Für die deutsche Autoin­dus­trie war 2020 schwie­rig. Für den führen­den Autover­si­che­rer dagegen verlief das Krisen­jahr erfreu­lich — wider Erwarten.

COBURG (dpa) — Die HUK Coburg hat gegen die eigenen Erwar­tun­gen ihren Vorsprung als Markt­füh­rer in der deutschen Autover­si­che­rung ausge­baut. Obwohl im Corona­jahr 2020 weniger neue Autos verkauft wurden, hatte das Unter­neh­men aus der oberfrän­ki­schen Klein­stadt Ende Dezem­ber 13 Millio­nen Fahrzeu­ge versi­chert, im Saldo 600 000 mehr als ein Jahr zuvor. Erwar­tet habe die HUK eine Wachs­tums­del­le, sagte Vorstands­chef Klaus-Jürgen Heitmann am Diens­tag in Coburg. «Es ist genau das Gegen­teil eingetreten.»

Auf Platz zwei hinter der HUK Coburg liegt mit knapp neun Millio­nen versi­cher­ten Fahrzeu­gen die Allianz, die ansons­ten der Markt­füh­rer in der deutschen Versi­che­rungs­bran­che ist. Erklär­tes Ziel des Münch­ner Konzerns ist, mittel- bis länger­fris­tig auch in Sachen Auto wieder Nummer eins zu werden.

Der Konkur­renz­kampf in der Autover­si­che­rung hat derzeit für Autokäu­fer erfreu­li­che Folgen, wie das Online-Portal Verivox melde­te. «Erste Zahlen aus 2021 deuten wieder auf einen verschärf­ten Wettbe­werb hin», sagte Wolfgang Schütz, Geschäfts­füh­rer des Versi­che­rungs­ver­gleichs beim Online-Portal Verivox. «Von Januar bis März liegen die Preise der günstigs­ten Angebo­te um drei Prozent unter den Preisen des Vorjah­res.» Ob es zu einem Preis­kampf kommt, entschei­de sich jedoch im vierten Quartal. «Dann erhal­ten die meisten Autofah­rer ihre Beitrags­rech­nun­gen und die Wechsel­sai­son beginnt», sagte Schütz.

Die HUK Coburg hatte in der Corona­kri­se einen PR-Coup gelan­det und den Kunden Beitrags­rück­erstat­tung verspro­chen, wenn die Schäden wegen der Krise niedri­ger ausfal­len sollten. Da es in den Sparten Auto und Sachver­si­che­rung tatsäch­lich sehr viel weniger Unfäl­le gab, will die HUK nun insge­samt 185 Millio­nen Beiträ­ge zurück­zah­len, davon den Löwen­an­teil von 150 Millio­nen in der Kfz-Versi­che­rung. Die HUK Coburg verkauft außer­dem noch Rechtsschutz‑, Lebens- und Kranken­ver­si­che­run­gen, diese Sparten sind jedoch kleiner als das Kfz-Geschäft.

Ob es 2021 wieder eine Beitrags­rück­zah­lung geben wird, ist nach Heitmanns Worten ungewiss: «Wir können es jetzt noch nicht sagen.» Abgese­hen davon beantrag­te eine halbe Milli­on Autokun­den niedri­ge­re Tarife, weil sie weniger Auto fahren. Das koste­te die Versi­che­rung weite­re 40 Millio­nen Euro.

Deswe­gen sank trotz der unerwar­tet gut laufen­den Geschäf­te der Gewinn. Die Beitrags­ein­nah­men in sämtli­chen Sparten stiegen zwar um 2,6 Prozent auf 8 Milli­ar­den Euro. Doch am Ende blieben noch 393 Millio­nen Euro Netto­ge­winn, 60 Millio­nen weniger als im Vorjahr. In diesem Jahr sind die Erwar­tun­gen beschei­den: Heitmann stell­te einen Vorsteu­er­ge­winn zwischen 400 und 500 Millio­nen Euro in Aussicht. 2020 waren es 584 Millio­nen Euro gewesen.