REGENSBURG/KARLSRUHE (dpa) — Ein Mann greift in einem Zug offen­sicht­lich wahllos Menschen an. Vieles sieht zunächst nach der Tat eines Kranken aus. Doch mittler­wei­le ergibt sich ein anderes Bild: Eine islamis­ti­sche Terror­or­ga­ni­sa­ti­on hat den Angrei­fer wohl beeinflusst.

Mehr als vier Monate nach einer Messer­at­ta­cke in einem ICE zwischen Regens­burg und Nürnberg gehen die Ermitt­ler von einer islamis­tisch-extre­mis­ti­schen Tat aus. Daher habe der General­bun­des­an­walt in Karls­ru­he den Fall übernom­men, teilte die General­staats­an­walt­schaft München mit. Zuvor hatte die «Süddeut­sche Zeitung» (Montag) berich­tet. Die Ermitt­ler gehen seit gerau­mer Zeit davon aus, dass der Mann bei der Messer­at­ta­cke im vergan­ge­nen Novem­ber schuld­fä­hig war. Der damals 27-Jähri­ge hatte vier Männer im Alter zwischen 26 und 60 Jahren angegrif­fen und verletzt.

Der Syrer sitzt in Unter­su­chungs­haft. Die Ermitt­ler hatten nach der Tat bei ihm etwa Propa­gan­da­vi­de­os der Terror­or­ga­ni­sa­ti­on Islami­scher Staat (IS) entdeckt. Unklar war bisher, ob eine extre­mis­ti­sche Motiva­ti­on bei der Attacke eine Rolle gespielt haben könnte. Dem Mann werden unter anderem versuch­ter Mord in zwei Fällen, versuch­ter Totschlag sowie vorsätz­li­che Körper­ver­let­zung vorgeworfen.

Kurz nach dem Angriff vom 6. Novem­ber war ein Gutach­ter zunächst noch davon ausge­gan­gen, dass der Verdäch­ti­ge zur Tatzeit schuld­un­fä­hig gewesen sein könnte. Er war darauf­hin in einem Bezirks­kli­ni­kum unter­ge­bracht worden. «Ich bin krank. Ich brauche Hilfe» — so soll sich der Mann bei seiner Festnah­me sinnge­mäß geäußert haben. Parano­ide Schizo­phre­nie stand im Raum.

Dennoch übernahm zunächst die bei der General­staats­an­walt­schaft München angesie­del­te Bayeri­sche Zentral­stel­le zur Bekämp­fung von Extre­mis­mus und Terro­ris­mus (ZET) die Ermitt­lun­gen. Das passiert immer dann, wenn bei einem Verfah­ren mit größe­rer Bedeu­tung eine extre­mis­ti­sche oder terro­ris­ti­sche Motiva­ti­on denkbar ist.

Der Verdäch­ti­ge hatte sich nach der Attacke im ICE Passau-Hamburg wider­stands­los festneh­men lassen. In seiner Hose fanden Polizis­ten ein blutver­schmier­tes Klapp­mes­ser mit einer Klingen­län­ge von acht Zentimetern.

Der Syrer wohnte nach frühe­ren Angaben der Behör­den seit seiner Einrei­se im Jahr 2014 durch­ge­hend in Nieder­bay­ern. Seine Eltern und Geschwis­ter lebten anders­wo in Deutsch­land. Eine Abschie­bung musste der in Damas­kus gebore­ne junge Mann nicht befürch­ten. 2016 wurde er als Flücht­ling anerkannt.