REGION — Im Handwerk zwischen Ostalb und Boden­see gibt es immer mehr Chefin­nen: Jeder fünfte Handwerks­be­trieb wird von einer Frau geführt. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Azubis: 20 Prozent sind weiblich. Dabei sind die Frauen beson­ders in den kreati­ven Berufen und im Dienst­leis­tungs­sek­tor stark vertreten. 

Ob als Chefin, Meiste­rin, Mitar­bei­te­rin, Gesel­lin oder Auszu­bil­den­de: Die knapp 130 verschie­de­nen Handwerks­be­ru­fe bieten auch für Frauen zwischen Ostalb und Boden­see spannen­de Karrie­re­mög­lich­kei­ten. Von den gut 20.000 Handwerks­be­trie­ben im Gebiet der Handwerks­kam­mer Ulm werden rund 4.000 von einer Frau geführt. Das bedeu­tet, dass jeder fünfte Chef im regio­na­len Handwerk weiblich ist.

Allein im vergan­ge­nen Jahr haben 496 Frauen einen Betrieb gegrün­det. Beson­ders häufig machen sich Frauen im Kosme­ti­ker- und Friseur­hand­werk selbstän­dig. Auf Platz drei folgt die Selbstän­dig­keit als Fotogra­fin. Zwar sind Handwer­ke­rin­nen häufig in kreati­ven oder dienst­leis­tungs­na­hen Gewer­ken beschäf­tigt. Mit der zuneh­men­den Digita­li­sie­rung und ihren Erleich­te­run­gen sind aber auch körper­lich anstren­gen­de­re Handwerks­be­ru­fe für Frauen attrak­ti­ver geworden.

Von wegen: “Handwerk ist Männersache”

So gibt es beispiels­wei­se im Ulmer Kammer­ge­biet 29 Maler- und Lackier­werk­stät­ten, 19 Metzge­rei­en und sieben Zimme­rer­be­trie­be, die von Frauen geführt werden. Katja Maier, Vizeprä­si­den­tin der Handwerks­kam­mer Ulm und selbst Zimme­rer­meis­te­rin und Betriebs­in­ha­be­rin, sagt: „Frauen lassen sich längst nicht mehr von dem Klischee abschre­cken, dass Handwerk Männer­sa­che ist. Wer motiviert ist und über das fachli­che Wissen verfügt, kann es auch als Frau in den unter­schied­li­chen Handwerks­be­ru­fen weit bringen.“

Katja Maier, Vizeprä­si­den­tin der Handwerks­kam­mer Ulm, Zimme­rer­meis­te­rin und Betriebs­in­ha­be­rin (Foto:  Privat)

Im vergan­ge­nen Jahr konnten sich 543 junge Frauen für eine Ausbil­dung im Handwerk begeis­tern. Jede fünfte Ausbil­dungs­stel­le im Ulmer Kammer­ge­biet ist aktuell mit einer jungen Frau besetzt. Beson­ders beliebt sind die Ausbil­dungs­be­ru­fe Friseu­rin (202), Fachver­käu­fe­rin im Lebens­mit­tel­hand­werk (194), Kauffrau für Büroma­nage­ment (108) und Augen­op­ti­ke­rin (105).

In einigen Gewer­ken sind junge Frauen führend: So sind beispiels­wei­se rund 85 Prozent der Azubis im Kondi­tor­hand­werk weiblich. Bei den Ortho­pä­die­tech­nik-Mecha­ni­kern sind es 73 Prozent, gefolgt von den Augen­op­ti­kern mit 71 Prozent. „Im Handwerk gibt es auch für junge Frauen viele spannen­de Berufe zu entde­cken. Egal ob Elektro­ni­ke­rin, Zimme­rin oder Anlagen­me­cha­ni­ke­rin — es gibt viele Möglich­kei­ten. Einfach trauen, ein Prakti­kum machen und sich auspro­bie­ren“, sagt Maier.

Weiblich geführ­te Handwerks­be­trie­be nach Landkreisen:

  • Ulm: 349 Betriebe
  • Alb-Donau-Kreis: 546 Betriebe
  • Heiden­heim: 303 Betriebe
  • Ostalb­kreis: 900 Betriebe
  • Biber­ach: 510 Betriebe
  • Ravens­burg: 835 Betriebe
  • Boden­see­kreis: 561 Betriebe

Ausbil­dungs­be­ru­fe im Ulmer Kammer­ge­biet mit dem höchs­ten Frauenanteil:

  • Kondi­to­rIn (85 Prozent)
  • Kaufmann/frau für Büroma­nage­ment (81 Prozent)
  • Fachver­käu­fe­rIn im Lebens­mit­tel­hand­werk (77 Prozent)
  • Ortho­pä­die­tech­nik-Mecha­ni­ke­rIn (73 Prozent)
  • Augen­op­ti­ke­rIn (71 Prozent)
  • Zahntech­ni­ke­rIn (70 Prozent)
  • Friseu­rIn (70 Prozent)
  • Raumaus­stat­te­rIn (63 Prozent)