Auf den Tag genau ein Jahr nach seiner letzten Erupti­on ist der Vulkan Semeru im Osten von Indone­si­ens Haupt­in­sel Java erneut ausge­bro­chen. Das Zentrum für Vulka­no­lo­gie und geolo­gi­sche Gefah­ren­vor­beu­gung regis­trier­te Anzei­chen weiter­hin steigen­der Aktivi­tät und gab am Sonntag­mit­tag (Ortszeit) die höchs­te Warnstu­fe 4 aus.

Der Vulkan hatte ab den frühen Morgen­stun­den mehrfach heiße Asche bis zu 1500 Meter hoch in den Himmel gespien, die dichte Wolke senkte sich in einem sieben Kilome­ter weiten Radius um den Krater auf die Umgebung.

Über Verletz­te oder Schäden war zunächst nichts bekannt. Im Inter­net veröf­fent­lich­te Videos zeigten Einwoh­ner, die mit Blick auf gewal­ti­ge Asche- und Rauch­wol­ken am Horizont in Pick-ups und auf Motor­rä­dern das Gebiet verließen.

Sperr­zo­ne eingerichtet

Das Poten­zi­al weite­rer hoher Asche­säu­len und pyroklas­ti­scher Ströme sei sehr hoch, erklär­te die Vulka­no­lo­gie­be­hör­de. Die Behör­den des Insel­staats verhäng­ten eine absolu­te Sperr­zo­ne von 5 Kilome­tern um den Krater und ein parti­el­les Sperr­ge­biet von 13 Kilome­tern Abstand am südöst­li­chen Hang des Kraters. Die Einwoh­ner im Bezirk Lumajang wurden aufge­ru­fen, sich vom Ufer des Flusses Besuk Kobokan fernzu­hal­ten. Dort bestand laut dem örtli­chen Katastro­phen­schutz die Gefahr eines pyroklas­ti­schen Stroms — eine bis zu 1000 Grad heiße Lawine aus kleins­ten Gesteins­bro­cken und Lava, die zusam­men mit austre­ten­den Gasen den Hang hinab rast.

Der Vulkan war zuletzt Anfang Dezem­ber 2021 ausge­bro­chen, mindes­tens 50 Menschen kamen dabei ums Leben, Tausen­de mussten aus dem Gebiet flüch­ten. Der Semeru ist mit seinen knapp 3700 Metern der höchs­te Berg auf Indone­si­ens am dichtes­ten besie­del­ter Insel Java und liegt im Natio­nal­park Bromo-Tengger-Semeru, der bei Touris­ten für Wande­run­gen und Krater-Touren beliebt ist. Der Vulkan ist einer von knapp 130 aktiven Feuer­ber­gen des Inselstaates.

Indone­si­en liegt — wie zum Beispiel auch Japan und die Philip­pi­nen — auf dem pazifi­schen Feuer­ring, der geolo­gisch aktivs­ten Zone der Erde. Mit Vulkan­aus­brü­chen und Erdbe­ben muss die Bevöl­ke­rung in dem Gebiet in ihrem Alltag leben. Längst nicht immer ist es möglich, recht­zei­tig vor eintre­ten­den Katastro­phen zu warnen und die Einwoh­ner in Sicher­heit zu bringen.

Erst vor rund zwei Wochen kamen mehr als 300 Menschen auf Java ums Leben, als die Erde direkt unter der Insel bebte und zahlrei­che Häuser zum Einsturz brach­te. Beben im Meer können zudem einen Tsuna­mi auslö­sen, der inner­halb weniger Minuten auf die umlie­gen­den Küsten trifft. Die bislang größte Tsuna­mi-Katastro­phe ereig­ne­te sich im Dezem­ber 2004 nach einem Seebe­ben der Stärke 9 vor Javas Nachbar­insel Sumatra, als Riesen­wel­len die Küsten in der gesam­ten Region im Indischen Ozean trafen. Insge­samt rund 230.000 Menschen starben.