DOHA (dpa) — Das DFB-Team ist bei der Gruppen­aus­lo­sung in Doha nicht in Topf eins gesetzt. Ein Vorrun­den-Duell mit einem Top-Gegner ist wahrschein­lich. Schlimm ist das nicht, findet auch ein Ex-Bundestrainer.

Auf die immer gleiche Frage nach den Vortei­len einer schwe­ren oder einer vermeint­lich leich­ten WM-Gruppe antwor­tet Jürgen Klins­mann rational.

«Die Gruppen­pha­se heißt, zwei gehen weiter», sagte der frühe­re Bundes­trai­ner der Deutschen Presse-Agentur vor der heuti­gen Auslo­sung der Gruppen­pha­se für die WM 2022 (18.00 Uhr MESZ) in Doha. «Wenn du einen Riesen­bro­cken bekommst — Brasi­li­en, Argen­ti­ni­en — dann nimmst du es so, wie es ist.» Im Kongress­zen­trum der katari­schen Haupt­stadt droht der DFB-Auswahl genau das: ein harter Brocken.

Deutsch­land spielt mit jedem auf Augenhöhe

Deutsch­land ist bei der Ziehung nur in Topf zwei einsor­tiert — und könnte deshalb schon in der Vorrun­de auf eine der Top-Natio­nen treffen. In Topf eins sind neben dem vermeint­li­chen Glücks­los Katar als Gastge­ber Rekord-Weltmeis­ter Brasi­li­en, Belgi­en, Frank­reich, Argen­ti­ni­en, England, Spani­en und Portu­gal gesetzt.

«Ich glaube, dass die deutsche Mannschaft mit jedem auf Augen­hö­he spielt und selbst­be­wusst genug ist, um zu sagen, wir gehen durch die Gruppe durch», sagte Klins­mann (57), der die deutsche Auswahl bei der Heim-WM 2006 betreut und bis zum dritten Platz geführt hatte. «Und dann ist eh alles aufre­gend im K.o.-System, da kann alles passieren.»

Von großer Bedeu­tung sei der Auftakt. «Ich glaube, dass man sich generell wünscht, dass man das erste Spiel gewinnt», sagte Klins­mann, 1990 als Spieler Weltmeis­ter — unter anderem nach einem Auftakt­sieg gegen das damali­ge Jugosla­wi­en (4:1). «Mit einem Dreier ins Turnier zu gehen, ist enorm wichtig. Wenn du nur ein Unent­schie­den schaffst, dann kommst du schon unter Zugzwang.»

Deutsch­land stellt eine «geile Mannschaft»

Dem Klassi­ker gegen den Nachbarn Nieder­lan­de geht die Auswahl von Bundes­trai­ner Hansi Flick zunächst aus dem Weg. Oranje ist ebenfalls in Topf zwei — wie Mexiko, Kroati­en und Dänemark. «Ich war nicht überrascht, Holland war überrascht», sagte der frühe­re nieder­län­di­sche Natio­nal­spie­ler Rafael van der Vaart (39) der dpa in Doha rückbli­ckend auf das 1:1 im Testspiel beider Länder am 29. März in Amster­dam. «Die haben 60 Minuten überra­gend gespielt, und wir hatten keine Chance. Deutsch­land ist schon klasse, stark.» Die DFB-Auswahl stelle eine «geile Mannschaft».

Aus Topf drei könnte Deutsch­land unter anderem Afrika­meis­ter Senegal drohen — oder auch Marok­ko, Serbi­en oder Polen mit Bayern Münchens Weltfuß­bal­ler Robert Lewan­dow­ski. In Topf vier sind nur fünf Mannschaf­ten, die auch sicher dabei sind. Wegen der noch zu spielen­den Playoff-Partien sind drei Kugeln Platz­hal­ter für die jewei­li­gen drei Sieger. Als deutscher Gegner festste­hen könnte beispiels­wei­se Ecuador oder Saudi-Arabien.

«Das ist ja gerade das Schöne an einer WM, das ungewis­se Gefühl», sagte Klins­mann. «Wie funktio­nie­ren die aus den anderen Konti­nen­ten? Aber das macht es ja gerade so spannend.»

Die Lostöp­fe im Überblick:

Topf 1
Katar (Gastge­ber)
Brasi­li­en
Belgi­en
Frank­reich
Argen­ti­ni­en
England
Spani­en
Portu­gal

 

Topf 2
Mexiko
Nieder­lan­de
Dänemark
Deutsch­land
Urugu­ay
Schweiz
USA
Kroati­en

 

Topf 3
Senegal
Iran
Japan
Marok­ko
Serbi­en
Polen
Südko­rea
Tunesi­en

 

Topf 4
Kamerun
Kanada
Ecuador
Saudi-Arabi­en
Ghana
Gewin­ner Europa-Playoffs (Wales,Schottland oder Ukraine)
Gewin­ner Inter­kon­ti­nen­tal-Playoffs (Verei­nig­te Arabi­sche Emira­te, Austra­li­en oder Peru)
Gewin­ner Inter­kon­ti­nen­tal-Playoffs (Neusee­land oder Costa Rica)