Wenn man ohnehin schon so viel in den eigenen vier Wänden sitzt, kann man sich zumin­dest den Wunsch nach einem Haustier erfül­len. Das haben sich in der Corona-Pande­mie viele Menschen gedacht. Doch nicht nur der seriö­se Handel boomt — mit schwe­ren Folgen für Welpen und Katzen.

Der Welpe liegt fried­lich schla­fend in seinem Körbchen. Doch statt neuer Besit­zer stehen zwei Berli­ner Polizis­ten um ihn herum. Das Tier wurde in der vergan­ge­nen Woche beschlagnahmt.

Es soll im Inter­net illegal zum Kauf angebo­ten worden sein. Die Überga­be wurde an einem U‑Bahnhof der Haupt­stadt verein­bart. Der gleiche Händler habe wohl noch weite­re vermeint­lich gesun­de Hunde zum Kauf angebo­ten, wie die Polizei am Montag bei Facebook schrieb.

Offen­bar boomt der illega­le Handel beson­ders mit Welpen und Katzen in der Corona-Krise: Nach Angaben des Deutschen Tierschutz­bun­des nahm er im vergan­ge­nen Jahr zu. «Allein zwischen Januar und Oktober 2020 wurden 75 Fälle von illega­lem Heimtier­han­del bekannt, 818 Tiere waren betrof­fen», sagt Lisa Hoth, Fachre­fe­ren­tin für Heimtie­re beim Deutschen Tierschutz­bund. «Damit liegt die Zahl der Fälle und Tiere bereits über der Gesamt­zahl des Vorjah­res.» Dort gab es insge­samt 66 Fälle von illega­lem Handel mit mindes­tens 731 betrof­fe­nen Tieren.

Eine hohe Dunkel­zif­fer wird befürch­tet. «Das ist nur die Spitze des Eisbergs», sagt Presse-Referen­tin Hester Pomme­re­ning. Die Zahlen beruhen demnach auf Fällen von beschlag­nahm­ten Tieren, die an Tierhei­me überge­ben wurden und Medien­be­rich­ten über illega­len Handel. Doch nicht alle Fälle werden gemel­det, wenn sie denn überhaupt aufge­deckt werden.

In der Corona-Pande­mie sind die Menschen häufi­ger zu Hause und viele sehnen sich nach tieri­scher Gesell­schaft, wenn man schon kaum andere Menschen treffen kann. Entspre­chen­de Porta­le im Inter­net sind voll mit Anzei­gen für Hunde und Katzen. Nicht alle davon kommen von vertrau­ens­wür­di­gen Händlern. «Der durch die Corona-Pande­mie ausge­lös­te Haustier­boom und der anony­me Verkauf über das Inter­net machen es den Händlern beson­ders leicht», sagte Hoth.

Gerade Welpen kämen oft aus sogenann­ten Hunde­fa­bri­ken aus dem Ausland. «Das Leid dieser Welpen ist immens», heißt es auf der Inter­net­sei­te des Tierschutz­bun­des. Sie litten häufig an massi­ven Verhal­tens­pro­ble­men. Viele Welpen seien von den langen Trans­por­ten geschwächt und kaum überle­bens­fä­hig. Oft hätten die Tiere keine Papie­re und seien anfäl­lig für Krank­hei­ten. Auch den Eltern­tie­ren gehe es oft schlecht.

Ein weite­res Problem: Die Angebo­te der illega­len Händler sind laut Tierschutz­bund immer schwie­ri­ger von seriö­sen Anbie­tern zu unter­schei­den. Das Bundes­mi­nis­te­ri­um für Ernäh­rung und Landwirt­schaft rät dazu, bei einem Verdacht auf entspre­chen­de Verstö­ße die Polizei, das örtlich zustän­di­ge Veteri­när­amt oder die obers­te Veteri­när­be­hör­de des jewei­li­gen Bundes­lan­des zu infor­mie­ren. Als Indizi­en nennt das Minis­te­ri­um fehler­haf­te oder fehlen­de Papie­re, sehr günsti­ge Preise und einen schlech­ten Gesund­heits­zu­stand der Tiere. Auch beim Verkauf aus dem Koffer­raum oder einer Liefe­rung an einen belie­bi­gen Ort, könnten Missstän­de bei der Aufzucht vertuscht werden.

Minis­te­rin Julia Klöck­ner (CDU) will Ende Januar mit Inter­net­platt­for­men, Tierschutz­ver­bän­den und Vollzugs­be­hör­den bei einem Runden Tisch zum Online­han­del mit Tieren zusam­men­kom­men, wie das Minis­te­ri­um mitteil­te. Man setze auf eine besse­re Aufklä­rung der Hunde­käu­fer und die Verbes­se­rung der behörd­li­chen Kontrol­len, die aller­dings in der Verant­wor­tung der Bundes­län­der lägen.

Der Tierschutz­bund fordert eine Regulie­rung des Inter­net­han­dels und eine europa­wei­te verpflich­ten­de Kennzeich­nung und Regis­trie­rung für Haustie­re, um deren Herkunft besser rückver­fol­gen zu können. Ebenso nötig seien eine besse­re länder­über­grei­fen­de Zusam­men­ar­beit, um invol­vier­te Perso­nen zu fassen sowie vermehr­te Kontrol­len und härte­re Strafen für die Täter. Auch das Minis­te­ri­um setzt nach eigenen Angaben auf eine europäi­sche Lösung.

Der Welpe aus Berlin jeden­falls war nicht gesund, er hatte Flöhe und Würmer. Außer­dem sei er viel zu früh von seiner Mutter getrennt worden, hieß es von der Polizei. Nach einer Behand­lung beim Tierarzt werde er nun in einem Tierheim versorgt.