SALEM (dpa/lsw) — Seit 1963 stand Max Markgraf von Baden an der Spitze des Hauses Baden. Das erleb­te unter ihm einige Einschnit­te. Nun endet eine Ära.

Max Markgraf von Baden ist tot. Er sei am frühen Donners­tag­mor­gen im Alter von 89 Jahren in Schloss Salem am Boden­see gestor­ben, teilte das Haus Baden mit. Max von Baden war seit 1963 Chef des ehemals regie­ren­den Großher­zog­lich Badischen Fürsten­hau­ses, das von 1112 bis 1918 im badischen Teil des heuti­gen Bundes­lan­des Baden-Württem­berg die Landes­her­ren stell­te. Sein Nachfol­ger ist Bernhard Markgraf von Baden, der bishe­ri­ge Erbprinz.

Geplant sind den Angaben zufol­ge zwei Trauer­fei­ern: eine offene für Wegbe­glei­ter, Freun­de und Bekann­te sowie aktuel­le und ehema­li­ge Mitar­bei­ter und Pensio­nä­re gemein­sam mit der markgräf­li­chen Familie. Sowie eine geschlos­se­ne Trauer­fei­er für den Famili­en­kreis, befreun­de­te Häuser sowie für die Vertre­ter von Politik, Wirtschaft und Kultur. Konkre­te Termi­ne dafür standen zunächst nicht fest.

Auf seiner Inter­net­sei­te hat das Haus Baden Konto­da­ten für «Germa­na­id-Baden» veröf­fent­licht, einem vor 40 Jahren von Max von Baden gegrün­de­ten Verein, der sich um Flücht­lin­ge aus aller Welt kümmert. Dieser freue sich über Unter­stüt­zung, hieß es.

S.K.H. der Markgraf von Baden — vollstän­dig: Maximi­li­an Andre­as Fried­rich Gustav Ernst-August Bernhard — wurde am 3. Juli 1933 auf Schloss Salem als Sohn von Markgraf Berthold geboren. Seine Mutter Theodo­ra war Prinzes­sin von Griechen­land und Dänemark.

Nach der Schul­zeit in Salem und Schott­land studier­te er in Heidel­berg und München Volks- und Forst­wirt­schaft. Mitte der 1960er Jahren trieb er vor allem den Weinbau am Boden­see voran.

1966 heira­te­te Max von Baden Ihre Kaiser­li­che und König­li­che Hoheit Valerie von Öster­reich, mit der er vier Kinder hat: Prinzes­sin Marie Louise (geb. 1969), Erbprinz Bernhard (1970) sowie die Prinzen Leopold (1971) und Micha­el (1976). Zudem hinter­lässt der Verstor­be­ne vier Enkel­kin­der. Mit fast jedem europäi­schen Fürsten­haus ist Baden verwandt­schaft­lich verbun­den — König Charles III. ist ein Vetter.

Als Erbprinz Max nach dem Tod seines Vaters am 27. Oktober 1963 den Titel Markgraf erbte, wurde er zugleich Eigen­tü­mer mehre­rer Schlös­ser und Fabri­ken, dazu von mehr als 6000 Hektar Wäldern, Weinber­gen, Äckern und Kiesgru­ben. Der Enkel des letzten kaiser­li­chen Reichs­kanz­lers stand somit einem Haus vor, das auf eine fast tausend­jäh­ri­ge Geschich­te verwei­sen kann. Das Terri­to­ri­um des auf die Zährin­ger zurück­ge­hen­den Geschlechts reich­te im Mittel­al­ter vom Schwarz­wald über Burgund bis in die Westschweiz.

«Die seit den sechzi­ger Jahren des letzte Jahrhun­derts einge­lei­te­te Indus­tria­li­sie­rung und Inter­na­tio­na­li­sie­rung der markgräf­li­chen Unter­neh­mens­grup­pe neben dem land- und forst­wirt­schaft­li­chen Kernbe­trieb kamen aller­dings Ende der achtzi­ger Jahre ins Stocken und führte schließ­lich zu erheb­li­chen Verlus­ten», heißt es beim Haus Baden. Weil die Markgra­fen Schul­den anhäuf­ten, musste gespart werden: Seit 1994 wurden Firmen losge­sto­ßen, die tradi­ti­ons­rei­che Forst­ab­tei­lung aufge­löst, zahlrei­che Mitar­bei­ter entlas­sen und Schloß Kirch­berg am Boden­see samt Jacht­ha­fen und Camping­plät­zen verkauft.

1995 wurden die markgräf­li­chen Sammlun­gen in Baden-Baden verstei­gert und im Anschluss das dorti­ge Schloss verkauft. Selbst die renom­mier­te Schloss­schu­le Salem, die Max von Baden wegen zu libera­ler Leitung hinaus­zu­kün­di­gen versuch­te, sollte plötz­lich einen neuen Mietver­trag bekom­men. 2009 ging sogar der Großteil des riesi­gen Ensem­bles von Schloss Salem — gegen viele Wider­stän­de und nach langem Tauzie­hen — für stolze 57,8 Millio­nen Euro an das Land Baden-Württem­berg über.

Sohn Bernhard von Baden ist seit 1998 General­be­voll­mäch­tig­ter der Markgra­fen. Max von Baden hatte die wirtschaft­li­che Verant­wor­tung für die Markgräf­lich Badische Verwal­tung und den Grund­be­sitz anläss­lich seines 65. Geburts­ta­ges an seinen Erben übergeben.

«Markgraf Max empfand stets eine große Verant­wor­tung für das Gemein­wohl und engagier­te sich in vielen Funktio­nen im Land Baden-Württem­berg», teilte das Haus Baden am Todes­tag mit. Der langjäh­ri­ge Oberst der Reser­ve im Ruhestand sei Mitglied in mehr als 60 Verei­nen und Verbän­den gewesen. Über mehre­re Legis­la­tur­pe­ri­oden war er Mitglied der Synode der Badischen Landes­kir­che. «Beson­ders lag ihm das Rote Kreuz am Herzen.» Bis zuletzt sei er Ehren­mit­glied im Kreis­vor­stand des DRK-Boden­see­krei­ses gewesen. Außer­dem engagier­te er sich für die Denkmal­pfle­ge und den Erhalt des histo­ri­schen Erbes.

«Der Markgraf führte einen beschei­de­nen und zurück­ge­zo­ge­nen Lebens­stil», schreibt seine Familie. «Er war frei von Dünkel und pfleg­te gute Kontak­te zu den Menschen seiner Heimat.» Für Menschen in Not, die ihn um Hilfe baten, habe er immer ein offenes Ohr gehabt.