Justiz­op­fer Gustl Mollath will weg aus Deutsch­land. «Ich würde am liebs­ten das Land verlas­sen», sagte der 64-Jähri­ge der Deutschen Presse-Agentur in München zum Erschei­nen eines neuen Buches mit dem Titel «Staats­ver­bre­chen — Der Fall Mollath» an diesem Montag. «Auf dieses Land ist überhaupt kein Verlass.» Das Buch wurde von dem Juris­ten Wilhelm Schlöt­te­rer verfasst.

Derzeit lebt Mollath in Norddeutsch­land, wo er nach eigenen Angaben versucht, Fuß zu fassen. Langfris­tig wäre er aber «froh, wenn ich irgend­ein Plätz­le auf der Welt finden würde. Ich möchte in Deutsch­land, vor allem in Bayern, nicht bleiben müssen.» Mit Blick auf die Bundes­tags­wahl im Septem­ber sagte er: «Ich werde dieses Mal erstmals wieder wählen können dürfen und muss damit rechnen, dass (Bayerns CSU-Minis­ter­prä­si­dent Markus) Söder der nächs­te Kanzler ist. Das beschleu­nigt meinen Wunsch, das Land zu verlassen.»

Der Nürnber­ger war 2006 nach einem Prozess wegen angeb­li­cher Gewalt gegen seine Ehefrau in die Psych­ia­trie einge­wie­sen worden — zu Unrecht, wie sich Jahre später in einem Wieder­auf­nah­me­ver­fah­ren heraus­stell­te. 2747 Tage hatte er bis dahin in der Psych­ia­trie verbracht.

Autor Schlöt­te­rer, der maßgeb­lich daran betei­ligt war, dass Mollath den Kampf gegen die bayeri­sche Justiz aufnahm und gewann, zeich­net den Fall nach. Der Jurist erhebt in seinem Buch einmal mehr schwe­re Vorwür­fe gegen bayeri­sche Politi­ker. «Es wird anderen Leuten auch übel mitge­spielt hier in Bayern, aber der Fall Mollath war ein Exzess», sagte Schlöt­te­rer der dpa.