Beglei­tet von Tränen, Trauer und mehre­ren Hundert Menschen ist das in Iller­kirch­berg getöte­te Mädchen am Mittwoch beigesetzt worden. Ein Polizei­spre­cher sprach von «unglaub­lich vielen Menschen», die zum Fried­hof kamen, um von der 14-Jähri­gen Abschied zu nehmen. Viele der Trauern­den trugen ein Foto von dem Mädchen an der Jacke.

Um den Menschen ein «Gefühl der Sicher­heit» zu geben, seien auch mehre­re Polizis­ten beim Fried­hof in Iller­kirch­berg gewesen, sagte der Sprecher. «Es war davon auszu­ge­hen, dass in so einem Zusam­men­hang viele Menschen ihre Anteil­nah­me zeigen.» An der Trauer­fei­er nahmen auch der türki­sche Botschaf­ter Ahmet Basar Sen und Iller­kirch­bergs Bürger­meis­ter Markus Häußler teil.

Ein Mann soll am Montag in Iller­kirch­berg bei Ulm zwei Mädchen auf dem Schul­weg angegrif­fen und schwer verletzt haben. Eines der Opfer starb später in der Klinik. Die Obduk­ti­on ergab, dass die 14-Jähri­ge mit türki­schem Migra­ti­ons­hin­ter­grund nach Stich­ver­let­zun­gen verblu­te­te. Das zweite Mädchen, 13 Jahre alt, erlitt schwe­re Verlet­zun­gen. Die Polizei fand bei dem 27-jähri­gen Eritre­er ein Messer, das als Tatwaf­fe in Betracht komme.

Gegen den Verdäch­ti­gen wurde ein Haftbe­fehl wegen Mordes und versuch­ten Mordes erlas­sen. Der Mann befand sich zuletzt verletzt in einem Justiz­voll­zugs­kran­ken­haus. Doch wie kam es zu dem Angriff? Warum traf es die beiden Mädchen? Was ging in dem Täter vor? «Die Ermitt­lun­gen laufen noch», sagte dazu nur ein Polizei­spre­cher am Mittwochnachmittag.

Keine vorei­li­gen Schlüs­se zu ziehen und nicht zu verall­ge­mei­nern — daran appel­lier­te auch der Bürger­meis­ter. «Ich bitte Sie, den bei uns leben­den Geflüch­te­ten aller Natio­nen weiter­hin offen zu begeg­nen und diese nicht unter General­ver­dacht zu stellen. Der Angriff auf die beiden Mädchen muss mit aller Konse­quenz verfolgt und bestraft werden — dieses heimtü­cki­sche Verbre­chen hat aber eine einzel­ne Person began­gen, nicht eine Bevöl­ke­rungs­grup­pe», schrieb Häußler in einem offenen Brief an die Bürge­rin­nen und Bürger seiner Gemeinde.

Baden-Württem­bergs Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl (CDU) hatte am Diens­tag bei einem Besuch am Tatort noch betont, dass es keine Hinwei­se auf eine politi­sche oder religiö­se Motiva­ti­on der Tat gebe.

Nach der tödli­chen Attacke stehen weiter Notfall­seel­sor­ger den betrof­fe­nen Famili­en zur Seite. «Es geht darum, dass sie das Gefühl bekom­men, dass sie in diesen schwe­ren Stunden nicht allein sind», sagte der Leiter der Notfall­seel­sor­ge Ulm/Alb-Donau-Kreis, Micha­el Loben­ho­fer. Außer­dem werde eine Person betreut, die das Verbre­chen gesehen habe.

Auch Eltern und Lehrer melden sich bei der Notfall­seel­sor­ge, um zu erfah­ren, wie sie mit ihren erschüt­ter­ten Kindern umgehen sollen. Es gelte dann, darauf hinzu­wei­sen, dass man in Deutsch­land generell in Sicher­heit lebe, solche Dinge aber immer wieder vorkä­men, beton­te Loben­ho­fer. Zu den Aufga­ben der Notfall­seel­sor­ge gehöre es auch, Gerüch­ten und Halbwahr­hei­ten entgegenzuwirken.