STUTTGART (dpa/lsw) — Lange Zeit brumm­te die Wirtschaft in Baden-Württem­berg. Doch angesichts der Energie­kri­se zeich­net die zustän­di­ge Minis­te­rin nun eine düste­re Progno­se. Vom Bund fordert sie daher zwei Dinge.

Die Wirtschaft im Südwes­ten steuert nach Einschät­zung von Minis­te­rin Nicole Hoffmeis­ter-Kraut immer stärker auf einen Abschwung zu. «Es ist zu befürch­ten, dass der Wirtschaft in Baden-Württem­berg in der aktuel­len Krise das Schlimms­te erst noch bevor­steht», sagte die CDU-Politi­ke­rin in Stutt­gart. Das legten aktuel­le Indika­to­ren nahe. So sei etwa das Stimmungs­ba­ro­me­ter des Mannhei­mer ZEW-Insti­tuts auf den niedrigs­ten Stand seit Oktober 2008 gefallen.

Ein weite­res Alarm­zei­chen seien die aktuel­len Zahlen zu den Südwest-Expor­ten im ersten Halbjahr. Dass der Wert der nach Baden-Württem­berg impor­tier­ten Waren den Export­wert überstie­gen habe, sei «ein deutli­ches Zeichen, dass wir eine Rezes­si­on immer weniger ausschlie­ßen können», sagte die Wirtschafts­mi­nis­te­rin. Das Statis­ti­sche Landes­amt hatte dazu vergan­ge­ne Woche Zahlen veröf­fent­licht — aber auch auf den Effekt stark gestie­ge­ner Preise hingewiesen.

Der Bund müsse nun bei einem dritten Entlas­tungs­pa­ket die Situa­ti­on von kleinen und mittel­stän­di­schen Unter­neh­men stärker in den Blick nehmen, sagte die Minis­te­rin. Ihr fehle in der Diskus­si­on die Perspek­ti­ve auf die Unter­neh­men und gerade auf den Mittel­stand, der in Baden-Württem­berg das Rückgrat der Wirtschaft bilde, sagte Hoffmeis­ter-Kraut. «Nicht nur kleine­re und mittle­re Einkom­men, sondern auch kleine­re und mittle­re Unter­neh­men leiden unter den massiv steigen­den Energiekosten.»

Die Bundes­re­gie­rung hatte angekün­digt, ein drittes Entlas­tungs­pa­ket für Bürge­rin­nen und Bürger zu schnü­ren. Auch soll die Mehrwert­steu­er auf Gas zeitwei­se von 19 auf 7 Prozent gesenkt werden. Wirtschafts­ver­tre­ter hatten das kriti­siert. Unter­neh­men zahlten keine Mehrwert­steu­er und damit gehe die Entlas­tung an ihnen vorbei, hieß es etwa vom Bundes­ver­band der Deutschen Industrie.

Hoffmeis­ter-Kraut forder­te den Bund zudem auf, das Programm zur Dämpfung der Energie­kos­ten für energie­in­ten­si­ve Unter­neh­men nachzu­bes­sern. Weite Teile des Handwerks seien nicht berück­sich­tigt und könnten somit keinen Zuschuss zu ihren gestie­ge­nen Erdgas- und Strom­kos­ten beantra­gen. «Anders als bislang müssen auch energie­in­ten­si­ve Handwerks­be­trie­be wie Bäcke­rei­be­trie­be vom Bundes­pro­gramm unter­stützt werden können», sagte sie.