Fehler aus dem vergan­ge­nen sollen Jahr vermie­den werden, denn in mehre­ren Betrie­ben wurden Ernte­hel­fer mit dem Corona­vi­rus infiziert. Die Initia­ti­ve Landar­beit sagt, zu viele Saison­kräf­te seien in einem Raum untergebracht.

FREIBURG (dpa/lsw) — Die Initia­ti­ve Faire Landar­beit hat an die Landwir­te appel­liert, Saison­ar­bei­ter angemes­sen vor dem Corona­vi­rus zu schüt­zen. Die Fehler des vergan­ge­nen Jahres dürften nicht wieder­holt werden, sagte Benja­min Luig, Koordi­na­tor der Initia­ti­ve Faire Landar­beit, der Deutschen Presse-Agentur.

Er pranger­te an, dass es den Landwir­ten weiter­hin erlaubt sei, bis zu acht Saison­kräf­te in einem Zimmer unter­zu­brin­gen. «Das ist ein proble­ma­ti­scher Doppel­stan­dard zwischen dem Schutz der hiesi­gen Bevöl­ke­rung und dem Schutz der Saison­ar­bei­ter», sagte Luig. Unter diesen Bedin­gun­gen könne es zu erneu­ten Corona-Ausbrü­chen in landwirt­schaft­li­chen Betrie­ben kommen.

Im vergan­ge­nen Jahr gab es Fälle in mehre­ren Betrie­ben in Baden-Württem­berg. So zählten die Behör­den etwa bei einem Spargel­an­bau­er in Bad Krozin­gen 16 Infizier­te. Ein Ernte­hel­fer aus Rumäni­en, der auf dem Hof beschäf­tigt war, starb in der Woche vor Ostern 2020 nach einer Corona-Infektion.

Der Geschäfts­füh­rer des Verbands Süddeut­scher Spargel- und Erdbeer­an­bau­er, Simon Schuma­cher, erklär­te, Ernte­hel­fer seien in Unter­künf­ten besser geschützt als Perso­nen, die über Schulen, Kinder­gär­ten und Arbeit wesent­lich mehr Kontakt zu poten­zi­ell infizier­ten Perso­nen hätten. «Daher wird die Zusam­men­ar­beit zwischen einhei­mi­schen Perso­nal mit den osteu­ro­päi­schen Ernte­hel­fe­rIn­nen so gering wie möglich gehal­ten.» Die Saison­ar­beits­kräf­te würden üblicher­wei­se vor der Einrei­se getes­tet, vor Arbeits­auf­nah­me und nach fünf Tagen. Sobald neue Mitar­bei­ter dazukä­men, empfeh­le man erneu­te Testun­gen. Außer­dem würden in den Betrie­ben zahlrei­che Hygie­ne­maß­nah­men umgesetzt.

Jährlich helfen in den deutschen Landwirt­schafts­be­trie­ben im Durch­schnitt rund 300 000 Saison­kräf­te. Im Südwes­ten sind es nach Angaben des Landes­bau­ern­ver­bands 50 000.

Die Initia­ti­ve Faire Landar­beit ist ein Bündnis der Gewerk­schaft IG Bau und von Beratungs­or­ga­ni­sa­tio­nen. Mitar­bei­ter der Organi­sa­tio­nen besuchen Saison­ar­bei­ter während der Arbeit auf dem Feld und bieten ihnen Beratung zu ihren Rechten an. Viele der Menschen, die vorran­gig aus Osteu­ro­pa nach Deutsch­land kommen, wüssten zum Beispiel nicht, wie hoch der hiesi­ge Mindest­lohn sei, sagte Koordi­na­tor Luig. Auch seien viele Ernte­hel­fer nicht kranken­ver­si­chert oder könnten in Beratungs­ge­sprä­chen zumin­dest nicht sagen, ob sie in Deutsch­land über die Betrie­be versi­chert seien.

An Covid-19 zu erkran­ken sei dabei nicht das einzi­ge gesund­heit­li­che Risiko für Saison­ar­bei­ter. Ihnen setze auch die Hitze und die Sonnen­ein­strah­lung auf dem Feld zu. Oftmals würde ihnen von den Betrie­ben nicht ausrei­chend Trink­was­ser zu Verfü­gung gestellt und es fehle an Pausen und Schat­ten, bemän­gel­te Luig.