BERLIN (dpa) — Es ist ein zentra­les Projekt der Ampel-Koali­ti­on: Tempo beim Ausbau der erneu­er­ba­ren Energien. Das «Oster­pa­ket» umfasst mehre­re hundert Seiten. Die FDP will dem Paket nur unter Vorbe­halt zustimmen.

Das Bundes­ka­bi­nett will heute ein umfas­sen­des Geset­zes­pa­ket für einen schnel­le­ren Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne in Deutsch­land auf den Weg bringen.

Das soll Deutsch­land beim Errei­chen seiner Klima­zie­le helfen — das Land aber nach dem russi­schen Angriffs gegen die Ukrai­ne auch möglichst schnell unabhän­gi­ger machen von russi­schen Liefe­run­gen von Gas, Öl und Kohle. Die erneu­er­ba­ren Energien seien zu einer Frage der natio­na­len Sicher­heit gewor­den, hieß es aus Regie­rungs­krei­sen. Beim «Oster­pa­ket» handle es sich um die größte energie­po­li­ti­sche Novel­le seit Jahrzehnten.

FDP will nur unter Vorbe­halt zustimmen

Die FDP will dem geplan­ten umfas­sen­den Geset­zes­pa­ket zum Ausbau des Ökostroms im Bundes­ka­bi­nett nur unter Vorbe­halt zustim­men. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Regie­rungs­krei­sen in Berlin. Die Rede war von einem «beson­de­ren Vorgang», weil wichti­ge Sachfra­gen bislang nicht einver­nehm­lich entschie­den worden seien. Es solle aber der Weg freige­macht werden, damit keine Zeit verlo­ren gehe.

In der Vorla­ge für das Kabinett heißt es demnach, der beschleu­nig­te Ausbau der erneu­er­ba­ren Energien sei ein zentra­les Ziel der Koali­ti­on aus SPD, Grünen und FDP. Der Gesetz­ent­wurf werde hierzu einen wesent­li­chen Beitrag leisten. Es bestehe aber Einver­neh­men, dass im weite­ren Verfah­ren Fragen des Zeitplans, der Klima­neu­tra­li­tät im Strom­sek­tor, die Einfüh­rung sogenann­ter Contracts for Diffe­ren­ces und die Option einer neuer­li­chen Umlage­fi­nan­zie­rung vor dem Hinter­grund des Koali­ti­ons­ver­trags «ergeb­nis­of­fen» disku­tiert würden.

Wirtschafts- und Klima­schutz­mi­nis­ter Robert Habeck (Grüne) hatte die Vorha­ben bereits im Januar angekün­digt — «Oster­pa­ket» deswe­gen, weil das Kabinett die geplan­ten Geset­zes­än­de­run­gen noch vor Ostern beschlie­ßen sollte. Das Geset­zes­pa­ket umfasst insge­samt mehr als 500 Seiten, wie es aus Regie­rungs­krei­sen hieß.

Windkraft deutlich ausbauen

Im Kern geht es vor allem um eine Änderung des Erneu­er­ba­re-Energien-Geset­zes (EEG). Die erneu­er­ba­ren Energien sollen künftig im überra­gen­den öffent­li­chen Inter­es­se liegen und der öffent­li­chen Sicher­heit dienen. Das soll Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren beschleu­ni­gen und Gerichts­ver­fah­ren erleich­tern. Gegen neue Windrä­der wird oft geklagt.

Die Ausbaum­en­gen für Windkraft an Land und auf See sowie für Solar­ener­gie sollen deutlich angeho­ben werden. Aus den Regie­rungs­krei­sen hieß es, der Ausbau der erneu­er­ba­ren Energien an Land und auf See werde auf ein völlig neues Niveau gehoben, damit die Strom­ver­sor­gung in Deutsch­land bereits 2035 nahezu vollstän­dig auf erneu­er­ba­ren Energien beruhe.

Bis 2030 sollen mindes­tens 80 Prozent des deutschen Brutto­strom­ver­brauchs aus Erneu­er­ba­ren kommen. 2021 lag dieser Anteil nach Branchen­an­ga­ben bei rund 42 Prozent.

Habeck hatte im Januar bei der Vorstel­lung seiner Eröff­nungs­bi­lanz gesagt, die Geschwin­dig­keit der CO2-Emissi­ons­min­de­rung müsse verdrei­facht werden, sonst würden Klima­zie­le etwa 2030 verfehlt.

Das Geset­zes­pa­ket sieht ferner vor, dass Strom­kun­den über eine frühe­re Abschaf­fung der EEG-Umlage über die Strom­rech­nung ab Sommer entlas­tet werden. Beschleu­nigt werden soll auch der Bau neuer Strom­lei­tun­gen, darüber hinaus sind neue Projek­te geplant.

Atomaus­stieg «idealer­wei­se» bereits 2030

Strom­kun­den sollen künftig auch besser vor Pleiten von Versor­gern sowie Preis­sprün­gen geschützt werden. Zudem soll die finan­zi­el­le Betei­li­gung der Kommu­nen, in denen Windparks stehen, verstärkt werden. Damit soll die Akzep­tanz vor Ort erhöht werden.

Deutsch­land steigt bis Ende 2022 aus der Atomkraft aus und in den kommen­den Jahren schritt­wei­se aus der Kohle. Die Ampel-Koali­ti­on strebt einen Kohle­aus­stieg «idealer­wei­se» bereits 2030 an — das aber hängt davon ab, ob ein schnel­le­rer Ausbau der erneu­er­ba­ren Energien gelingt.

Im «Oster­pa­ket» nicht enthal­ten ist das geplan­te Ziel, zwei Prozent der Landes­flä­che für Windener­gie zu reser­vie­ren. Die Bundes­re­gie­rung befin­det sich dazu in Verhand­lun­gen mit den Ländern. Vor allem in Bayern gibt es stren­ge Regeln zum Abstand von Windrä­dern zu Wohnhäu­sern. Offen ist, ob die Bundes­re­gie­rung das Zwei-Prozent-Ziel über Änderun­gen im Bauge­setz­buch verpflich­tend vorschreibt.

Die Koali­ti­on arbei­tet außer­dem an einem Klima­schutz-Sofort­pro­gramm. Darin enthal­ten sein sollen Maßnah­men, um etwa die Energie­ef­fi­zi­enz bei Gebäu­den zu verbes­sern sowie um Klima­zie­le im Verkehr zu erreichen.