BERLIN (dpa) — Russlands Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne hat in der Bundes­re­pu­blik eine Debat­te über vorhan­de­ne Schutz­räu­me ausge­löst. Viele Menschen hätten derzeit nicht Platz.

In Deutsch­land gibt es derzeit 599 öffent­li­che Schutz­räu­me mit Platz für insge­samt 487.598 Menschen. Das geht aus einer Antwort des Bundes­in­nen­mi­nis­te­ri­ums auf eine Anfra­ge der AfD-Frakti­on im Bundes­tag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die meisten Schutz­räu­me gibt es demnach in Baden-Württem­berg (220) und Bayern (156). Im Osten gibt es, bis auf Berlin, keine Räume.

Das Minis­te­ri­um schreibt in seiner Antwort, neben den aufge­führ­ten öffent­li­chen Schutz­räu­men böten auch viele U‑Bahn-Statio­nen, Tiefga­ra­gen sowie Keller­räu­me «aufgrund der in Deutsch­land im Allge­mei­nen flächen­de­ckend vorhan­de­nen soliden Bausub­stanz einen guten Grund­schutz». Mit Blick auf den Angriff Russlands auf die Ukrai­ne wird aber eine gemein­sa­me Bestands­auf­nah­me des Zustands der vorhan­de­nen Räume mit den Ländern und eine Prüfung des aktuel­len Rückbau­kon­zepts angekündigt.

Neue Konzep­te in Planung

Nach dem Kalten Krieg war ein Rückbau beschlos­sen worden. Die bestehen­den öffent­li­chen Schutz­räu­me würden nach und nach aus der Zivil­schutz­bin­dung entlas­sen und stünden danach ihren Eigen­tü­mern zur unein­ge­schränk­ten Nutzung zur Verfü­gung, heißt es dazu auf der Inter­net­sei­te des zustän­di­gen Bundes­amts für Bevöl­ke­rungs­schutz und Katastro­phen­hil­fe. Dessen Präsi­dent Armin Schus­ter hatte kürzlich bereits eine Bestands­auf­nah­me und Konzep­te angekün­digt, wie künftig ein effek­ti­ver bauli­cher Bevöl­ke­rungs­schutz ausse­hen könne.

Der Parla­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­rer der AfD-Frakti­on, Stephan Brand­ner, nannte es beschä­mend, dass im Ernst­fall in den 599 Schutz­räu­men nicht einmal eine halbe Milli­on Menschen Zuflucht finden würden. «Sämtli­che Regie­ren­den haben das Thema naiv über sehr lange Zeit vernach­läs­sigt. Nun muss, ähnlich wie in vielen anderen Berei­chen, viel Versäum­tes aufge­holt werden, was viele Jahre dauern wird.»