KORTRIJK (dpa) — In rund fünf Monaten hat Zara Ruther­ford die Welt umrun­det. Nun ist sie wieder da — und will andere inspi­rie­ren, etwas Verrück­tes zu tun: «Wenn du die Möglich­keit hast, dann nutze sie», sagt sie.

156 Tage, 52.000 Kilome­ter und Dutzen­de Länder — worauf freut man sich nach so einer Reise am meisten? Auf die Familie. Nach fast einem halben Jahr auf Tour ist die 19 Jahre alte Pilotin Zara Ruther­ford am Donners­tag von ihrer Weltum­run­dung im Ultra­leicht­flug­zeug zurückgekommen.

Gegen 13.00 Uhr lande­te sie sicher auf einem Flugplatz im Westen Belgi­ens — im Gepäck zwei Weltre­kor­de. Das Erste, was sie tat: Mama, Papa und den Bruder kräftig drücken. Ruther­ford ist jetzt offizi­ell die jüngs­te Frau, die diesen Flug allei­ne unter­nom­men und erfolg­reich abgeschlos­sen hat.

Einmal um die ganze Welt

Es war eine Reise, mit der Ruther­ford andere junge Frauen inspi­rie­ren wollte und die sie wortwört­lich um die ganze Welt führte. Sie flog unter anderem über Grönland, Kanada, die USA, Südame­ri­ka, Alaska und Russland. Klar, dass es da auch schwie­ri­ge Momen­te gab, wie die belgisch-briti­sche Pilotin sagte. Sie nennt etwa den Flug über Sibiri­en. Über Hunder­te Kilome­ter habe sie nichts Mensch­li­ches gesehen. Da habe sie gedacht: Wenn jetzt der Motor ausfällt, habe sie ein Problem.

Der Motor fiel nicht aus, aber Turbu­len­zen gab es doch einige auf der Reise — beispiels­wei­se als Ruther­ford in Kalifor­ni­en mit starkem Rauch durch Waldbrän­de zu kämpfen hatte, oder techni­sche Pannen, bei denen sich die Räder des Flugzeugs nicht ausfah­ren ließen.

Doch es gab auch die beein­dru­cken­den Momen­te, die von dieser Reise wohl vor allem in Erinne­rung bleiben werden. Auch hier nennt Ruther­ford den Flug über Sibiri­en — eben weil es so abgele­gen sei. Auch die Flüge über Saudi-Arabi­en, das vielfäl­tig und wunder­schön sei, und über Bulga­ri­en mit seinen markan­ten Gebirgs­zü­gen seien eindrück­lich gewesen.

Am Donners­tag wurde die belgisch-briti­sche Pilotin, deren Eltern ebenfalls Piloten sind, von einem großen Aufge­bot an Journa­lis­ten, Unter­stüt­zern und Freun­den in Empfang genom­men. In einer Live-Übertra­gung war zu sehen, wie sie eine letzte Schlei­fe über den Flugha­fen Kortri­jk-Wevel­gem drehte und dann sicher lande­te. Den letzten Zwischen­stopp hatte sie am Mittwoch im hessi­schen Egels­bach einge­legt. Für diese letzte Etappe brauch­te sie noch gut zwei Stunden — dann hatte sie ihr Ziel erreicht: die Weltumrundung.

Weltre­kord geglückt

Ruther­ford wollte die jüngs­te Frau werden, die die Welt allei­ne in einem Flugzeug umrun­det. Das ist ihr gelun­gen, wie Guinness World Records offizi­ell mitteil­te — in einem Alter von 19 Jahren und 199 Tagen. Bislang hielt die US-Ameri­ka­ne­rin Shaes­ta Waiz den Weltre­kord, die im Alter von 30 Jahren allein den Plane­ten umflog. Der Rekord unter den Männern wurde von einem 18-Jähri­gen aufgestellt.

Für Ruther­ford ist das auch ein Zeichen der Ungleich­heit zwischen den Geschlech­tern. Mit ihrem Flug wolle sie Mädchen und junge Frauen dazu ermuti­gen, ihre Träume zu verfol­gen, schreibt die 19-Jähri­ge auf ihrer Homepage. Sie hofft zudem, sie für Natur­wis­sen­schaft und Luftver­kehr zu begeistern.

Die 19-Jähri­ge selbst nennt andere Pionie­rin­nen der Luftfahrt als Inspi­ra­ti­on: Amelia Earhart etwa, die als erste Frau allein über den Atlan­tik flog; oder Valen­ti­na Teresch­ko­wa, die 1963 die erste Frau im Weltraum war. Guinness World Records zufol­ge ist Ruther­ford nun auch die jüngs­te Person, die die Welt allei­ne in einem Ultra­leicht­flug­zeug umrun­det hat.

Ein verrück­tes Abenteuer

Grund­sätz­lich will sie andere Menschen dazu ermuti­gen, Abenteu­er anzuge­hen. «Wenn du die Möglich­keit hast, dann nutze sie», sagte sie. Für sie sei das Ende der Schul­zeit der beste Zeitpunkt gewesen, etwas Verrück­tes zu tun — auch, wenn sie lange gedacht habe, das Vorha­ben sei zu teuer, zu gefähr­lich und zu schwierig.

Für Ruther­ford wird es jetzt zunächst einmal etwas ruhiger. Was sie nächs­te Woche tun werde? «Defini­tiv nichts», sagte die Pilotin. Es werde wohl etwas ungewohnt, nicht jeden Tag zu fliegen. Nach der Pause will sie Elektro­in­ge­nieur­we­sen studie­ren — mit dem Ziel, Astro­nau­tin zu werden, wie sie vor ihrer Reise bereits gesagt hat.

Von Michel Winde, dpa