WEINGARTEN – „Wir sprechen heute über Nachhal­tig­keit, über das Klima und darüber, was wir unseren Kindern hinter­las­sen“, so leitet Rüdiger Köhler, Geschäfts­füh­rer von elobau die Veran­stal­tung ein. Profes­sor Dr. Markus Pfeil, Nachhal­tig­keits­be­auf­trag­ter der Hochschu­le Ravens­burg-Weingar­ten (RWU), hatte zum Workshop „Nachhal­tig­keit in der Landwirt­schaft“ geladen. Ziel war es, eine Grund­la­ge für Koope­ra­tio­nen zwischen Forschung und Indus­trie mit einem Fokus auf die Fragen der Nachhal­tig­keit in der Landwirt­schaft zu schaf­fen. Auch für Studie­ren­de, die sich für dieses Thema begeis­tern sollen Kontak­te geknüpft werden, durch die sich etwa Abschluss­ar­bei­ten oder Praxis­se­mes­ter ergeben könnten.

Mit elobau war ein regio­na­ler Zulie­fe­rer nachhal­tig produ­zier­ter Elektro­bau­tei­le für Landma­schi­nen einge­la­den. Das Leutkir­cher Unter­neh­men verfolgt seit 2009 das Ziel, am Gemein­wohl orien­tiert zu wirtschaf­ten. Ebenfalls vertre­ten war die elobau-Ausgrün­dung Hello­So­lu­ti­ons. Profes­sor Dr. Marcus Geimer vom Insti­tut für mobile Arbeits­ma­schi­nen in Karls­ru­he vervoll­stän­dig­te die Runde mit dem akade­mi­schen Blick auf die Nachhal­tig­keit in der Landwirtschaft.

Der Workshop fand thema­tisch passend im E‑Mobi­li­ty-Labor der RWU statt. Hier beschäf­ti­gen sich Studie­ren­de und Lehren­de der Hochschu­le mit alter­na­ti­ven Antrie­ben der Zukunft. „Die Nachhal­tig­keit ist da mitent­hal­ten“, sagte Markus Pfeil, „in unseren Koope­ra­tio­nen mit der Wirtschaft steht sie aber nicht im Vorder­grund. Diese Perspek­ti­ve auf die nachhal­ti­gen Lösun­gen würden wir gerne auch im indus­tri­el­len Kontext stärken.“ Dafür brauche es Koope­ra­tio­nen zwischen der Hochschu­le und den Unternehmen. 

Erfah­run­gen im nachhal­ti­gen Wirtschaften

Rüdiger Köhler beschrieb das Geschäfts­mo­dell von elobau und schil­der­te das Spannungs­feld von Nachhal­tig­keit und Ökono­mie. „Natür­lich sind wir ein Unter­neh­men, das Gewinn machen möchte, aber verant­wor­tungs­voll“, so der elobau-Geschäfts­füh­rer. Patrick Löw ist beim Leutkir­cher Unter­neh­men für die Nachhal­tig­keits­kon­zep­te verant­wort­lich. Auch er zeigte die Komple­xi­tät der Situa­ti­on auf: „Es gibt vermeid­ba­re Emissio­nen und leider gibt es auch bisher unver­meid­ba­ren Emissio­nen.“ Letzte­ren könne man mit kompen­sie­ren­den Maßnah­men, etwa Auffors­tun­gen des Waldes in Mittel­ame­ri­ka begegnen. 

Zu dieser räumli­chen Komple­xi­tät kommt eine zeitli­che hinzu. Mit der beschäf­tigt sich bei elobau Stefan Höß. „Was uns auch umtreibt, ist die Frage nach dem Lebens­zy­klus unserer Produk­te.“ Gerade im Bereich der Landwirt­schaft seien die Fahrzeu­ge und Maschi­nen oft Jahrzehn­te in Betrieb. Hier müsse die Versor­gung mit Ersatz­tei­len gesichert sein, denn: „Am nachhal­tigs­ten ist immer die Repara­tur und nicht die Neuanschaffung.“

Nachhal­tig­keit hört nach dem Einsatz der Maschi­nen und Fahrzeu­ge auf dem Feld aber nicht auf. Viele Materia­li­en bleiben am Ende ihres Produkt-Lebens, wenn sich Fragen der Entsor­gung und des Recyclings stellen, eine Belas­tung für die Umwelt. Damit stellt sich die Frage, wie Materia­len einge­spart oder durch nachhal­ti­ge­re Alter­na­ti­ven ersetzt werden können. „Das End of Life unserer Produk­te ist ein Thema, bei dem wir uns sehr gut Input in Form von Praxis­se­mes­tern oder Abschluss­ar­bei­ten vorstel­len können.“ 

Wissen­schaft­li­cher Input aus Karlsruhe 

Profes­sor Dr. Marcus Geimer vom Insti­tut für mobile Arbeits­ma­schi­nen am Karls­ru­her Insti­tut für Techno­lo­gie (KIT) steuer­te den wissen­schaft­li­chen Impuls zur Debat­te bei. Er zeigte die Poten­zia­le auf, die in seinem Forschungs­schwer­punkt, den Energie­spei­chern, liegen. „Elf Prozent des Diesels werden in Deutsch­land abseits der Straße verbraucht, also vor allem in Landwirt­schafts- und Bauma­schi­nen“, sagte Marcus Geimer. Der Energie­hun­ger dieser Branchen böte viel Poten­zi­al für nachhal­ti­ge Verbesserungen.

Den Schluss­punkt des Nachmit­tags an der RWU setzte der Input von Ingmar Ströhr. „Wir wollen Techno­lo­gien entwi­ckeln, die es ermög­li­chen, gesun­de Lebens­mit­tel nachhal­tig herzu­stel­len“, fasste er die Aufga­be des Start-Ups Hello­So­lu­ti­on zusam­men. Dazu koope­rie­re man auch mit anderen jungen Unternehmen.um etwa elektrisch betrie­be­ne Trakto­ren oder Kamera­sys­te­me zur Erken­nung von Beikraut zu entwickeln.

Leben­dig und mit vielen Diskussionen

Ein Fazit der Debat­ten: Nachhal­tig­keit ist ein Flicken­tep­pich. Maßnah­men an einer Stelle haben Auswir­kun­gen an einer ganz anderen. Ein weite­res: Nachhal­tig­keit und Landwirt­schaft sind eng verzahnt und es gibt viele ungenutz­te Poten­zia­le. Für Markus Pfeil war der Workshop ein Erfolg: „Es war leben­dig und wir haben viel disku­tiert.“ Dabei habe sich gezeigt, dass es Anknüp­fungs­punk­te zwischen der Arbeit am Insti­tut für Elektro­mo­bi­li­tät und einer am Gemein­wohl orien­tier­ten Wirtschaft gäbe. „Das muss ausge­baut werden.“