter? Wird 2021 das Jahr der Nachhol­fei­ern, in dem eine Hochzeit die nächs­te jagt? «Durch die vielen Umbuchun­gen von 2020 und die sowie­so bestehen­den Buchun­gen 2021 ist das Jahr 2021 bereits gut gefüllt», erklärt Hochzeits­pla­ne­rin Schirk. Doch wirklich planen lässt sich momen­tan nichts. «Leider wissen wir derzeit nicht, wann wieder Feiern möglich sein werden, so dass Braut­paa­re aus Angst bereits erneut auf 2022 verschie­ben möchten.» Dabei war die Branche sehr findig. Statt großer Feste organi­sier­ten Hochzeits­pla­ner etwa Live-Übertra­gun­gen von Trauun­gen, bei denen die Gäste aus der Ferne per Video­kon­fe­renz dabei sein konnten.

Viele Paare wollen sich trotz­dem 2021 trauen, wenngleich Augsburg eher zöger­li­che Buchun­gen meldet: «Es scheint, als würden viele Paare die weite­re Entwick­lung abwar­ten», sagte ein Standes­be­am­ter. In Regens­burg bewegen sich die Anmel­dun­gen dagegen «im üblichen Rahmen, auch im Vergleich zu den Vorjah­ren». Samstags­ter­mi­ne seien bis in den Mai hinein etwa zur Hälfte reser­viert. Ähnlich ist die Lage in München und anderen Städten. In Bamberg hieß es gar: «Ein Samstag im Mai ist bereits ausge­bucht.» In Nürnberg regis­trier­te man dagegen eine gerin­ge­re Nachfra­ge als die Jahre zuvor.

Und falls die Pande­mie die Hochzeits­lau­ne zu sehr trübt? «Es wird niemand zur Trauung gezwun­gen…», sagte ein Sprecher der Stadt Bamberg. Eine recht­zei­ti­ge Absage wünschen sich die Standes­äm­ter trotz­dem. «Man kann nicht verhin­dern, dass Termi­ne knapp abgesagt werden oder Braut­paa­re einfach nicht erschei­nen», meinte eine Nürnber­ger Standes­be­am­tin. «Es ist nur ärger­lich, wenn die Akten vorbe­rei­tet sind und die Trauung platzt, ohne dass sich das Paar gemel­det hat.»